Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
Vom Netzwerk:
war beruhigend, ihn im Halbdunkel sehen zu können. Und jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, um sich nach dem Grund dafür zu fragen, und ebenso wenig, um sich Gedanken über die außergewöhnliche Wirkung zu machen, die er auf ihre Sinne ausübte. Mit diesen Dingen würde sie sich später befassen, wenn sie geschlafen hatte …
    Die Bodenfliesen schienen immer härter zu werden – und kälter. Cecily war, als verwandelten sich ihre Finger und Zehen in Eiszapfen. Sie bekam eine Gänsehaut am Nacken und schmiegte sich tiefer in ihren Mantel.
    Allmählich wurde es still im Saal. Die Fackeln wurden nach und nach gelöscht, bis auf jene zu beiden Seiten der Tür und ein oder zwei Laternen, die von den Dachsparren baumelten. Schemenhafte Gestalten hockten um die Feuerstelle, die Gesichter vom Flammenschein erhellt. Der Ritter, der Cecily so beunruhigt hatte, mochte fort sein, doch ihr Unbehagen blieb. Noch immer war kehliges Gemurmel zu hören, dann und wann unterbrochen von lautem Gelächter.
    Männliches Gelächter, raubtierhaftes männliches Gelächter. Herzog Wilhelms Männer.
    Cecilys Augenlider schlossen sich, ihre Nerven jedoch waren gespannt wie eine Bogensehne. Sie hatte vier Jahre im Kloster verbracht, in denen sie kaum einen Mann zu Gesicht bekommen hatte, und plötzlich schlief sie mit einem ganzen Heer von ihnen in einem Raum. Welche Buße würde Mutter Aethelflaeda ihr dafür wohl auferlegen?
    Ein kleinerer Tumult in der Nähe der Tür ließ sie aufschrecken. Gestützt auf zwei Kumpane, torkelte ein Betrunkener in den Saal. Cecily holte zitternd Atem und spähte abermals verstohlen in Adams Richtung. Er lag auf der Seite, den Kopf auf die Hand gestützt, und betrachtete sie. Sein Gesichtsausdruck war im Halbdunkel kaum zu erkennen, doch sie hatte den Eindruck, dass seine Augen kühl blickten.
    „Seid unbesorgt, Cecily“, sagte er leise. „Wenn Ihr mir eine gute Gemahlin sein wollt, wird es Euch an nichts fehlen.“
    Kaum eine Armeslänge von ihr entfernt lag seine Hand mit den langen, vom Schwertkampf schwieligen Fingern, entspannt auf seiner Decke. Nie zuvor war Cecily eine so kurze Entfernung so weit vorgekommen.
    „Ich möchte …“
    „Ja?“
    „Lasst mich hier nicht allein“, flüsterte sie. „Heute Nacht … das ist alles, was ich will.“ Sie streckte zaghaft die Hand aus.
    Warme Finger schlossen sich um die ihren. „Seid loyal mir gegenüber, und ich werde Euch nie verlassen. Wenn Ihr mich jedoch hintergeht …“ Seine Stimme verebbte.
    Cecily spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, noch während sie Adams Hand fest umschlossen hielt. Wusste er über Emma Bescheid?
    Doch die Berührung musste sie beruhigt haben, denn kurz darauf fielen ihr die Augen zu und sie sank in Schlaf.
    Einige Zeit später regte sie sich und kehrte allmählich aus dem Reich der Träume zurück.
    Warm. Warm.
    Was für ein wunderbarer, unmöglicher Traum. In Winternächten war ihr nicht mehr warm gewesen, seit sie ins Kloster eingetreten war. Mit einem behaglichen Seufzer schmiegte sie sich enger an den Quell dieser Wärme. Sie versuchte, wieder einzuschlafen, damit dieser Traum nicht endete, wurde stattdessen jedoch noch etwas wacher.
    Ihr stockte der Atem. Adam. Er war es, der ihr seine Wärme schenkte. Sie lag neben ihm – nein, ihr Kopf war auf seinen muskulösen Oberarm gebettet, während sie die Nase an seine warme Brust drückte. Sein Duft hüllte sie ein, fremd, männlich, verführerisch. Und bis gestern absolut verboten.
    Warm, so warm.
    Nun ganz wach, rüstete Cecily sich zum sofortigen Rückzug, falls er auch nur die geringste Bewegung machen sollte. Auf diese Weise in den Armen eines Mannes zu liegen, lag derart weit jenseits der Grenzen aller Schicklichkeit, dass Mutter Aethelflaeda sie allein für den Gedanken daran mit Schimpf und Schande aus dem Kloster gejagt hätte.
    Vorsichtig hob sie den Kopf. Ja, er schlief. Sie gestattete es sich, zu entspannen. Seine Arme waren locker um sie geschlungen, und irgendwann musste er die Decke über sie beide gebreitet haben. Diese Wärme – Himmel, diese Wärme! Man könnte einen Mann allein um der Wärme willen heiraten, dachte sie mit einem wehmütigen Lächeln.
    Im gedämpften Licht einer gläsernen Hängelampe, die wie durch ein Wunder die Plünderungen der Normannen überstanden hatte, betrachtete sie sein Gesicht. Es war eine Freude, ihn anzusehen – vor allem jetzt, da er ihren Blick nicht bemerkte. Für gewöhnlich war sie zu schüchtern dazu. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher