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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Anwesen seiner Familie in Sicht. Das Gebäude war ziemlich groß und alt, hatte sich aber durch die ständige Pflege gut gehalten. Die Fassade bestand aus hellgrauen Steinen und war in U-Form gebaut. Das Gebäude war von einem großen Garten umgeben und es befanden sich mehrere kleine Gebäude am Rande des Waldes. Es war wunderschön, doch ausnahmsweise nahm Jason sich nicht die Zeit sich an seiner Pracht zu erfreuen, sondern stellte sein Motorrad vor der Haustür ab und ging auf direktem Wege hinein.
    Er war nervös. Er wusste, dass es eigentlich keinerlei Grund dafür gab, aber er fühlte sich trotzdem fast wie ein Junge, der wusste, dass er gleich zum ersten Mal seinen neuen Welpen zu sehen bekommen würde. Kathleen hatte wochenlang getobt und er hatte sie jeden Tag besucht. Doch sie hatte ausgerechnet dann den Wahnsinn abgeschüttelt, als er nicht bei ihr gewesen war und er fragte sich automatisch, ob das wohl ein schlechtes Omen war?
     
    Jason nahm die Aufgabe, die ihm zugedacht war, ziemlich ernst, obwohl er nicht vorhatte, dabei Violettes Methoden zu benutzen. Violette hatte ihm in den letzten Wochen immer wieder gepredigt, dass man eine Neue in Kathleens Alter mit strenger Hand und gefühlsmäßiger Kälte erziehen musste und sie hatte ganz klar gesagt, dass sie Jason keines von beidem zutraute. Doch Jason glaubte, dass er es auf seine Art schon schaffen würde, Kathleen in den Griff zu bekommen. Soweit er wusste waren Neulinge kurz nach ihrem Erwachen noch viel orientierungsloser, als seine eigene Rasse es nach der Schlafphase war. Insofern dürfte es nicht schwierig sein sie zu beeinflussen.
    Jason warf in der riesigen Vorhalle seine Motorradjacke über das Geländer und nahm seine Sonnenbrille ab. Dann ging er eiligen Schrittes durch die Halle. Ein paar der Diener eilten an ihm vorbei, senkten aber sofort den Blick, um ihn nicht zu erzürnen. Doch bevor Jason auf der anderen Seite wieder aus dem Gebäude heraus, auf den Hof gehen konnte, kam Greg ihm auch schon entgegen.
    Jason hatte eigentlich gehofft niemandem von seiner Familie zu begegnen, weil er momentan keine Lust hatte irgendjemandem Rechenschaft darüber abzulegen wo er gewesen war oder wie er sich jetzt fühlte. Wenn er aber schon mit jemandem sprechen musste, war er froh, dass es Greg war und nicht einer der Anderen.
    „ Mann“, sagte Greg grinsend. „Wo bist du gewesen?“
    „ Weg“, gab Jason einfach nur zurück und ging an Greg vorbei weiter die Treppe hinauf. „Wo ist sie?“
    „ Na in ihrem Zwinger, wo sonst.“
    „ Wie geht es ihr?“
    Greg zuckte mit den Schultern und lief Jason hinterher.
    „ Scheint alles ganz ok zu sein“, sagte er. „Antonio hat sie schon untersucht. Sie ist total gesund. Sie spricht nur kaum.“
    „ Sie spricht kaum?“, hakte Jason nach und sah seinen Cousin ungläubig an. „Was soll das heißen?“
    „ Naja. Sie redet nur, wenn man sie direkt anspricht, oder wenn sie eine konkrete Frage hat. Wenigstens ist sie nicht ganz stumm, so wie Laney.“
    „ Ist Laney bei ihr?“, fragte Jason und wandte seinen Blick wieder nach oben.
    „ Schon seit einer ganzen Weile“; antwortete Greg. „Aber keine Angst. Kathy tut ihr nix. Da haben wir uns schon von überzeugt.“
    „ Ok, Greg. DANKE.“
    Greg stoppte, als hätte Jason ihm ein Stoppschild entgegen gehalten und zuckte wieder mit den Schultern. Jasons Körpersprache war eindeutig gewesen. Er wollte ihn nicht dabei haben, wenn er Kathleen kennen lernte. Er wollte niemanden dabei haben. Kopfschüttelnd sah Greg seinem Cousin einen Moment nach und ging dann wieder zurück in die Vorhalle.
     
    Kathleen war verwirrt. Alles an diesem Ort verwirrte sie. Die Farben, die Gerüche, die Geräusche und die Formen. Die Leute und die Gegenstände. Alles war so eigenartig. Warum konnte sie sich nicht daran erinnern, wer ihr Vater war, oder ihre Mutter? Oder wer sie selber war? Sie fühlte sich fremd in ihrem eigenen Körper und erkannte nicht einmal ihre eigenen Hände wieder. In der Wasserschüssel, die man ihr zum waschen hingestellt hatte, konnte sie erkennen, dass ihre Haut genauso weiß war wie die der anderen Diener und dass ihre Haare einen ungewohnt hellblonden Ton hatten. Es war so eigenartig. Kathleen hätte schwören können, dass ihre Haare eigentlich braun sein sollten und ihre Haut vorher auch nicht so blass gewesen war.
    Alles war furchtbar verschwommen und unklar, so als würden die Erinnerungen immer noch irgendwo in ihrem Hinterkopf lauern, aber sie

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