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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Raye
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jeder ihrer Schritte von irgendjemand geplant.
     
    Der Regen war stärker geworden. Zum Glück fand Anne einen Unterschlupf, eine der verfallenen Hütten aus Feldsteinen und grauem Holz, wie es sie hier überall gab, aber Anne kam dieser Ort einladend und freundlich vor, vielleicht, weil die Menschen fehlten, weil die Tür offen stand und weil das Haus unbewohnt schien.
     
    Innen sah es chaotisch aus – so jedenfalls war Annes erster Eindruck. Der kleine Raum war vollgestopft mit alten Möbeln, gruppiert um ein altes rotes Samtsofa, überall standen Kisten, Körbe und Kästen herum, darüber lagen Kleidungsstücke und Decken. Mit jedem weiteren Blick, den Anne auf einen der Gegenstände im Raum richtete, kam ihr dessen Einrichtung ordentlicher und überlegter vor, jeder Platz war optimal genutzt, man konnte sich trotz der Fülle gut bewegen.
     
    Sie stolperte fast über einen Stapel mit Feuerholz, freute sich über diesen Fund, zündete ein Feuer im Kamin an, um sich aufzuwärmen, legte sich auf das Sofa und zog eine karierte Wolldecke bis unters Kinn. Sie schlief sofort ein.
     
    Nox unterrichtete Magie, hoch über dem Burghof, zwischen den Zinnen des Rabenturmes. Böen zerrten an ihren Kleidern, Schneeregen prasselte herab. Weder sie noch die sechs Schülerinnen, die sie umgaben, nahmen Notiz davon. Sie horchten aufmerksam auf die Worte der Zauberin, die trotz des Sturmes jedes Ohr erreichten. Sie sollten lernen, wie man Fesselungszauber durchbricht. Nox forderte mit einer Geste eine von ihnen auf, zu ihr in den Kreis zu treten und belegte sie in Sekundenschnelle mit dem Fluch des Eises.
     
    Glacies strinxit!
     
    Die Elevin erstarrte, schien von einer kaltblauen Hülle umgeben, war zu jeder Bewegung unfähig. Die Körperhaltung, in der sie erstarrt war, drückte deutlich ihr Unbehagen aus.
     
    „Führe deine Energien von innen nach außen, sammle deinen Atem, wirf alles, was du hast, gegen deine Fesseln, denke an die Kraft eines Vulkans, dessen Lava nach außen drängt. Nun atme aus, so heftig du kannst und spricht die Worte, die ich dich gelehrt habe!“
     
    Glacies fugit!
     
    Die Schülerin schien von innen heraus aufzuleuchten, die Eishülle schwand zusehends. Das Mädchen lachte und sprang umher vor Freude über das Erlernte. Nox lächelte zufrieden.
     
    „Dieser Zauber wirkt gegen jede Form der Erstarrung, sei sie nun durch Magie oder natürliche Kräfte. Er bricht sogar den Bann durch große Ängste! Nun werde ich euch zeigen, wie diejenigen zu strafen sind, die euch mit einem Bann belegen oder fesseln …“
     
    Zu gerne hätte Anne diesen Teil des Traumes miterlebt, aber ein Geräusch draußen weckte sie auf. Krähen hatten auf den Bäumen vor dem Haus Stellung bezogen und weckten sie mit ihrem lauten Krächzen.
     
    Wie lange hatte sie geschlafen? Stunden waren vergangen, denn draußen dämmerte es bereits. Sie musste zurück, löschte die Glut im Kamin, verriegelte die Tür sorgfältig, als sei es ihr eigenes Haus, das sie verschlösse und machte sich auf den Weg. Sie hatte befürchtet, sich vielleicht zu verlaufen, doch sie fand mit großer Sicherheit zur Brücke zurück.
     
    Glacies …
     
    Wie hatte die Formel geheißen, um einen Bann zu brechen, sogar durch Angst verursacht? Sie überlegte angestrengt – und als ihr
     
    … fugit!
     
    das zweite Wort des Spruches wieder einfiel, hatte sie die Brücke bereits hinter sich.
     
    Mrs. Dinkle empfing sie nicht gerade erfreut.
     
    „Wir waren kurz davor, eine Suchaktion einzuleiten! Für dich ist die Reise zu Ende. Ich werde jetzt deine Eltern informieren und bringe dich morgen früh zum Bahnhof.“
     
    Alan! dachte Anne in diesem Augenblick. Kein Bedauern über die abgebrochene Reise, keine Schuldgefühle. Keine Angst vor Konsequenzen durch ihre Eltern. Glacies fugit! dachte Anne.
     
6. April 2010
    Alan zeigte weitaus mehr Freude über Annes verfrühte Rückkehr als ihre Eltern. Sie hatte still mehrere Gardinenpredigten über sich ergehen lassen, weil sie spürte, dass ihre Eltern echt in Sorge gewesen waren. Außerdem hatte sie einige Tage in Parallelkursen zugebracht, denn selbstverständlich durfte aus ihren Verfehlungen auf der Kursfahrt kein Vorteil oder Vergnügen, nämlich freie Tage, für sie erwachsen.
     
    Anne hatte die Brücke über die Corrieshalloch-Klamm schon fast vergessen, als ihre Mutter nach einem Telefonat aufgeregt in ihr Zimmer kam und die letzten Neuigkeiten berichtete: Millie Mason war bei einem Ausflug zum

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