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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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schaffte es einfach nicht mehr sie hervor zu kramen.
    Laney, das Mädchen, das sie als erstes gesehen hatte, war wieder fort gegangen, ohne ein Wort zu sagen. Kathleen konnte es ihr nicht verübeln. Ihr selber war auch nicht unbedingt nach reden zumute. Alles hier erschreckte sie. Seitdem die Sonne untergegangen war, herrschte um den Käfig herum äußerste Geschäftigkeit. Hauptsächlich waren es schneeweiße Leute, die Antonio ziemlich ähnlich sahen, aber es kamen auch ein paar vorbei, die wie Laney aussahen. Offensichtlich war sie selber die Hauptattraktion des Tages, den jeder wollte einen Blick auf sie werfen und einige sprachen sie sogar an.
    Als wieder jemand um die Ecke kam war Kathleen sofort auf der Hut. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihre Sinne reagierten augenblicklich auf eine mögliche Gefahr. Sie streckte instinktiv eine Hand nach hinten aus, um sich für den Fall eines Angriffs abstützen zu können. Ein Mann trat in ihr Blickfeld und sie beäugte ihn misstrauisch.
    Der Mann war nicht riesig, aber doch größer als sie selber. Er hatte dunkles, kurzes Haar und dunkelblaue Augen, ein ovales Gesicht und breite Schultern. Er strahlte eine ruhige Selbstsicherheit aus, die darauf hindeutete, dass er es nicht nötig hatte ständig allen etwas zu beweisen, um sich selber wertvoll zu fühlen. Im Gegensatz zu Kathleen schien er genau zu wissen, wer er war und er war ganz offensichtlich zufrieden damit. Eine Tatsache, um die sie ihn beneidete.
    „ Kathleen“, sagte der Mann gedehnt und trat zögernd einen Schritt auf sie zu.
    Kathleen verzog den Mund und fragte sich, ob es wohl normal war dass man ihren Namen so eigenartig betonte. Dann stellte sie jedoch überrascht fest, dass sie seine Stimme mochte. Sie hatte einen tiefen, aber freundlichen Ton, und seine Augen wirkten unheimlich liebenswürdig. Seine Stimme war das erste an diesem eigenartigen Tag, von dem sie das Gefühl hatte das sie es kannte. So als hätte sie sie schon ziemlich oft gehört.
    „ Ich bin Jason“, stellte der Mann sich vor und schien unsicher zu sein, ob er sich weiter vorwagen sollte oder nicht.
    Kathleen rührte sich nicht, sondern beobachtete ihn einfach nur. Das war also Jason, der Mann über den alle schon den ganzen Tag redeten. Laneys Vater, der Mann dem sie diese ganze Verwirrung zu verdanken hatte. Er sah gut aus, soviel konnte sie schon einmal sagen. Er hatte helle Haut, aber nicht so blass, wie sie selber. Sein Gesicht war fein geschnitten und er war sportlich gebaut, aber das war bei den anderen Männern, die im Laufe des Tages zum Käfig gekommen waren, nicht anders gewesen. Doch irgendetwas an Jason war anders. Vom Aussehen her wirkte er nicht viel älter als sie selber, aber sein Blick sagte ihr, dass er schon einiges erlebt hatte. Und zwar nicht nur Gutes.
    „ Ich vermute, dass Antonio dir schon grob erklärt hat, was mit dir passiert ist, nicht wahr?“, fragte Jason. „Ich habe die Verantwortung für dich, Kathleen. In nächster Zeit werde ich dir beibringen mit deiner neuen Identität und mit deinem neuen Leben zurecht zu kommen und dich in unsere Gemeinschaft einzugliedern.“
    Jason machte eine kurze Pause und sah Kathleen direkt an, die seinem Blick problemlos standhielt. Interessiert stellte sie fest, dass seine Augen doch nicht dunkelbraun waren, wie sie von weitem angenommen hatte, sondern dunkelblau, wie ein unheimlich tiefer, tiefer See. Die schreckliche Nervosität, die sie noch vor ein paar Stunden empfunden hatte, hatte sich inzwischen gelegt und in Jasons Nähe empfand sie eine angenehme Ruhe. Dennoch versuchte sie dagegen anzukämpfen. Sie kannte diesen Mann gar nicht. Sie sollte ihn nicht mögen. Alle hatten ihr gesagt, dass er schuld war an ihrem Leid und allein deswegen sollte sie ihn schon hassen.
    Nach einer Weile ließ Jason seinen Blick ein wenig umher schweifen. Es irritierte ihn, dass Kathleen nicht sofort den Blick abwandte sobald man sie ansah, wie er es von den anderen Dienern gewohnt war. Selbst Antonio gestattete sich nie für längere Zeit einen direkten Blickkontakt aufrecht zu erhalten, weil das als respektlos empfunden werden konnte. Doch Kathleen war neu. Sie konnte solche Dinge gar nicht wissen.
    „ Warum hast du es getan?“, fragte Kathleen und brachte Jason damit ziemlich aus dem Konzept.
    „ Was getan?“, hakte er irritiert nach.
    „ Mich verwandelt“, präzisierte Kathleen und starrte ihn intensiv an. „Warum hast du es getan?“
    „ Es war ein Unfall“,

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