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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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ihr Glas hoch. Sie ließ die dunkelrote Flüssigkeit einladend rotieren. Die Tageszeitung knisterte, als sie sie auf ihren Schoß legte. „Hola.“
    Es hatte einige Zeit gedauert, aber inzwischen hatte sie ihn dazu erzogen, als Erstes, wenn er hereinkam, die Räder abzuwischen und Schoner aufzuziehen. Vorher war sie mit dem Wischen nicht nachgekommen. Den Haken, den sie in Sichthöhe von ihm angebracht hatte, hatte er einige Wochen lang ignoriert. Doch irgendwann hatte er seine Scham abgelegt und hängte seine Jacke auf den „Kinderhaken“, wie er ihn nannte, statt sie über den Schirmständer zu legen.
    Selten kehrte Daniel im Dunkeln heim wie an diesem Abend. Er wurde nicht oft vom Polizeipräsidium angefordert und stets als Erster in den Feierabend entlassen. Er hasste diese Sonderstellung, aber Marie genoss es, weitaus mehr Zeit mit ihm zu verbringen als vor seinem Freizeitunfall. Seine Querschnittslähmung hatte also auch etwas Gutes.
    Sie spülte ihr schlechtes Gewissen über diesen egoistischen Gedanken mit einem Schluck Syrah hinunter. Das kräftige, aber samtige Beerenaroma schmeichelte ihrer Kehle. Der Alkohol wärmte ihren Magen und ihre Seele. Letzteres hatte sie nötig, denn sie fühlte sich aus dem Gleichgewicht geraten.
    Daniel löste die Taschen, in denen er seine eigenwillige Ermittlerausrüstung bei sich trug und die an den Armlehnen und unter dem Sitz befestigt waren, und stellte sie auf den Boden. Mit geröteten Wangen kam er zum Sofa. Er arretierte seinen Bock und hievte sich neben Marie auf die Couch. Lächelnd zog er sie in seine Arme und küsste sie, etwas, das er im vergangenen Herbst noch nicht getan hätte, weil er sich ihrer nicht wert fühlte.
    Sie schmeckte Schnaps und wunderte sich darüber. „Einen anstrengenden Tag gehabt?“
    „Hab die ganze Zeit nur rumgesessen“, scherzte er mit einem Blick auf seinen Chopper.
    „Du siehst erschöpft aus.“ Besorgt rieb sie über die dunklen Stoppeln auf seiner Wange. Obwohl er sich jeden Morgen akribisch rasierte und seinen Henriquatre stutzte, hatte er schon wieder einen Bartschatten. „Vielleicht ist der Job doch zu anstrengend für dich.“
    „Nicht der Job, sondern der aktuelle Fall. Wir dachten die ganze Zeit, wir hätten eine Kinderleiche gefunden. Das geht an die Nieren. Jedes Mal aufs Neue. Aber es stellte sich heraus, dass es eine zierliche junge Frau war, was es zwar nicht besser macht, aber na ja, du weißt schon.“ Seufzend legte er seine Schiebermütze ab und fuhr mit gespreizten Fingern durch seine Haare, die am Kopf klebten. „Ich habe den Schrecken mit Tom im Stolzen Römer runtergekippt.“
    „Du warst in deiner ehemaligen Stammkneipe?“ Freudig überrascht weiteten sich ihre Augen. Daher kam also der Schnapsgeschmack. Er hatte sich aus Scham seit dem Unfall nicht mehr dorthin getraut.
    „Wieso ehemalig?“ Er zwinkerte.
    Zufrieden, dass immer mehr Normalität in ihren Alltag zurückkehrte, schmiegte sie sich in seine Arme. Sie bot ihm Rotwein an, aber er lehnte ab.
    „Leander wollte nicht mitkommen, sagte, er wäre nicht der Kneipentyp. Geht wohl lieber heim und dreht seine Goldlöckchen auf“, spottete er, dann wurde er ernst. „Natalia setzt Tomasz unter Druck. Er arbeitet so viel, dass sie sich kaum noch sehen.“
    „Will sie ihn etwa verlassen?“ Schockiert schüttelte sie den Kopf. Die beiden waren schon seit der Schulzeit zusammen. Aber der Polizeidienst verlangte viel ab, nicht nur den Gesetzeshütern selbst, sondern auch ihren Familien. Die Scheidungsrate war dementsprechend hoch.
    Daniel grunzte. „Nein, sie will ein Haus.“
    „Merkwürdige Ersatzbefriedigung.“ Als sie sich Wein nachgoss, hielt sie die Flasche zu hoch. Einige Spritzer blieben auf dem Glastisch zurück. Marie wollte aufstehen, um Küchenkrepp zu holen, doch Daniel hielt sie zurück.
    „Entspann dich.“ Sein Arm um ihre Taille war wie ein Schraubstock. Erst als sie ihn sanft boxte, ließ er lockerer. „Ihre Eltern fragen ständig, warum er noch nicht gebaut hat. Jeder Mann würde seiner Frau doch ein Haus errichten. Scheint fast so, als hätten alle mit ihren Schwiegereltern Probleme.“
    Marie legte ihren Kopf auf seine Schulter, damit er nicht an ihrem Gesicht ablas, wie sehr sie das Thema belastete. Nachdem er einmal mitbekommen hatte, dass ihre Eltern Marie dazu überreden wollten, ihn zu verlassen, weil er als Polizist unter ihrem gesellschaftlichen Niveau und durch den Unfall kein richtiger Mann mehr wäre, war es zum

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