Nubila 01: Das Erwachen
nahm sich vor, denjenigen, der ihn da gerade geweckt hatte, bei der nächsten Gelegenheit umzubringen und nahm missmutig ab. Wehe wenn das nicht wichtig war.
„ Ja?“, sagte er verschlafen ins Telefon.
Er hörte eine Weile zu und spürte, wie die Müdigkeit, die er vor einer Minute noch empfunden hatte ganz plötzlich weggespült wurde.
„ WAS?“, rief er und fuhr hoch.
Er lauschte gespannt auf seinen Gesprächspartner und sprang dann sofort aus dem Bett.
„ Ist gut“, rief er in sein Handy. „Ich komme sofort. Bin jeden Augenblick da.“
Er legte auf, griff nach seiner Hose und versuchte sie so schnell wie möglich anzuziehen.
„ Jason?“, fragte eine weibliche Stimme unter den Decken hervor. „Was ist denn los? Wer war das?“
„ Das war Viktor“, gab Jason zurück, während er sich sein Hemd über den Kopf zog und gleichzeitig versuchte mit dem Fuß in seinen Schuh hinein zu kommen. „Kathleen hat den irren Blick verloren.“
„ Oh“, gab die Frau zurück und warf die Decke ein wenig zur Seite. Sie war gut gebaut und hatte wie die meisten von Jasons Rasse dunkles Haar und dunkle Augen.
„ Heißt das, du musst weg?“, fragte sie unglücklich und Jason nickte, während er seine Schuhe zuband.
„ Das weißt du doch, Caroline“, sagte er und betrachtete die Frau eingehend. „Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, um mich darüber mit dir zu streiten. Kathleen ist meine Verantwortung und ich muss zu ihr. Laney wartet auch auf mich.“
„ Oh. Entschuldigung, dass ich eure Zeit in Anspruch genommen habe, euer Hoheit“, sagte Caroline beleidigt und drehte ihm den Rücken zu.
Jason seufzte und setzte sich noch einmal auf die Bettkante. Er mochte Caroline. In den letzten Monaten hatte er sich mehrmals mit ihr getroffen, aber eigentlich eher aus Pflichtgefühl. Die Herrenrasse war am Aussterben. Das war schon seit längerer Zeit so und die Ältesten versetzte dieser Zustand in äußerste Alarmbereitschaft. Sie verlangten daher von jedem, dass er sich regelmäßig einen Partner suchte, um die Wahrscheinlichkeit von neuen Schwangerschaften zu erhöhen. Ob es ein beständiger Partner war, an den man gebunden war, wie bei Viktor und Doreen, oder wechselnde Männer wie bei Violette, war dabei gleichgültig. Es gab wenige Angehörige der Herrenrasse, wie zum Beispiel Cynthia, die sich diesem Gebot entzogen. Es war schließlich nicht so, dass man bestraft wurde, wenn man sich nicht daran hielt. Die Ältesten respektierten einen nur einfach mehr, wenn man es tat.
In den ersten Monaten nach Karas Tod hatte Jason es nicht über sich gebracht, sich mit einer neuen Frau zu treffen, aber vor ein paar Monaten hatte Violette ihm Caroline vorgestellt, und obwohl Jason es nicht darauf angelegt hatte, waren sie irgendwann im Bett gelandet.
Die Beziehung schien ganz gut zu laufen, aber im Gegensatz zu Caroline hatte Jason nicht vor sich an sie zu binden. Es hatte bisher nur eine Frau gegeben, für die er seine Freiheit aufgeben wollte, und diese Frau war tot. Caroline wäre ein ziemlich jämmerlicher Ersatz. Jason legte Caroline vorsichtig eine Hand auf den Arm und drehte sie ein wenig zu ihm um.
„ Tut mir leid, Caroline“, sagte er und sah ihr ernst in die Augen. „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die Beziehung von meiner Seite nichts Dauerhaftes sein würde und ich vermute, dass jetzt einfach der Augenblick gekommen ist, in dem ich gehen muss.“
„ Du machst Schluss?“, fragte Caroline ungläubig und richtete sich ein wenig auf. „Einfach so?“
„ Nein“, gab Jason zurück. „Nicht einfach so. Ich habe mir das Ganze gut überlegt und wusste nur noch nicht so richtig, wann genau ich es dir sagen sollte.“
„ Wir haben vorhin noch miteinander geschlafen, du Mistkerl“, erinnerte Caroline ihn. „Hat dir das etwa gar nichts bedeutet?“
„ Caroline… Wir hatten abgemacht, dass du keine Szene machen würdest.“
„ Ich mache doch gar keine Szene.“
„ Doch. Das tust du.“
„ Schön. Dann mache ich halt eine Szene. Wir sind vielleicht noch nicht lange zusammen, aber ich dachte, dass vielleicht mehr daraus werden könnte. Ich habe dir wertvolle Zeit meines Lebens geopfert, verdammt.“
Jason kniff ungläubig die Augen zusammen.
„ Du alterst nicht, Caroline“, gab er zu bedenken.
„ Ach nein...?“
Jason schluckte. Sie konnte doch nicht… Sie konnte doch unmöglich seinetwegen…
„ Du hast behauptet, dass du erst in zwei Jahren wieder schlafen müsstest“,
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