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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Raye
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ab, wurde schwächer. Es kostete sie Kraft, Nox und ihre eigenen Person Tag und Nacht getrennt zu halten, sich nicht mit ihr einzulassen oder zu verbünden, was einer Unterwerfung gleichgekommen wäre. Sie wehrte sich dagegen, ihren bösen Einflüsterungen Folge zu leisten, setzte dem Chaos in ihrem Inneren Ordnung in ihrer kargen Behausung entgegen, obwohl ihr das jeden Tag schwerer fiel. Es schien ihr aber, dass es Nox an Einfluss auf ihre Person mangelte, dass sie abseits von Nethernox in der realen Welt nicht ganz die Machtfülle besaß, mit der sie Annes Träume beherrschte.
    An diesem Tag begegnete Puck zum ersten Mal sich selbst, seinem schwarzen Alter Ego. Anne sah die beiden Tiere Auge in Auge gegenüberstehen. Sie richteten sich auf, standen still wie zwei Teile einer symmetrischen Figurengruppe, mit gebleckten Zähnen und drohenden Krallen. So weit war es jetzt schon, selbst das unbedeutende Personal der Nacht nahm Besitz von der Tageswirklichkeit, nicht mehr lange, und die Schwarze Garde würde Annes Bastion stürmen. Einen Wimpernschlag später – Anne hatte das Schlimmste befürchtet – war Puck wieder allein – ihr lieber, weißer, freundlicher Puck. Aber Anne war alarmiert.
     
22. September 2010
    Traum und Wirklichkeit vermischten sich immer mehr. Oft sah Anne in den Spiegelscherben über der alten Waschschüssel nicht ihr eigenes Gesicht, sondern die Fratze der Magierin. Bei ihren alltäglichen Arbeiten verwandelten sich ihre Hände für einen Augenblick in die langen Krallen von Nox, der schwarze Puck sprang wie ein Derwisch durch die kleine Hütte und verschwand im nächsten Augenblick, eine von vielen Halluzinationen, die vielleicht auch der Hunger verursachte, denn Anne aß so gut wie nichts. Sie hatte auch kaum noch etwas, fror jetzt häufig, weil ihr die Kraft fehlte, Holz für den Kamin zu hacken, aber Puck, ihr lieber Puck, wärmte sie zuverlässig. Es war eines der größten Schockerlebnisse dieser einsamen und verwitterten Tage, als sie plötzlich bemerkte, dass statt seiner der schwarze Puck auf ihrem Schoß saß, sie ansah und die Zähne bleckte. Sie hatte sich mit einem Wesen der Finsternis eingelassen, es liebevoll gestreichelt, ohne es zu ahnen.
     
24. September 2010
    Zehn Tage waren seit Annes Ankunft auf diese Weise zwischen Tag und Traum ins Land gegangen, ohne dass Entscheidendes geschehen war. Aber die Lage spitzte sich zu, verlangte nach einer Entscheidung, das spürte Anne mit jeder Faser ihres Körpers. Der Traum dieser Nacht ängstigte sie besonders.
     
    „Ich unterbreite dir ein Angebot, dem du nicht widerstehen kannst“, schlug Nox ihr mit schamlosem Grinsen vor. „Gib dieses jämmerliche Leben auf deiner Seite auf, werde ganz und gar Teil meines Reiches. Wozu quälst du dich mit diesem lächerlichen Körper? Dieser Trank befreit dich von ihm! Trink nur diese Essenz!“
     
    Sie hielt eine Phiole mit einer gelblichen Flüssigkeit empor.
     
    „Da du Teil meiner Person bist, werde ich besonders pfleglich mit dir umgehen – umgehen müssen. Du wirst über meine Macht verfügen – zumindest über einen Teil davon – du wirst frei von Skrupeln und Gewissensbissen sein, die dich jetzt zerfressen. Du wirst dich frei fühlen und denken können, kein Fluch der Stille wird dich mehr quälen, alles in dir wird nackt, wild, frei und zügellos wachsen, deine Gier nach Leben unermesslich sein!“
     
    Zum Beweis ihrer Macht winkte sie aus einer Gruppe in der Nähe stehender Diener einen Mann herbei, der ihr widerspruchslos folgte, ein grauer, schwächlicher Alter mit gebrochenen Augen. „Hier, Namenloser, trink!“ Der Mann folgte, trank, stürzte nieder und blieb einen Augenblick wie tot liegen. Dann erhob er sich langsam wie ein Erwachender, mit jeder seiner Bewegungen stärker werdend. Von Sekunde zu Sekunde verlief seine Metamorphose schneller. Muskelpakete zerrissen seine ärmlichen Kleider, ein wilder Haarschopf spross aus seinem ehemals kahlen Schädel. Aus seinen schmalen Händen wurden Pranken. Sein Gesicht zeigte das Grinsen eines boshaften Tieres.
     
    „Er hat sich meinen Anweisungen klaglos unterworfen und wird jetzt dafür belohnt.“
     
    Nox wandte sich zu ihm, richtete Terox Enna auf seine Brust. Eine Schockwelle schüttelte den Mann, der plötzlich ein Schwert in den Händen hielt.
     
    „Dein neuer Name sei Draco Sanguis, geh hin und töte nach Belieben! Vielleicht kannst du auch meiner Freundin hier … helfen!“
     
    Nox deutete auf Anne, ihr neu

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