Nubila 01: Das Erwachen
sagte er angespannt.
„ Tja. Da habe ich wohl gelogen“, fauchte Caroline. „Ich dachte, dass das mit uns etwas Besonderes wäre. Ich hätte eigentlich schon vor zwei Monaten schlafen müssen, aber ich habe mir eingebildet dass ich dich dann verlieren würde. Deinetwegen habe ich also wertvolle Monate meiner Jugend geopfert.“
Sprachlos erhob Jason sich von dem Bett und wandte sich zur Tür. Er konnte einfach nicht glauben, was er gerade gehört hatte.
„ Ich muss jetzt los, Caroline“, sagte er schlicht. „Es tut mir leid, wenn du etwas für mich opfern musstest. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich dich schon viel eher aufgeklärt. Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen wirst.“
Ohne auf eine Antwort zu warten öffnete Jason die Tür in dem kleinen Hotelzimmer, in dem sie sich in den letzten Monaten immer getroffen hatten und trat hinaus. Auf dem Weg den Flur hinunter konnte er noch hören, dass Caroline ihm alle möglichen Schimpfwörter hinterher warf.
Kapitel 9
Die Dienerin
Jason ärgerte sich über sich selber. Während er mit seinem Motorrad über die Schnellstraße bretterte, versuchte er Sinn in dem zu finden, was gerade geschehen war.
Er hätte wissen müssen, dass Caroline der Beziehung mehr Bedeutung zugemessen hatte, als er selber. Aber es war ganz nett gewesen mit ihr zusammen zu sein und es hatte ihm ein wenig geholfen, wenigstens zeitweise nicht mehr an Kara denken zu müssen. Er hatte keinen Grund dafür gesehen die Beziehung zu beenden, solange sie beide damit zufrieden waren.
Wenn Kathleen nicht seine Aufmerksamkeit verlangen würde, wäre Caroline dann tatsächlich noch weiter für ihn wach geblieben? Der Gedanke erschreckte Jason unheimlich.
Wütend legte Jason sich mit seinem Motorrad in die Kurve und wurde von einem LKW-Fahrer angehupt, von dem er beinah erfasst wurde. Jason achtete gar nicht auf ihn. Er war viel zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um solchen Kleinigkeiten großartig Bedeutung zuzumessen.
Es brachte nichts, sich noch weiter über Caroline aufzuregen. Ihre Beziehung war gut gewesen, solange sie existiert hatte, aber ihm war klar gewesen, dass sie nicht lange halten würde. Seine Gedanken waren immer noch viel zu sehr durch Kara besetzt, als dass er sich ernsthaft mit einer neuen Frau beschäftigten könnte.
Kathleen war momentan seine höchste Priorität und er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben gehabt, dass sie überhaupt wieder normal werden würde. Violette hatte ihm zwar versichert, dass sie das immer taten, aber Jason kannte sich mit der Verwandlung von Dienern einfach nicht so gut aus.
Jason gab noch ein wenig mehr Gas und sauste an den ersten Tannen vorbei, die den Beginn des Waldes säumten. Mit seinem Motorrad würde er nicht lange brauchen um nach Hause zu kommen und er versuchte jetzt schon sich auszumalen, wie es wohl sein würde, Kathleen zum ersten Mal im normalen Zustand anzutreffen. In den letzten Tagen hatte er sie oft mit Laney zusammen besucht, weil er wollte dass das Mädchen sie kennenlernte. Offiziell war es zwar Jason gewesen, der Kathleen gebissen hatte, aber die Familie kannte die Wahrheit. Und Laney sollte sich ruhig mit dem befassen, was sie angestellt hatte.
Der Wald wurde dichter und nach kurzer Zeit musste Jason die Hauptstraße verlassen und ein kleineres Sträßchen nehmen. Hier konnte er zwar nicht ganz so schnell fahren, aber es beruhigte ihn zu wissen dass er schon ziemlich nah an seinem zu Hause war.
Sobald er ankam würde er natürlich als erstes nach Kathleen sehen, aber danach musste er sich Violette vorknöpfen. Violette war gut mit Caroline befreundet und sie war der Grund, dass Jason und Caroline sich überhaupt kennengelernt hatten. Jason wollte, dass seine Schwester die Sache mit der Trennung zuerst von ihm erfuhr, denn er war davon überzeugt, dass Caroline die ganze Sache ziemlich überdramatisieren würde. Und er wollte Violette gerne dafür erwürgen, dass sie ihm nicht gesagt hatte, dass Caroline ihre Schlafenszeit seinetwegen verschoben hatte. Denn daran, dass Violette das gewusst haben musste, hatte er keine Zweifel.
Nach einer scharfen Kurve wurde Jason etwas langsamer und bog dann in einen kleinen Waldweg ein. Er kannte diesen Weg in und auswendig, ärgerte sich aber immer wieder darüber wie schlecht sein Motorrad sich auf diesem Weg fahren ließ. Da wäre ja sogar laufen schneller.
Eine Viertel Stunde später kam das
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