Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
Vom Netzwerk:
diese hässlichen Säcke anstatt richtiger Kleidung zu tragen? Es dient dazu unsere Körper zu verstecken, weil sie sie gar nicht sehen wollen.“
    „ Aber warum?“
    „ Wir sind wie Haustiere für sie, Kathleen“, betonte Delilah. „Uns zu begehren wäre für sie obszön und pervers. Attribute, die auf Simon durchaus zutreffen, aber jeder erwachsene Herr würde lieber erblinden, als sich eine Dienerin nackt vorzustellen, geschweige denn sie anzusehen. Wir sind geschlechtslos für sie. Ist es dir noch gar nicht eigenartig vorgekommen, dass wir alle dieselbe Arbeit verrichten müssen? Die Frauen schleppen Steine und die Männer stricken. Wir werden von den Herren vollkommen gleich behandelt. Der einzige, der vielleicht eine Sonderstellung hat ist Antonio. Aber nicht, weil er ein Mann ist, oder weil er älter ist, sondern weil er Heiler ist.“
    Kathleen nickte. Delilah hatte Recht. Diese Dinge hatte sie zwar registriert, aber sich nicht weiter Gedanken darüber gemacht.
    „ Tja. Und ich vermute, dass die Tatsache dass du neu bist Simon dazu veranlasst, dich als sein neues Opfer auszuerwählen“, erklärte Delilah weiter. „Er will dich nicht wirklich nackt sehen. Er sagt das nur, weil er weiß dass es dir peinlich wäre und du dich dagegen sträubst.“
    „ Du etwa nicht?“, fragte Kathleen ungläubig. Sie konnte nicht fassen, was Delilah ihr da sagte.
    Delilah zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    „ Ich bin in der Fabrik aufgewachsen, Kath“, sagte sie. „So etwas wie Schamgefühl ist nicht angeboren. Man wird dazu erzogen. Und in der Fabrik wurden wir dazu erzogen, dass Nacktheit etwas ganz normales ist. Wir hatten oft keine Kleider und es hat auch niemanden interessiert.“
    Kathleen schüttelte verwirrt den Kopf.
    „ Du hättest Simon nicht so provozieren sollen“, setzte Delilah schließlich nachdenklich hinzu. „Wer weiß, was der Mistkerl sich als nächstes ausdenken wird, um dich zu ärgern.“
     
    Kathleen nahm sich Delilahs Warnung zu Herzen und gab sich in den nächsten Tagen große Mühe, um Simon so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Sie tat, was auch immer Violette von ihr verlangte und verbrachte ihre Freizeit meistens mit Laney, die ihr in kindlicher Naivität bereits längst vergeben hatte, dass sie davon gelaufen war.
    „ Wann kommt dein Vater eigentlich wieder?“, fragte Kathleen auf einem ihrer Streifzüge mit Laney und versuchte die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
    Laney zuckte mit den Schultern und bückte sich nach einem Stein, der auf dem Boden lag.
    „ Er hat gesagt, er würde wahrscheinlich eine Woche fort sein“, sagte sie schließlich. „Heute ist er seit sechs Tagen weg.“
    Kathleen atmete erleichtert aus und sah dann wieder in die Ferne. An die Dunkelheit hatte sie sich inzwischen längst gewöhnt und konnte sich schon kaum noch daran erinnern, wie das Sonnenlicht aussah. Denn obwohl es den Dienern an wolkigen Tagen theoretisch möglich wäre sich auch draußen aufzuhalten, bevorzugten die Herren es kein Risiko einzugehen, so dass die Diener tagsüber stets im Keller bleiben mussten.
    „ Kathy“, sagte Laney und Kathleen drehte automatisch den Kopf. „Warum sprichst du mich nicht mit Herrin an, wie all die anderen Diener es tun?“
    „ Wenn dir nicht passt, wie ich mit dir rede, dann brauchst du dich ja nicht mit mir zu unterhalten“, gab Kathleen grimmig zurück. Das fehlte noch, dass sie anfing die junge Dame mit Lady Laney anzusprechen. Ganz abgesehen davon, dass sich dieses Wort wie ein Zungenbrecher aussprach, war es nun wirklich zuviel verlangt, dass man von ihr erwartete sich auch noch vor Kindern zu demütigen. Es reichte ihr wirklich, dass Simon sie ständig unterdrücken wollte.
    „ Das meine ich nicht“, sagte Laney gekränkt und sah Kathleen böse an. „Ich will gar nicht, dass du anders mit mir redest. Ich will nur wissen warum.“
    „ Naja. Da gibt es wohl zwei Gründe“, erklärte Kathleen schließlich nachsichtig. „Erstens bist du noch ein Kind und solltest demnach nicht mehr Rechte haben als ich. Und außerdem ist bei dir die Wahrscheinlichkeit gering, dass du mich verpfeifst, wenn ich frech zu dir bin.“
    Kathleen zuckte mit den Schultern und Laney verzog den Mund.
    „ Manchmal erinnerst du mich an meine Mami“, sagte sie nachdenklich und Kathleen bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
    „ Sie hieß Kara, nicht wahr?“, hakte sie nach.
    Laney nickte.
    „ Simon erzählt manchmal böse Dinge über sie“,

Weitere Kostenlose Bücher