Nubila 01: Das Erwachen
die Konsequenz, dass er die Strafe von Laney übernehmen musste. 10 Jahre seiner Jugend würden ihm für diesen Vorfall für immer genommen werden. Man würde ihm das nächste Mal den Schlaf verweigern. Das bedeutete, dass er altern würde. Bedauerlich, aber nicht zu ändern.
„ Du kannst froh sein, dass Laney das Mädchen nicht getötet hat“, zischte Doreen. „Du weißt, was sonst geschehen wäre.“
Jason nickte wieder. Es war ihm durchaus klar, was auf den Mord an einem unschuldigen Menschen stand. Fünfzig Jahre ohne Schlaf. Da er auch diese Strafe übernehmen müsste, würde das für ihn bedeuten, dass er den Rest seines Daseins als siebzig- jähriger Greis verbringen dürfte. Kein sonderlich toller Gedanke.
„ Das Mädchen ist aber nicht tot, mein Engel“, wandte Viktor ein. „Sie lebt und sie wird auch überleben. Aber nicht mehr als Mensch.“
Nein. Nicht als Mensch, dachte Jason. Die Gelegenheit, ein friedliches Menschenleben zu führen, hatte Laney ihr für immer genommen.
„ Das Hauptproblem besteht also jetzt in der Frage, was wir mit Kathleen anstellen“, erklärte Viktor weiter. „Wir könnten sie rein theoretisch natürlich zu Theodor geben. Er ist immerhin Violettes Vater und würde sie mit Sicherheit aufnehmen ohne großes Aufhebens darum zu machen.“
Jasons Stimmung stieg automatisch ein wenig an und er sah hoffnungsvoll zu Doreen hinüber. Doch ihre Miene war dermaßen eisig, dass er vermuten musste, dass diese Idee nicht durchgeführt werden würde.
„ Das wäre zu einfach“, beantwortete Viktor Jasons unausgesprochene Frage. „Laney soll lernen die Verantwortung für das zu übernehmen, was sie getan hat. Sie soll sehen, was sie angerichtet hat und sie soll dir helfen sich um das Mädchen zu kümmern, sobald sie wieder bei Verstand ist. Wer weiß, vielleicht tut ihr das ja sogar gut.“
„ Sie wird später wahrscheinlich auch eine Weile zur Force müssen“, bemerkte Doreen abfällig. „Es ist schließlich durchaus möglich, dass sie Geschmack daran gefunden hat Menschen zu jagen.“
Jason erwiderte nichts. Die einzige Möglichkeit sich wirklich auszutoben bestand darin der Force beizutreten. Der Armee der Herrenrasse. Vor langer Zeit hatten die Ältesten einen Pakt mit den Menschen getroffen, dass sie offiziell Mörder und Vergewaltiger jagen durften. Doch dieser Prozess lief äußerst kontrolliert ab und man war dazu verpflichtet so viele Hintergrundinformationen einzuholen, dass ein Irrtum praktisch ausgeschlossen war. Wenn die Mitglieder der Force mit all diesen Informationen dann das OK ihrer Vorgesetzten bekommen hatten, durften sie sich über den Verbrecher hermachen. Wer jedoch gegen diese Regeln verstieß, bekam dieselbe Strafe, wie jeder der willkürlich einen Unschuldigen tötete.
„ Wie auch immer.“ Es war nicht schwer zu sehen, dass Viktor mit der Situation absolut unglücklich war. Doch Doreen schien sich bereits regelrecht auf die Strafe zu freuen, die nun folgen würde. „Du wirst dich um Kathleen kümmern.“
Jason spürte, wie sein Mund aufklappte und beeilte sich ihn wieder zu schließen, bevor Doreen ihn deswegen aufziehen konnte.
„ Wie bitte?“, hakte er noch einmal nach, weil er davon ausging sich verhört zu haben.
„ Du hast mich gehört, Jason“, sagte Viktor streng. „Wegen deiner Verantwortungslosigkeit ist Kathleen zu dem geworden, was sie jetzt ist, also bist du auch für sie verantwortlich. Ich habe deinen Cousin Greg angerufen, damit er ein paar Nachforschungen über sie anstellt. Das könnte dir bei ihrer Betreuung helfen. Denn du wirst sie betreuen, sie pflegen und ruhig stellen, wenn es nötig sein sollte. Du bist für sie verantwortlich und ich will nicht zu hören bekommen, dass sie ausgebrochen ist und irgendetwas angestellt hat. Kathleen wird so lange deine Hauptsorge sein, bis du sie vernünftig in ihr neues Leben eingeführt und sie erzogen hast. Ist das klar?“
Jason sah Viktor ungläubig an, erkannte aber sofort an Doreens Gesichtsausdruck, dass es den beiden vollkommen ernst war. Er war soeben zum Babysitter degradiert worden. Und das wo er sich gerade vorgenommen hatte wieder mehr Zeit mit Laney zu verbringen.
Er hatte Lust den beiden zu sagen, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten. Jeder machte schließlich mal einen Fehler. Aber das hätte nur absolut kindisch geklungen und Jason war zu stolz um zuzugeben, wie wichtig es ihm war, die Sache wieder gerade zu biegen. In seiner Familie hatte es zwar immer viel
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