Nubila 01: Das Erwachen
aufkreuzen konnte, interessierte ihn momentan scheinbar überhaupt nicht. Doch Kathleen war eindeutig zu wütend, um sich darüber Gedanken zu machen ob das was sie gerade tat langfristige Konsequenzen haben würde. Wo um Himmels Willen war Jason, wenn man ihn wirklich mal brauchte.
„ Was hast du eigentlich gegen mich, Simon?“, fragte Kathleen und betonte dabei jedes Wort, als wollte sie sichergehen, dass Simon sie auch genau verstand.
„ Das ist nichts persönliches, Kathleen“, gab er achselzuckend zurück. „Du lässt dich einfach nur viel besser ärgern, als alle anderen. Dich zu provozieren macht einfach viel zu viel Spaß.“
„ Kathleen“, sagte Delilah, die urplötzlich hinter ihr stand und nach ihrem Arm griff. „Bleib ruhig.“
„ Lass mich, Delilah“, keifte Kathleen und achtete gar nicht darauf, dass sich immer mehr Diener um die Tür zum Tagesraum hin versammelten, weil sie wissen wollten was los war.
„ Du hast das ganze Zimmer verwüstet“, sagte Kathleen eisig und vergaß dabei völlig, dass ihr Ton absolut unangebracht war.
„ Ja“, gab Simon ohne jeden Skrupel zu. „Ich wollte deine Sachen finden. Und ich werde den Raum wieder verwüsten, wenn mir danach ist.“
Kathleen kniff die Augen zusammen und ballte die Fäuste.
„ Du würdest mich nicht schlagen, Kathleen“, sagte Simon feststellend, weil es ihr anzusehen war dass sie genau das tun wollte. „Dazu fehlt dir der Mut. Du hast nicht den nötigen Mumm, um mich anzugreifen, das sehe ich dir an. Du könntest das ja nicht mal tun, wenn dein Leben davon abhinge. Also wirst du doch wohl wegen ein paar Fotos nicht so ein Theater machen.“
„ Tus nicht, Kathleen“, flehte Delilah von der Seite und Antonio musste seine Gefährtin festhalten, damit sie sich nicht einmischte.
Kathleen sah sich um und bemerkte, dass die ganze Tür inzwischen verstopft war, vor lauter schaulustigen Dienern, die sie ganz gespannt ansahen. Kathleen seufzte und ließ die Schultern sinken. Sie war jetzt schon in riesengroßen Problemen, das war ihr klar. Vielleicht sollte sie lieber versuchen Schadensbegrenzung betreiben, anstatt alles noch schlimmer zu machen. Langsam machte sie einen Schritt nach hinten.
„ Siehst du?“, sagte Simon, als er merkte, dass Kathleen einen Rückzieher machten wollte. „Ich wusste doch, dass du auch nur so ein Wurm bist, wie die anderen. Große Klappe und nichts dahinter. Kannst Gift spucken, wie eine Schlange, aber wenn`s drauf ankommt, dann kneifst du. Du wirst schon sehen, was du davon hast.“
Simon nahm das einzige Foto, auf dem Kathleen und Sam zusammen abgebildet waren und begann langsam es zu zerreißen.
Kathleens Reaktion war schnell. Bevor ihr selber überhaupt selber klar geworden war, was sie da eigentlich tat, schnellte sie vor und verpasste Simon eine schallende Ohrfeige, die ihm sein selbstgefälliges Grinsen vom Gesicht wischte. Sie packte ihre Fotos und sprang dann instinktiv sofort wieder zurück und nahm eine Kampfstellung ein, von der sie nicht einmal gewusst hatte, dass ihr Körper sie beherrschte. Doch es fühlte sich ganz normal und natürlich an. Als Simon sie ungläubig anstarrte, blitzten ihre hellblauen Augen ihm entgegen und zeigten, dass sie auf jeden Fall vorhatte sich zu wehren, falls er sie angreifen sollte.
„ DU MISTSTÜCK!“, rief Simon wütend und sprang auf. „Ich werde dir noch zeigen, wo dein Platz ist!“
„ GENUG!“, ertönte Violettes Stimme plötzlich und sie trat hoheitsvoll wie immer zwischen den anderen Dienern hervor. Ihr Haar war von irgendeinem der Diener geflochten worden und türmte sich zu einer faszinierenden Frisur auf ihrem Kopf. Sie trug ein dunkelrotes Kleid und blickte finster von einem zum nächsten. Hinter ihr stand Cynthia, die betrübt den Kopf schüttelte und die Situation offensichtlich schnell erfasst hatte. Kathleen sank automatisch auf die Knie um Violette zu besänftigen, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass das nicht funktionieren würde. Violette wirkte als wollte sie ihr und Simon gleichermaßen den Kopf abreißen.
„ Vi, ich kann das erklären“, versuchte Simon sich herauszureden. „Es ist nicht, wie es aussieht. Sie hat meine Uhr gestohlen. Sie…“
„ Ich habe bereits genug gesehen, Simon“, schnitt Violette ihm das Wort ab und funkelte Kathleen missbilligend an. „Diese Kindereien gehen mir auf die Nerven und sie werden von nun an aufhören, und zwar ein für allemal.“
Kapitel 15
Die
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