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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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ihm durch und durch, doch er packte sie ohne zu zögern, schirmte sie mit seinem Körper von der Sonne ab und warf mithilfe von Greg eine silberfarbene Decke über sie. Menschengeruch stieg ihm in die Nase, aber er missachtete ihn stur.
    „ Bleiben Sie oben, Sir“, rief Greg zum Fenster hinauf. „Sie ist nur eine Verrückte, die aus einer Irrenanstalt entflohen ist. Keine Angst. Sie wird Sie nie wieder behelligen.“
    „ Das will ich auch hoffen“, rief der alte Mann zurück. „Machen Sie lieber, dass sie fortkommen, sonst rufe ich die Polizei.“
    „ Das wird nicht nötig sein, Sir“, versicherte Jason ihm und wagte es einen Blick nach oben zu werfen. „Wir sind schon so gut wie weg.“
    Er nickte dem Mann zu und packte die immer noch zappelnde Kathleen unter den Armen. Greg nahm ihre Beine und gemeinsam liefen sie zur nächsten Straße, wo Cynthia bereits am Steuer eines Lieferwagens wartete. Greg half Jason Kathleen einzuladen und streckte ihm dann die Hand entgegen, um ihm wieder hinaus zu helfen.
    „ Ich bleibe hinten“, erwiderte Jason kopfschüttelnd. „Geh du nur.“
    Greg zuckte kurz mit den Schultern und schloss dann die Tür. Wenig später spürte Jason, wie sich der Lieferwagen in Bewegung setzte. Er seufzte und knipste eine Taschenlampe an. Dann kniete er sich zu Kathleen hinunter, die immer noch wie verrückt schrie.
    „ Kathleen, Kathleen“, sagte er streng, als die junge Frau zu sehr herumzappelte, um ihn etwas erkennen zu lassen. „Verdammt noch mal, halt still.“
    Kathleen gehorchte widerstrebend, verstummte jedoch nicht ganz sondern wimmerte noch immer als Jason ihr das Haar aus dem Gesicht strich, um ihre Wunden zu begutachten.
    „ Mist“, fluchte Jason, als er die aufgeplatzte Haut in Kathleens Gesicht und an ihren Händen betrachtete. Dort wo vor wenigen Minuten alles noch glatt wie Marmor gewesen war, hatte sie jetzt schwere Verbrennungen und offensichtlich schlimme Schmerzen.
    „ JASON“, ertönte eine Stimme von vorne und jemand hämmerte gegen die Tür. „Alles ok?“
    „ Ja, Cyn“, rief Jason zurück. „Kathleen hat für einen Tag definitiv genug Kontakt mit der Sonne bekommen.“
    „ Wie geht es ihr?“, fragte Cynthia offensichtlich besorgt.
    „ Sie sieht schlimm aus“, gab Jason nach einem Moment der Stille zurück. „Aber ich glaube das wird wieder. Ihre Art heilt schnell.“
    „ OK. Dann bring ich uns mal schnell nach Hause. Keine Angst. Antonio kriegt sie schon wieder hin.“
    Jason nickte. Er ärgerte sich über sich selber. Ihm war klar, dass er auch durchaus Gründe genug hatte, um Laney böse zu sein, aber immerhin wäre es seine Aufgabe gewesen Kathleen über das Sonnenlicht aufzuklären und ihr alles beizubringen. Und diese Aufgabe hatte er nicht erfüllt. Es war seine Schuld, dass sie jetzt vollkommen verkohlt war und immer noch wimmerte. Viele Wilde, die nicht in der Fabrik geboren worden waren litten an ihrem ersten Tag, weil sie einfach noch keine Ahnung von dieser Welt hatten. Ihnen war nicht bewusst, dass die Sonne ihnen schadete und viele starben direkt am ersten Tag, wenn sie keine Möglichkeit hatten, um sich in den Schatten zu verziehen. Doch es war ein langsamer und sehr qualvoller Tod.
    Jason schüttelte missmutig den Kopf und beugte sich dann wieder zu Kathleen hinunter. Sie sah immer noch verängstigt aus, aber sie hatte offensichtlich nicht mehr so starke Schmerzen.
    „ Das war ziemlich dumm, Kathleen“, stellte Jason grimmig fest. „Ich hatte dir gesagt, dass es gefährlich wäre unter Menschen zu gehen, aber du bist trotzdem davon gelaufen.“
    „ Ich habe dir nicht geglaubt“, gab Kathleen zu. „Woher hätte ich wissen sollen, dass du die Wahrheit sagst?“
    „ Tja. Jetzt musst du es wohl glauben. Wo wolltest du überhaupt hin? Deine Familie ist tot, Kath. Wir haben recherchiert. Vielleicht hast du irgendwo noch ein paar Freundinnen oder so, aber ein Zuhause hast du nicht, in das du zurückkehren könntest.“
    Kathleen erwiderte eine Weile nichts. Sie war wütend. Wütend über die Situation, wütend auf Jason und auf sich selber. Und sie hatte Schmerzen.
    „ Werde ich Narben behalten?“, fragte sie nüchtern und betrachtete ihre Hände.
    Jason packte ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, um sie besser betrachten zu können.
    „ Ich bin kein Arzt, Kathleen“, sagte er dann. „Du bräuchtest eigentlich einen, aber es wird eine Weile dauern, dich zu Antonio zu bringen.“
    „ Ich hätte ihn getötet, nicht wahr?“
    Jason

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