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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Raye
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wirkte sofort irgendwie aufgebracht, fast erbost, die drei Worte schienen ihm augenblicklich die Laune verdorben zu haben.
     
    „Was für eine idiotisches Spiel!“ wetterte er und zeigte alle Anzeichen – eines aufkommenden Wutanfalls? Oder war es Angst? Silly konnte es nicht glauben – Peter schien innerlich total aufgewühlt. Wie Rumpelstilzchen, als sein Name entdeckt wurde, dachte Silly. Hatte er ein Problem mit höllischen Zusammenhängen, womöglich Angst vor der Hölle? Ja, offenbar hatte sie irrationale Ängste geweckt, einen empfindlichen Nerv getroffen. Sie hatte gehört, dass in osteuropäischen Ländern der Glaube an den Teufel noch sehr verbreitet sei – aber hier in England?
     
    „So etwas kann man ja nicht ernst nehmen!“ Peters Hände zitterten, er blickte fahrig umher. Silly hatte schon fast Mitleid mit ihm.
     
    „Wer nimmt schon so ein Spiel ernst?“ Silly lächelte ein wenig gequält. „Wie wäre es, wenn du – drüber lachst?“
     
    Dieses Angebot schien Peter zu überzeugen. Er lachte zunächst etwas zögerlich, fand seine Fassung wieder, lachte jetzt herzhaft, konnte sich wenig später kaum halten vor lauter Lachen. Er lachte laut, viel zu laut, gackerte fast, kein sympathisches Lachen, fand Silly.
     
    „Ich, Peter Drachkin, soll so etwas eine Ausgeburt der Hölle sein! Das ist ja schon mehr als lachhaft!“
     
    Er schob die Buchstaben wie beiläufig mit einer Handbewegung zusammen und füllte sie zurück in den Spielkarton. Silly beobachtete ihn nachdenklich. Was war los mit diesem Mann? Sie nahm sich fest vor, Anne von diesem kuriosen Ereignis zu erzählen, was sie aber später vergaß. Peter erinnerte sie nicht daran.
     
18. August 2010
    Annes Eltern waren zurückgekommen, hatten von den zwischenzeitlichen Verwüstungen in ihrem Haus nichts bemerkt, denn Alan, Silly und Anne hatten nicht nur das „HOUSE OF LOVE“-Schild entfernt, sondern auch in einem gewaltigen Kraftakt aufgeräumt und alles wieder so hergerichtet, wie es zuvor gewesen war. Der Kühlschrank war wieder aufgefüllt, die Fußböden sauber geputzt. Peter hatte sich da rausgehalten, wie überhaupt die alltäglichen Verrichtungen nicht sein Ding waren.
     
    „Es war alles schon ziemlich katastrophal, als ich zum ersten Mal herkam. Ich halte mich an das Verursacherprinzip, und da ich nichts verursacht habe ... Wenn irgendetwas kaputt ist, habe ich hinterher den Ärger am Hals, ich hatte in der Vergangenheit schon mal so einen Fall und bin rausgeworfen worden …“
     
    „Wirklich rausgeworfen?“ fragte Silly nach.
     
    „Im wahrsten Sinne des Wortes“, sagte Peter lachend – und nachdenklich zugleich. „Und es war nicht das Erdgeschoss!“
     
    Annes Eltern erzählten unentwegt von ihren Erlebnissen in Irland, Annes Vater schwärmte vom grünen irischen Gras und genoss den guten Malt Whisky, den er wie jedes Jahr mitgebracht hatte – und er hatte in diesem Urlaub auch nicht gelernt, mehr Interesse an seiner Tochter zu entwickeln oder vielleicht mal nachzufragen, was sie erlebt hatte. Anne machte Ansätze, die Geschehnisse während der Abwesenheit ihrer Eltern zu schildern, stieß aber auf wenig Aufmerksamkeit. Es war, als erreichte ihre Stimme ihre Eltern nicht.
     
    In der Nacht war Anne in Nethernox. Die Magierin, ihr dunkles Alter Ego, experimentierte in einem neuen Gebiet ihrer Zaubermacht: Sie belegte widerborstige Untertanen oder aufsässige Mitgliedern der Schwarzen Garde mit einem Schweigebann, und, wenn dies nicht genügte, mit einem erstaunlich schnell und vollständig wirkenden Fesselungszauber. Ein junger Mann aus dem nahe gelegenen Dorf hatte sich mit einer Zofe aus dem engsten Kreis der Magierin angefreundet, was die Gesetze von Nethernox streng untersagten. Die nächsten Vertrauten der Magierin hatten wie Nonnen oder Mönche zu leben. Was Nox ganz und gar nicht gefiel, war die Tatsache, dass ihre Dienerinnen Geheimnisse ihres Herrschaftswissens ausgeplaudert hatte. Wutentbrannt veranlasste sie, dass ihre Dienerin in den Kerker geworfen wurde. Dann ließ sie den Jüngling vor ihren Thron zerren. Zwei furchtbare Wächter hielten ihn, während Nox Terox Enna auf ihn richtete. Sie sprach die beiden Worte, die in den kommenden Tagen zu Favoriten ihrer Boshaftigkeit werden sollten:
     
    Tacere, vermis!
     
    Schweige, Wurm! Der Zauber traf den jungen Mann wie ein Schlag, er schien Schmerzen zu spüren, öffnete mit gequältem Gesichtsausdruck den Mund und schrie – aber sein Schrei war nicht

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