Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter
nahe standen wie sie, plötzlich in Wortlosigkeit stecken bleiben? Nach so wenigen gemeinsamen Tagen?
Da war es Anne, als ob diese Steine, die auch schon den Namen Nox Eterna hervorgebracht hatten, einen bösen Fluch über sie und ihren Liebsten gelegt hatten. Andererseits – vermutlich deutete sie nur wieder etwas in einen zufälligen Zusammenhang hinein.
Bevor Alan sich verabschiedete, wischte er noch einmal wie beiläufig mit einer Hand über den Tisch mit den Buchstaben, verschob sie, als wollte er die dort entstandenen Zusammenhänge und ihre Bedeutungen auslöschen. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossenen hatte, ging Anne zum Tisch, um aufzuräumen. Vor ihr lagen ein wenig unordentlich die Buchstaben, die aber dennoch einen neuen Sinn ergaben:
Alan – ein Heiliger? Seltsamer Zufall, sie zögerte, wirbelte dann die Spielsteine ein weiteres Mal durcheinander – und entdeckte jetzt die Worte
in der neuen, unbeabsichtigten Anordnung. Auch das bedeutete nichts im Buchstaben-Orakel, denn noch immer galten ja Annes Spielregeln: drei Buchstaben übrig, dreimal weniger Sinn.
Allerdings war die Stille zwischen ihr und Alan kein Spiel nach ihren Regeln, sondern real. Ebenso wenig wie die Erinnerung, die sich jetzt plötzlich in Annes Bewusstsein schob – warum, wusste sie zunächst nicht. Doch dann machte alles Sinn – Nox wollte ihr ein weiteres Mal ihre Macht demonstrieren, ihr beweisen, dass sie doch in ihren Händen war, ihrer Magie ausgeliefert.
In Annes Kopf explodierte etwas, immer neue, ungute Gedanken blitzten auf, sie spürte die Energie der Nacht, die sich gegen sie und Alan zu richten begann und überlegte fieberhaft, wie sie diese ihre dunkle Seite wieder unter ihre Gewalt bringen konnte. Mehr noch – konnte sie die neue quälende Stille zwischen ihr und Alan brechen, wenn sie Nox in ihre Schranken wies? Sie fand lange keinen Schlaf in dieser Nacht, denn sie fürchtete sich, Nox in so klarer Gegnerschaft entgegenzutreten und ängstigte sich davor, besiegt zu werden.
Ihr unglaublicher, wunderbarer Sommer 2010 endete in Angst, und er würde nie wiederkehren.
17. August 2010
Anne schlief traumlos in dieser Nacht oder zumindest erinnerte sie sich nicht an einen Traum. Als sie erwachte, fand sie ihr Bett völlig zerwühlt, das Laken war seitlich von der Matratze gerutscht, ihre Bücher lagen auf dem Boden neben dem Nachtschrank, die Lampe war umgefallen. Alles sah nach einem Kampf aus – hatte sie doch geträumt? Sie ging in die Küche, bemerkte, dass sie allein im Haus war. Silly und Peter hatten offenbar die sonderbare Spannung zwischen Anne und Alan bemerkt, waren nach Hause gegangen. Anne fand das Haus riesig groß und leer, hatte keinen Appetit, trank nur ein Glas Milch und ging dann zur Haustür, um die Post hereinzuholen. Sie hatte wieder sehr lange geschlafen, stolperte fast über die Fußmatte, begrüßte Alan, der ihr mit einem Lächeln die Zeitung reichte. Nichts in seinem Gesicht deutete an, was gestern geschehen war. Alan lief an Anne vorbei in die Küche, machte ein paar Sandwichs, griff sich zwei Äpfel aus der Schale auf dem Tisch und fragte dann mit einem unwiderstehlichen Lächeln:
„Frühstücken wir am Fluss?“
Alles war wieder gut, dachte Anne, ich habe da etwas hineingedeutet.
Dieser letzte Tag im Haus der Oxters wurde ein guter Tag. Nach Annes und Alans Frühstück am Fluss trafen sich die vier Freunde wieder im House Of Love, überlegten, wie sie den Abend verbringen sollten und Anne und Alan machten sich auf in die Stadt, um einzukaufen. Mirjam Oxter würde sonst angesichts des ausgeraubten Kühlschranks einen Anfall bekommen, da war sich Anne sicher.
Währenddessen saßen Silly und Peter am Tisch im Garten und spielten Buchstaben-Orakel, um sich die Zeit zu vertreiben - weniger ernst und verbissen als Anne und Alan, aber vielleicht gerade deshalb mit einem schnellen und überraschenden Ergebnis. Sie entdeckten innerhalb von Minuten in dem Namen
aber dabei waren ja – wieder nach Annes Regeln – noch drei Buchstaben überflüssig, und somit bedeutete es nichts, dann folgte DRINK TEACHER P, was nur einen Buchstaben übrig ließ, auf Peters Seite zu großer Heiterkeit führte und ihn veranlasste, sich aus der Bar von Annes Vater einen Whisky einzugießen. Während er trank, verschob Silly die Buchstaben ein weiteres Mal. Sie zeigten drei Worte:
Peter nur einen kurzen Blick darauf,
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