Nubila 01: Das Erwachen
in die Augen, sondern eher etwas weiter nach oben, auf ihre Stirn, von der immer noch Blut heruntertropfte.
Kathleen stöhnte und versuchte sich zu orientieren. Wo war sie? Und wo war Sam? Was war geschehen und wer war überhaupt dieses Mädchen?
Irgendetwas stimmte mit diesem Kind nicht. Sie schien wie hypnotisiert und starrte Kathleen weiter an, als stünde sie unter Drogen. Kathleen spürte instinktiv, das dieses Mädchen gefährlich war, doch sie konnte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen. Sie war einfach viel zu müde und benommen.
„ LANEY, NICHT“, ertönte die schockierte Stimme eines Mannes, genau in dem Moment, als das Mädchen nach vorne schnellte.
Kathleen spürte, wie sich etwas Spitzes in ihren Hals bohrte und ein brennender Schmerz fuhr durch ihren Körper. Sie wollte schreien, wollte sich wehren, aber ihr Körper versagte ihr den Dienst. Sie sackte in sich zusammen und war wieder bewusstlos, bevor sie überhaupt realisieren konnte, was mit ihr geschehen war.
Kapitel 2
Die Verwandlung
„ Beiße niemals einen Menschen.“
Mit diesem Grundsatz war Jason aufgewachsen und so war er erzogen worden. Genau wie jedem anderen seiner Rasse, hatte man ihm diesen Grundsatz eingebläut, als den Wichtigsten überhaupt.
Und nun hatte ausgerechnet seine einzige Tochter genau das getan, weil er es nicht geschafft hatte sie zurückzuhalten. Kinder hatten noch keine Selbstbeherrschung. Die erlernte man erst durch viele Jahre Training und manche seiner Art schafften es niemals sich zwischen Menschen aufzuhalten, ohne ihnen an die Kehle fallen zu wollen. Diese Personen mussten sich vollkommen von den Menschen fernhalten.
Aber Laney… Sie war noch so jung. Eigentlich hätte sie gar nicht im Wald sein sollen und Jason war sich absolut sicher, dass es Simons schuld gewesen war, dass sie alleine im Wald herumgelaufen war. Der Junge war Jasons Bruder und hätte sie eigentlich im Auge behalten sollen. Es würde Jason jedoch nicht wundern, falls Simon es Laney höchstpersönlich eingeredet hatte, dass es eine super Idee wäre auf die Jagd nach den Wilden zu gehen. Wütend über sich selbst biss Jason die Zähne zusammen. Laney hatte in ihrem kurzen Leben schon genug mitgemacht, da hätte ein solcher Vorfall wirklich nicht auch noch hinzukommen müssen.
Jason war klar, dass Laney diese junge Frau getötet hätte, wenn er nicht in der Nähe gewesen wäre, um sie davon abzuhalten. Er war absolut leichtsinnig gewesen. Er hätte Laney nicht alleine zu Hause lassen sollen, nur um auf die Jagd zu gehen. Er war zwar immer noch voller Hass auf die Wilden, weil die ihm seine Frau genommen hatten, aber das war noch lange kein Grund, um seine Tochter alleine zurückzulassen.
Die Tatsache, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass irgendein Mensch blutüberströmt mitten im Wald herumliegen würde, entschuldigte nicht, dass er Laney vernachlässigt hatte. Denn wenn er sich besser um seine Tochter gekümmert hätte, dann wäre das alles nie geschehen.
Jasons Schwester Violette hatte nach dem Zwischenfall sofort die anderen zusammen gerufen und er selbst hatte das blutüberströmte Mädchen auf dem Arm bis zum Auto getragen. Cynthia, seine Kusine, hatte solange auf Laney aufgepasst. Für den anderen Menschen hatten sie nichts mehr tun können. Er war genauso ein Opfer der Wilden geworden, wie Laneys Mutter Kara. Jason schwor sich, dass diese Monster irgendwann einmal dafür büßen würden.
Die Fahrt bis nach Hause war zum Glück schnell und problemlos verlaufen. Laney hatte getobt, sodass Jason sie zu Hause sofort in ihr Zimmer sperren musste, weil die Gefahr einer Flucht momentan zu groß war. Danach war er sofort wieder zurück nach unten gekommen, um sich dem zu stellen, was seine Tochter angerichtet hatte.
Nun lag die junge Menschenfrau mitten in der Eingangshalle auf dem Boden und Jasons ganze Familie hatte sich um sie versammelt.
„ Hey!“, rief Jasons Mutter Doreen und rüttelte die junge Frau hin und her. „Wach auf, Mädchen. Wach auf.“
Die junge Frau stöhnte auf, weigerte sich aber ihre Augen zu öffnen. Sie schwitzte schrecklich und sah so aus, als hätte sie schreckliche Schmerzen.
„ Mach die Augen auf, Mädchen“, beschwor auch Violette die Frau.
Jason drehte sich zur Seite. Die Schuld plagte ihn, als er die junge Frau so auf dem Boden liegen sah. Nicht genug, dass er Laney nicht zurückgehalten hatte, es hatte auch noch eine junge, hübsche Frau erwischt,
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