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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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aus irgendeinem Grunde fühlte er sich jetzt gerade wieder so, wie ein kleiner Junge der etwas angestellt hatte. Viktor bemerkte ihn als erstes und wandte ihm seinen Blick zu. Er war, genauso wie eigentlich alle Angehörigen der Spezies, ein gutaussehender Mann. Muskulös, mit einem freundlichen Gesicht, braunen Haaren und dunkelblauen Augen. Viktor war zwar der leibliche Vater von Jason, nicht jedoch von Violette. Violette war bereits längst erwachsen gewesen, als Doreen und Viktor sich kennenlernten. Aber dennoch brachte sie Viktor immer den nötigen Respekt entgegen. Sie liebte ihn wie einen Vater und hielt viel von seiner Meinung.
    „ Jason“, sagte Viktor und winkte ihn zu sich herüber.
    Jason seufzte noch einmal und setzte sich dann in Bewegung. Es brachte wahrscheinlich nichts, das Unvermeidliche noch weiter hinaus zu zögern.
    „ Viktor“, sagte er, als er bei ihnen ankam. „Doreen.“
    Er nickte seiner Mutter zu.
    „ Jason, was hast du dir dabei gedacht?“, sagte Doreen ärgerlich und funkelte ihn von unten her an. Sie hatte immer schon größer gewirkt, als sie eigentlich war und trotz ihrer zierlichen Gestalt, erschien sie ihm jetzt gerade besonders groß zu sein. „Das war mehr als verantwortungslos. Seit Monaten hetzt du hinter jedem Wilden her, der in deine Reichweite kommt und kümmerst dich so gut wie gar nicht um deine Tochter. Da musste es ja irgendwann mal zu einem Unfall kommen. Laney ist deine Verantwortung. Die Ältesten wissen ja noch nicht einmal, dass sie existiert. Deinetwegen haben nun einen Haufen Probleme am Hals.“
    Jason verzog unzufrieden den Mund. Obwohl ihm klar war, dass er es verdient hatte, verletzte es dennoch seinen Stolz, von seiner Mutter als kompletter Vollidiot dargestellt zu werden, aber statt sich zu wehren, ballte er seine Hände zu Fäusten und biss sich von innen auf die Wange, um nicht auszurasten.
    „ Wie kann man nur so unverantwortlich sein?“, schimpfte Doreen weiter. „Laney hätte sie töten können, ist dir das eigentlich klar, Jason? Und du weißt, was geschieht, wenn jemand einen Menschen tötet, der nicht auf der Liste der Force steht. Verdammt, Jason. Du warst doch immerhin selber jahrelang bei der Force.“
    „ Beruhige dich, Liebling“, meinte Viktor bestimmt und Doreen schloss widerwillig den Mund. Er berührte sanft ihren Arm und schien dadurch seine Ruhe auf sie zu übertragen. Diese Fähigkeit besaßen alle Paare, die sich dafür entschlossen hatten sich zu verbinden. Jason hatte das bereits viele Male beobachtet, aber es faszinierte ihn trotzdem jedes Mal wieder.
    „ Jason“, fing Viktor an und fixierte ihn mit seinen intelligenten Augen.
    Vom Aussehen her wirkte Viktor nur etwa zehn Jahre älter als Jason, aber er konnte bereits auf jahrhundertelange Erfahrungen zurückgreifen, obwohl man ihm das nicht im Geringsten ansah. Er besaß eine Weisheit, die Jason sich erst mit der Zeit würde aneignen müssen.
    „ Möchtest du etwas zu deiner Verteidigung sagen bevor ich beginne?“, fragte Viktor ernst.
    Jason rechnete es seinem Vater hoch an, dass er ihm die Gelegenheit geben wollte alles zu erklären. Aber das Traurige an der Geschichte war, dass es einfach gar nichts zu erklären gab. Er hatte es verbockt.
    Er hatte gesehen, dass Laney ihnen gefolgt war und hatte sie nicht nach Hause gebracht, wo sie eigentlich hingehörte, weil er viel zu scharf darauf gewesen war die Wilden zu erwischen. Er hatte einfach nicht erwartet mitten im Wald auf Menschen zu stoßen. Aber in Selbstvorwürfen zu zergehen würde ihm nichts helfen. Genauso wenig wie billige Ausreden.
    Deswegen schwieg er einfach und schüttelte den Kopf. Keine Erklärung würde das Geschehene wieder gut machen können.
    „ Ok“, sagte Viktor zufrieden, als er Jasons Reaktion sah, die man als Schuldbekenntnis deuten konnte. „Laney hat also einen Menschen gebissen und wenn du nicht gewesen wärest, dann hätte sie ihn wahrscheinlich auch getötet.“
    Jason nickte unangenehm berührt. Es stimmte. Rein theoretisch wäre Kathleen inzwischen tot.
    „ Du weißt, was das bedeutet“, sagte Viktor bedeutungsschwer. „Laney ist ein Kind und damit nicht zurechnungsfähig, also wirst du die Sache auf deine Schultern nehmen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass niemand von Laneys Existenz weiß.“
    Jason nickte. Kara und er hatten viele Gründe gehabt, um Laneys Existenz geheim zu halten und so lange es möglich war wollte er das auch weiter so handhaben. Doch das hatte für ihn

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