Nubila 01: Das Erwachen
bewusst zu werden, wie sie eigentlich in ihrer Arbeitskleidung auf Jason wirken musste.
Seufzend drehte sich Jason wieder um und betrachtete seine Kusine abschätzend.
„ Na dann spuck´s schon aus, Cyn“, sagte er. „Ich muss heute noch einiges tun und habe leider nicht ewig Zeit.“
„ Naja… Ich…“
„ JASON“, rief Greg plötzlich dazwischen und kam mit viel Getöse ins Zimmer herein gerannt.
„ Zieh Leine, Greg“, sagte Cynthia genervt, aber Gregs gehetzter Gesichtsausdruck lenkte Jasons Aufmerksamkeit um.
„ Was ist los, Greg“, fragte Jason alarmiert.
„ Kathleen ist weg“, sagte Greg in gehetztem Ton. „Sie ist fort. Der Käfig ist offen und ich habe keine Ahnung, wie sie herausgekommen ist. Aber sie ist weg. Am Himmel ist keine einzige Wolke zu sehen und in zwei Stunden geht die Sonne auf.“
Während Jason die Treppen hinuntersprang, verfluchte er sich innerlich selber. Von all den neuen Regeln, die es für Kathleen gab, hatte niemand ihr eine der wichtigsten erklärt. Sonnenlicht. Warum hatte er ihr nicht gesagt, dass sie kein Sonnenlicht mehr vertrug. Kathleen war erst seit sieben Stunden wieder bei Sinnen und hatte überhaupt keine Ahnung davon, was direkte Sonneneinstrahlung durch die Verwandlung mit ihr tat. Es war vollkommen unverantwortlich und dumm von ihm gewesen, sie nicht davor zu warnen. Auch Antonio hatte natürlich Schuld, weil er es Kathleen ebenso wenig gesagt hatte, aber die Hauptverantwortung lag einfach immer noch bei ihm.
Jason stürmte zur Haustür hinaus und beachtete gar nicht die verwirrten Blicke der anderen Diener, die sich bereits ins Haus zurückgezogen hatten. Niemand von ihnen hatte Kathleen gesehen, für diese Unachtsamkeit würden sie später wohl noch eine Strafpredigt bekommen. Aber jetzt hatte er für so etwas keine Zeit.
„ KATHLEEN!“, schrie er und rannte eine Runde ums Haus, bis er an Kathleens Käfig ankam.
Greg hatte recht gehabt. Der Käfig war leer. Die Tür stand offen, ließ aber keinerlei Gewalteinwirkung erkennen. Gehetzt sah Jason sich weiter um und sein Blick blieb schließlich an Laney hängen. Sie stand an einer Hausecke und schien zu versuchen sich unsichtbar zu machen. Sie hatte sich so klein wie möglich gemacht und versteckte ihre Hände hinter dem Rücken. Dann hörte Jason plötzlich, wie der Schlüsselbund hinter ihr klimperte.
„ Laney“, sagte er eindringlich und kniete sich vor seine Tochter. Er griff nach ihren Armen und zog ihre Hände hinter dem Rücken hervor. Dann nahm er ihr mit sanfter Gewalt den Schlüssel ab.
„ Hör zu, mein Schatz“, sagte er. „Ich bin nicht sauer auf dich, hörst du. Du hast sie rausgelassen und das war ein Fehler, aber ich bin dir nicht böse. Aber bitte, bitte, sag mir wo sie hingelaufen ist.“
Laney sah grimmig zu Boden.
„ Laney“, sagte Jason streng und Laney sah wieder nach oben. „Wenn du mir nicht sagst wo sie ist, verlieren wir sie. Sieh zum Himmel. In wenigen Stunden geht die Sonne auf. Wenn sie dann draußen ist, wird sie schreckliche Qualen erleiden. Und wenn sie vorher einen Menschen findet, dann wird sie zu einer Wilden. Das willst du doch nicht, oder?“
Laney schüttelte den Kopf und seufzte dann. Sie zeigte nach Osten und Jason hatte in genau diesem Moment eine Eingabe. Kathleen wollte nach Hause. Sie wollte nach Sam suchen, oder zumindest irgendetwas finden, das sie kannte.
„ Greg, komm mit“, verlangte Jason. „Wir müssen den anderen bescheid sagen, damit sie uns helfen Kathleen zu finden. Und zwar schnell.“
Kapitel 11
Bittere Erkenntnis
Kathleen rannte so schnell, wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt war. Nachdem Laney ihr die Tür geöffnet hatte, hatte sie sich bei dem Kind bedankt und war dann so schnell wie möglich losgelaufen. Sie hatte befürchtet, dass irgendjemand sich ihr in den Weg stellen würde, aber es war nichts dergleichen geschehen. Sie fühlte eine eigenartige Reue, weil sie Laney belogen hatte, aber sie hatte keinen anderen Ausweg gesehen. Sie wollte nicht den Rest ihres Lebens als Sklavin verbringen.
Ihr Instinkt schien sie in eine bestimmte Richtung zu leiten und aus irgendeinem Grunde war sie sich sicher, dass er sie zu ihrem Zuhause zu Hause zurückbringen würde. Zu ihrem richtigen Zuhause.
Kathleen war überrascht, wie schnell sie laufen konnte. Die Bäume flogen an ihr entlang und obwohl sie bereits ziemlich lange lief, verspürte sie immer
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