Nubila 01: Das Erwachen
lassen wir die Menschen in Ruhe und sie lassen uns in Ruhe. Manchmal haben wir es natürlich trotzdem noch mit illegalen Vampirjägern zu tun, aber die haben wir meistens schnell erledigt. Wenn die Menschen Vampire jagen wollen, dann konzentrieren sie sich in der Regel eher auf die Wilden. Die sind leichter zu erkennen und schwieriger zu töten. Es ist also eine größere Herausforderung.“
Kathleen hätte gerne noch weiter diskutiert, aber Laney hatte andere Pläne. Sie hatte offensichtlich die Nase voll davon, alleine zu spielen und kam begeistert angerannt, um sich Jason auf den Schoß zu schmeißen.
„ Daddy, Daddy“, rief sie. „Guck mal, was ich gefunden habe.“
Laney öffnete leicht die Hand und ermöglichte Jason den Blick auf einen kleinen Frosch, der zwischen den kleinen Fingern hervorlugte.
„ Wow“, sagte Jason grinsend. „Den hast du ganz alleine gefangen?“
Er war so froh, dass seine Tochter endlich wieder sprach, dass es ihm vollkommen egal war was sie sagte. Laney nickte stolz und hielt das Tier dann zu Kathleen hinüber, damit sie es auch bewundern konnte.
„ Sei vorsichtig, dass du ihm nicht weh tust“, sagte Kathleen streng und Laney schüttelte entrüstet den Kopf.
„ Ich bin immer vorsichtig“, verkündete sie und hüpfte dann wieder von Jasons Schoß hinunter.
„ Vielleicht sollten wir langsam wieder zurückgehen“, schlug Jason lächelnd vor. „Ich fürchte, dass meine Schwester mir einen Vortrag hält, falls ich dich zu lange in Beschlag nehme. Immerhin gibt es noch ein paar Dinge, die erledigt werden müssen.“
Kathleen seufzte ergeben. Sie wollte noch nicht zurück. Sie liebte die paar Stunden in der Woche, die sie mit Jason und Laney alleine verbringen konnte. Und obwohl sie wusste, dass Jason in einer völlig anderen Welt lebte als sie selber, so konnte sie sich hier draußen am Fluss wenigstens vorstellen, wie es wäre wenn Jason nicht der Herr und sie nicht die Dienerin wäre.
„ Ok“, sagte sie und stand auf. „Laney kommst du? Wir müssen los.“
„ Ist gut Kathy“, rief Laney zurück und rannte schon mal den Weg entlang.
„ Ich habe das Gefühl, dass sie immer schneller wird“, sagte Jason erstaunt. „Das hat sie vermutlich von ihrer Mutter. Kara war schneller als jeder andere, den ich je gesehen habe. Nicht einmal die Wilden waren imstande sie einzuholen. Das ist zwar vielleicht keine sonderlich interessante Gabe, aber ich wäre froh, falls Laney nur die geerbt haben sollte. Manchmal fürchte ich ja, dass sie vielleicht doch noch ein paar andere Fähigkeiten besitzt, durch die die Ältesten auf sie aufmerksam werden könnten. Aber bisher kann ich nicht sagen was.“
Kathleen sah zu Laney hinüber, die fröhlich voran hüpfte. Seitdem sie beschlossen hatte wieder zu sprechen war sie viel fröhlicher und ungezwungener geworden. Sie bot Simon die Stirn und ärgerte die Dienerschaft. Aber was Kathleen wirklich Sorgen machte war, dass Jason immer noch nichts von ihrer Fähigkeit zur Gedankenübertragung wusste. Laney war offenbar dazu imstande sie so einzusetzen, dass den Leuten nicht klar war woher die Worte in ihrem Kopf plötzlich auftauchten, und das konnte ziemlich gefährlich sein. Sie beeinflusste alle um sich herum zu ihren Gunsten und wenn man nicht acht gab, dann wäre es durchaus möglich, dass sie bald anfing diese Gabe auszunutzen.
Doch Kathleen hatte dem Mädchen versprochen ihr Geheimnis zu wahren und sie hatte nicht vor dieses Versprechen zu brechen. Wenn Jason erfahren sollte, was seine Tochter konnte, dann sollte er es von ihr selbst erfahren.
„ Was soll das heißen, er geht weg?“, fragte Kathleen aufgebracht und funkelte Delilah wütend an, als wäre das alles ihre Schuld.
„ Lyle hat gehört, wie Cynthia und Greg darüber geredet haben“, erklärte Delilah entschuldigend, als sie tagsüber im Keller saßen und wieder einmal versuchten Handarbeiten zu erledigen. „Der junge Herr Jason und sein Cousin Greg müssen zur Force. Lady Violette und Cynthia werden nicht mitkommen. Sie bleiben hier.“
Kathleen zerraufte sich frustriert die langen blonden Haare. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ihr Leben hatte gerade angefangen sich einzupendeln und dann schien plötzlich wieder alles aus den Fugen zu geraten.
„ Wie lange?“, fragte sie verzweifelt.
„ Das weiß ich nicht, Kath. Vielleicht nur für ein paar Wochen, aber möglicherweise auch länger. Greg freut sich schon unheimlich darauf.“
Greg war Kathleen
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