Nubila 01: Das Erwachen
und nun gibt es kein zurück mehr. In der Fabrik ist man mit Neuen wie dir ziemlich brutal. Ich möchte dass du verstehst, dass du von nun an keine Rechte mehr hast. Das kannst du einfach so hinnehmen, oder aber ich muss es dir beweisen. Doch um ehrlich zu sein wäre es mir lieber, wenn wir das Ganze auf eine zivilisierte Art und Weise hinbekommen könnten.“
Kathleen schien eine Weile über diese Informationen nachdenken zu müssen und schüttelte dann den Kopf.
„ Wer war ich vorher?“, fragte sie. „Habe ich nicht Familie? Freunde?“
Jason seufzte und zog dann langsam Kathleens Portemonnaie aus der Tasche. Er betrachtete es einen Augenblick und zögerte es ihr zu überreichen, doch dann gab er sich einen Ruck und hielt es ihr entgegen.
„ Das hier hast du bei dir getragen, als wir dich gefunden haben“, sagte Jason. „Wir wissen, dass du keine Familie mehr hast, und der Mann der bei dir war ist leider gestorben. Das waren aber nicht wir. Wir haben euch beide gefunden, während wir auf der Jagd nach den Wilden waren. Dein Freund, Sam, war bereits tot, als wir eintrafen.“
Kathleen griff nach dem Portemonnaie und achtete dabei darauf, keinen Hautkontakt mit Jason herzustellen. Sie klappte es auf und betrachtete den Inhalt so genau wie möglich. Als sie die Fotos fand musste sie schlucken. Sie zeigten mehrere Personen, die sie nicht erkannte, doch besonders lange betrachtete sie das Bild von einem jungen Pärchen. Die junge Frau hatte braunes langes Haar und kuschelte sich verliebt an einen großen Mann, mit rötlichen Haaren. Der Mann kam ihr ziemlich bekannt vor, aber auch an ihn konnte sie sich nicht wirklich erinnern. Es war zum verzweifeln. Das einzige Gesicht, von dem sie sich wirklich sicher war, das sie es schon einmal gesehen hatte, war das der jungen Frau mit den braunen Haaren.
„ Wer ist das?“, fragte sie an Jason gewandt.
„ Du“, gab Jason zurück.
„ Das bin ich?“, hakte Kathleen ungläubig nach.
„ Nein“, widersprach Jason. „Das warst du. Jetzt bist du es nicht mehr. Dieser Mensch da auf dem Foto ist bei der Verwandlung gestorben. Wer du jetzt bist, wirst du mit der Zeit wohl noch herausfinden müssen.“
Kapitel 10
Die Flucht
Kathleen mochte diese neue Welt nicht. Sie mochte den Käfig nicht, in dem sie steckte, sie mochte die Diener nicht, die um sie herumschlichen, als wäre sie ein eigenartiges Tier und sie mochte die Herren nicht. Die einzigen Personen, die ihr bisher ernsthafte Aufmerksamkeit geschenkt hatten, waren Jason und das kleine Mädchen, das offensichtlich beschlossen hatte mit ihr zu reden.
„ Warum schaust du so grimmig“, fragte Laney, während Kathleen die Fotos aus ihrem Portemonnaie betrachtete.
„ Dein Vater nervt mich“, stellte Kathleen missmutig fest. „Ich kann mich kaum daran erinnern, wer ich selber bin, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man mich früher nicht in Käfigen gehalten hat.“
Laney verzog den Mund und schüttelte dann den Kopf.
„ Das ist doch zu deinem Schutz“, sagte sie überzeugt. „Wenn man dich nicht einsperrt, dann läufst du davon und beißt einen Menschen. Und dann wirst du eine Wilde. Und das will Daddy nicht.“
Kathleen schnaubte.
„ Woher willst du das wissen?“, protestierte sie. „Wenn ich frei wäre, dann würde ich höchstens eine Runde ums Haus laufen. Ich will nicht hier drin versauern. Ich will meine Freiheit zurück. Ich vermisse meine Freiheit.“
Laney runzelte nachdenklich die Stirn.
„ Versprichst du das?“, fragte sie ernst.
„ Was?“
„ Versprichst du, dass du nicht davon läufst, wenn ich dich freilasse?“
Kathleen zögerte, weil sie sich nicht sicher war, ob sie das kleine Mädchen richtig verstanden hatte.
„ Kannst du mich rauslassen?“, fragte sie.
„ Klar“, bestätigte Laney grinsend. „Daddy weiß nicht, dass ich weiß wo der Schlüssel ist.“
Kathleen spürte, wie sie nervös wurde. Sie sprang auf Laney zu, die erschrocken einen Schritt vom Gitter zurückwich. Doch Kathleen schaffte es Laneys Arm zu packen zu bekommen und zog sie wieder näher.
„ Bitte“, sagte sie eindringlich. „Lass mich frei. Ich bitte dich.“
Angst spiegelte sich in Laneys Augen und so schnell wie möglich ließ Kathleen sie wieder los.
„ Tut mir leid“, sagte sie ernst. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
Laney sah Kathleen einen Augenblick mit großen Augen an und drehte sich dann um, um ins Haus zu rennen. Kathleen
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