Nr. 13: Thriller (German Edition)
gesetzt. Ein Schweißtropfen rann seine Wirbelsäule hinab.
Die Möbel waren zusammengewürfelt, wie in der restlichen Wohnung. Sie hätten auch bei seinem verstorbenen Opa stehen können. Das Bettgestell war aus honigfarbenem Holzimitat, das merkwürdig schimmerte und ihn an Perlmutt erinnerte. Das Kopfkissen hatte eine Kuhle, dort, wo Romans Kopf gelegen hatte, und die Bettdecke war zerwühlt. Da die anderen Zimmer aufgeräumt waren, tippte Benjamin darauf, dass er ein Nickerchen gemacht hatte und aufgesprungen war, als er hörte, dass er Besuch bekam. Haas musste ihn alarmiert haben. Ben meinte sogar noch, den Duft von Schlaf im Zimmer wahrzunehmen, aber er mochte sich das auch nur einbilden.
Seine Beine wurden weich. Am liebsten hätte er sich auf die Kante gesetzt, aber er befürchtete, sich aus einem Impuls heraus ganz hineinzulegen. Was war plötzlich nur los mit ihm? Er fühlte sich schwach, kriegte kaum Luft und es juckte ihn penetrant am Unterbauch, dort, wo sich sein Schamhaar in Richtung Bauchnabel verjüngte.
Die Kleidungsstücke, die auf der Bettdecke lagen, nahm er erst wahr, als Roman ihn näher heranschubste. „Die sind nicht aus der Kleiderstube, sondern ich habe sie gekauft.“
„Das kann ich nicht annehmen.“
„Waren im Angebot. Zieh sie an.“
„Hier?“ Benjamin lief hochrot an. „Jetzt?“
„Du schämst dich doch nicht etwa vor mir?“ Roman lachte. „Warum denn? Du hast nichts, was ich nicht auch habe.“
Ben konnte das nicht tun. Das war unmöglich. Das Jucken wurde so stark, dass er es kaum aushielt. Er schwitzte selbst am kleinen Zeh. Sein Körper schien in Flammen zu stehen. Und das musste er vor Roman verbergen.
„Ich mache uns schon mal ein Bier auf und setze mich ins Wohnzimmer, okay?“ Bevor Roman den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. „Aber ich erwarte eine kleine Modenschau. Sollten die Sachen nicht passen, gebe ich sie zurück.“
Das brauchte er nicht. Die Jeans, die beiden Sweater und das T-Shirt passten perfekt. Genauso wie die fünf Unterhosen. Eine davon behielt Ben sofort an, aus einem Impuls heraus, über den er nicht weiter nachdenken wollte.
Roman betrachtete ihn von allen Seiten. Ermunternd drückte er seine Schultern. „He, du siehst ja gar nicht so übel aus in altersgerechter Kleidung.“ Er reichte ihm eine Flasche Kölsch.
Ben kippte die Hälfte hinunter, als wäre er am Verdursten. Er wusste selbst nicht, weshalb er so nervös war. Es war sogar schlimmer als bei seinem ersten Besuch. Unauffällig wischte er seine feuchten Handflächen an der Hose ab.
„Hast du mit Ralle gesprochen?“
Ben schüttelte den Kopf. Wie konnte er?
„Das musst du aber. Es gibt nur wenige gute Streetworker, er ist einer davon. Er wird dir helfen, von der Straße wegzukommen. Versprich mir, dass du das nachholen wirst, Kobold!“
„Aber ich habe in dem Obdachlosenasyl übernachtet, das du mir empfohlen hattest“, antwortete Ben ausweichend. Er bekam ein schlechtes Gewissen, weil Roman sich um ihn sorgte und er ihn dagegen belog.
„Sehr gut.“ Mit ernster Miene klopfte Roman ihm auf die Schulter und ließ seine Hand dort einen Moment lang liegen.
Ben wich seinem Blick aus, denn er ging ihm durch und durch. Immerzu musste er schlucken, deshalb trank er hastig, doch der Kloß im Hals blieb. Überrascht schaute er auf die Flasche. „Schon leer?“
„Ich hol dir eine neue. Hab einen ganzen Kasten geholt.“ Roman verschwand in der Küche.
„Willst du mich etwa betrunken machen?“
„Das schaffst du schon ganz alleine. Trink langsamer.“ Mit einem tadelnden Schnalzen reichte Roman ihm eine zweite Flasche. „Hast du eine Freundin?“
Ben schüttelte den Kopf. Er fühlte sich unwohl und wollte nicht über das Thema sprechen. Es gab immer Mädchen, die für ihn schwärmten, selbst jetzt, wo er als Bad Boy galt, aber nie eins, bei dem er ans Küssen oder Flachlegen dachte. Einmal hatte er befürchtet, dass etwas da unten nicht mit ihm stimmte. Um sich zu testen, hatte er sich einen runtergeholt und damit das Gegenteil bewiesen. Er hatte gedacht, er wäre einfach nur ein Spätzünder, doch er fühlte sich noch immer in der Gegenwart von Männern wohler.
„Einen Freund?“
„Natürlich nicht!“
„Das ist doch nicht schlimm. Wir leben in Köln, nicht in der Provinz.“
In einer Geste, die ihn wohl beruhigen sollte, legte Roman ihm die Hand in den Nacken. Sie lag dort vollkommen ruhig. Nur für ein paar Sekunden. Aber die Hitze, die von ihr
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