Nuancen der Lust (German Edition)
ihren eigenen Namen zu erinnern. Alicia. Er gefiel ihr, rollte leicht von der Zunge und hatte einen schönen Klang.
»Nicht wahr, Sir?«, fistelte der Dicke eilfertig, servil. »Sie hat das gewisse Etwas, und wie wir Euch schon sagten, sind wir überzeugt davon, dass sie für Eure Zwecke hervorragend geeignet ist.«
»Wir werden sehen«, sagte der Fremde. Oh, seine Stimme. Sie kam näher, ihr Timbre strich gleichsam über Alicias entblößten Körper wie der Geigenbogen über Saiten und brachte ihre Nerven zum Vibrieren …
»Ist sie vorbereitet?«, wollte der Fremde nun wissen.
»Ja«, antwortete der Hagere knapp. Er war der wortkarge von den beiden.
»Ich werde sie der ersten Probe gleich jetzt unterziehen und der zweiten in drei Tagen. Und wenn sie besteht, muss sie reisefertig gemacht werden. Wird das funktionieren?«
»Aber sicher!«, rief der Dicke aus. »Natürlich wird es das, Ihr könnt Euch absolut darauf verlassen – wir kümmern uns um alles und sie enttäuscht Euch bestimmt nicht. Es ist ihre Bestimmung. Eine Stroma reinsten Wassers.« Er brach in ein schrilles Lachen aus, in das niemand einstimmte.
Alicias feines Näschen kräuselte sich unmerklich. Sie konnte den Dicken nicht ausstehen, und auch der Hagere war kein Mann, den sie sich freiwillig ausgesucht hätte. Dennoch hatten selbstverständlich beide schon auf ihr gespielt, und sie hatte es ebenso selbstverständlich genossen.
»Probiert sie aus, Sir«, knurrte der Hagere. »Sie gehört Euch.«
»Und dann werdet Ihr selber feststellen, was für ein unglaubliches kleines
Luder
sie ist«, fügte der Dicke grinsend hinzu; Alicia war sich sicher, dass er breit und schmierig grinste, sie hatte das oft genug gesehen. Meistens, wenn ihre Kidnapper sich über sie hermachten, war sie ohne Augenbinde gewesen – die Männer bevorzugten es so. Ohne Zweifel waren ihr die Augen heute auf Wunsch des Neuankömmlings verbunden worden.
»Lasst mich jetzt mit ihr allein«, forderte der Fremde nun. Ja, er war es gewohnt zu befehlen. An den Geräuschen sich entfernender Schritte und dem hallenden Schlagen mehrerer Eisentüren erkannte Alicia, dass ihre zwei Wächter dem bestimmt ausgesprochenen Wunsch ihres Besuchers nachgekommen waren. Er musste eine höchst machtvolle und einflussreiche Persönlichkeit sein, denn nach allem, was sie vom Hageren als auch vom Dicken wusste, waren sie alle beide Gauner und so hart wie Hickoryholz.
»Mein Name«, sagte der allein übrig gebliebene Mann mit seiner berückenden volltönenden Stimme, »ist Malachyd, doch du wirst mich mit Mylord anreden, ist das klar?«
»Ja, Mylord«, erwiderte Alicia unverzüglich. Im Augenblick reizte es sie nicht, die Konsequenzen für Ungehorsam zu erfahren. Das hatte Zeit.
»Du selbst hast hier keinen Namen – du bist Nummer 8. Ich will dich nicht entmutigen, ganz im Gegenteil, denn was ich eingangs sagte, meinte ich ehrlich: Dein Aussehen ist exquisit; du wirkst annähernd perfekt. Aber wisse dennoch, dass ich nicht leicht zu beeindrucken bin.«
»Ich verstehe, Mylord.«
Eine Pause trat ein.
»Das wird sich herausstellen«, meinte Lord Malachyd, die Kühle eines Bergquells in seiner Stimme.
Was Alicia dann hörte, reichte aus, um erste zarte, dunkel glitzernde Wellen der Lust durch ihren Unterleib laufen zu lassen – es war der Klang von Leder, das an anderem Leder und an Stoff rieb.
Im nächsten Moment spürte sie die Peitschenschnüre, die über ihre Schenkel und Hüften glitten. Sanft. Fast unhörbar seufzte Alicia. Sie hielt für Sekundenbruchteile den Atem an, als die ledernen Riemen kurz darauf ihren flachen Bauch streichelten, bevor sie zu den wohlgerundeten Brüsten übergingen.
»Die Peitsche ist ein äußerst nützliches Instrument«, dozierte Lord Malachyd. »Sie kann belohnen und bestrafen, warnen, disziplinieren, und … quälen.«
Was du nicht sagst
, dachte Alicia insgeheim mit leisem Spott.
Sie erwiderte nichts, da der Lord ihr ja auch keine Frage gestellt hatte. Er hatte sich ihrem Lager noch mehr genähert, stand so dicht bei ihr, dass ihr sein herber männlicher Geruch in die Nase stieg.
Die Peitschenriemen zog er wieder weg. Als er unvermittelt, mit großen, warmen Händen, ihren Körper abzugreifen begann, wobei er bei den Füßen anfing, sprang etwas wie ein klarer glühender Funke auf Alicia über, und sie seufzte abermals tief auf. Fast war es schon ein Stöhnen.
Für einen winzigen Moment wehrte sie sich dagegen, dann ließ sie sich vollkommen in
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