Nubila 01: Das Erwachen
herzlich egal. Wer sie interessierte war Jason. Immer wenn er fort war, hatte sie das Gefühl, als wäre ein riesiges Loch in ihr Herz gerissen worden und obwohl ihr klar war, dass er diese Gefühle nicht erwiderte, konnte sie trotzdem nicht dagegen an. Sie wollte nicht, dass er fort ging. Auch nicht für ein paar Wochen.
„ Warum?“, fragte sie frustriert. „Warum muss er fort?“
„ Es geht das Gerücht, dass es Dieneraufstände gibt“, antwortete Delilah achselzuckend, so als wäre das nichts Besonderes.
„ Dieneraufstände?“, fragte Kathleen überrascht. „Kommt so etwas öfters vor?“
„ Ab und zu mal“, sagte Delilah gelassen und seufzte, als sie Kathleens überraschte Miene sah. „Nicht jedes Haus hat so nachsichtige Herren, wie unseres.“
„ Violette und nachsichtig“, spottete Kathleen. „Dass ich nicht lache.“
„ Sie ist gar nicht so übel, Kath“, schalt Delilah. „Du hast es nur einfach zu weit getrieben damals. Glaub mir, dieses Haus ist erheblich harmloser als viele andere und du solltest dich glücklich schätzen hier gelandet zu sein.“
„ Das tue ich“, beteuerte Kathleen sofort, ohne jedoch zu erwähnen, dass diese Tatsache hauptsächlich Jason zu verdanken war. Offensichtlich hatte Delilah ihr allerdings die Gefühle vom Gesicht ablesen können, denn sie warf ihr einen mitleidigen Blick zu.
„ Jason ist nichts für dich, Kindchen“, sagte sie dann. „Er ist unser Herr. Das wäre so, als würde ein Hund sich in seinen Besitzer verlieben. Ein dermaßen ungleiches Paar kann doch unmöglich eine Beziehung führen.“
„ Das weiß ich auch“, sagte Kathleen traurig. „Es würde mir ja genügen, wenn er einfach nur immer in meiner Nähe bleiben würde.“
„ Immer. Oh Kathleen. Du hast ja gar keine Ahnung, was dieses Wort bedeutet. Irgendwann, vielleicht nicht heute und vielleicht nicht in hundert Jahren, aber irgendwann wird der junge Herr wieder jemanden aus seiner Rasse kennenlernen. Und dann wird er sich mit ihr verbinden. Irgendwann passiert das immer.“
Kathleen nickte bedrückt. Ihr war klar, dass ihre Gefühle für Jason vollkommen irrational waren, aber sie konnte sie einfach nicht ändern. Sie hatte bereits mehrfach versucht Jason aus ihren Gedanken zu streichen, aber irgendwie tauchte er immer wieder auf. Die Gespräche, die sie mit ihm führte waren die anregendsten seit langem und die Tatsache, dass er für sie absolut unerreichbar war machte ihn eher noch attraktiver in ihren Augen, als er sowieso schon war.
„ Wann?“, fragte Kathleen und musste Delilah gar nicht erst erklären, was sie meinte.
„ Sie werden nächste Woche gehen“, sagte Delilah achselzuckend. „Um ehrlich zu sein wundert es mich, dass Jason dir das alles noch nicht erzählt hatte.“
Kathleen verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. Ja. Darüber wunderte sie sich auch.
Der Abschied kam viel zu schnell. In den nächsten Tagen bot sich Kathleen keinerlei Gelegenheit sich noch mal mit Jason zu unterhalten, denn wenn sie ihn sah dann war er meistens in Gesellschaft oder in Eile. Er war einberufen worden und er hatte vor diesem Ruf zu folgen. Es war jetzt ganz eindeutig: Er würde sie verlassen.
Jason und Greg packten ihre Sachen und verabschiedeten sich bei Violette, Simon und Cynthia. Simon war wütend, weil er noch zu jung war, um mitzukommen, aber glücklicherweise waren die Regeln ziemlich streng, was die Force anging. Auch in Notsituationen durfte keiner eingezogen werden der unter sechzehn war. Simons Teilnahme stand also völlig außer Frage.
Kurz bevor Jason ins Auto stieg, kam er allerdings noch einmal in Laneys Zimmer, um sich von seiner Tochter zu verabschieden.
„ Wirst du lange weg sein, Daddy?“, fragte Laney vorwurfsvoll.
„ Nein, meine Kleine“, versicherte Jason. „Ich bin ganz schnell wieder da.“
„ Ich will nicht, dass du weggehst“, weinte Laney und warf sich Jason an den Hals. „Was, wenn dir was passiert?“
„ Um den musst du dir keine Sorgen machen“, feixte Greg. „Unkraut vergeht nicht.“
„ Passt du auf Daddy auf, Onkel Greg?“, fragte Laney mit großen Augen.
„ Aber natürlich“, versprach Greg und streichelte Laney über die Wange.
„ Ich bin bald wieder da, Laney“, versprach Jason und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Pass du nur solange auf Kathleen auf.“
Kathleen saß mit steifer Miene auf einem Stuhl und beobachtete, wie Laney sich von Jason verabschiedete. Sie beneidete die Kleine. Wie gerne
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