Nubila 02: Aufstand der Diener
sich.
Alexander atmete tief durch und trat dann ins Freie.
„Komm“, sagte er zu Kathleen. „Sehen wir uns das Ganze mal an.“
Die Verletzten lagen in der Mitte des Lagers auf dem Boden, sodass jeder sie betrachten konnte. Zwei waren bereits tot und die anderen drei wälzten sich vor Schmerz hin und her. Sie hatten starke Verbrennungen am ganzen Körper und litten offenbar Höllenqualen. Anabell, die das ganze Spektakel aus ihrem Käfig heraus beobachten konnte, brach in regelmäßigen Abständen in schallendes Gelächter aus und schien sich unheimlich über das Leid der Gestalten auf dem Boden zu amüsieren. Alexander beugte sich zu einem nach dem anderen herunter und untersuchte sie, nur um dann traurig den Kopf zu schütteln.
„Die Mühe lohnt sich nicht“, stellte er betrübt fest. „Selbst wenn ich all meine Kräfte einsetzen würde, könnte ich wahrscheinlich keinen von ihnen mehr retten. Wir sollten sie wohl besser erlösen.“
Harold nickte und rammte der einzigen Frau der Truppe ohne zu zögern ein Schwert in die Brust. Ihr Körper erschlaffte sofort und ihre Gesichtszüge entspannten sich, als das Leben aus ihr wich. Den zweiten Mann erlöste Harold auf dieselbe Art von seinen Qualen und ging dann zu dem dritten hinüber.
„Wartet“, sagte Kathleen bestimmt und hob eine Hand um Harold zurück zu halten.
Dann beugte sie sich zu dem verbrannten Mann herunter. Der Körper lag auf dem Bauch, sodass Kathleen das Gesicht aus dieser Position nicht erkennen konnte, aber sie konnte seinen Herzschlag spüren. Das konnte nicht Jason sein. Die Statur stimmte zwar, aber es wäre einfach ein zu großer Zufall, wenn er sich ausgerechnet jetzt hierhin verirrt hätte. Dennoch musste sie sich vergewissern. Kathleen drehte ihn um und schlug schockiert eine Hand vor den Mund.
„ Nein “, keuchte sie und ein Schwall von Emotionen durchfluteten sie, die sie absolut nicht einordnen konnte.
Jasons Gesicht war halb verbrannt und er hatte keine Haare mehr auf dem Kopf. Aber dennoch waren seine Gesichtszüge unverkennbar. Kathleen hätte ihn unter Hunderten wiedererkannt.
„Kanntest du ihn?“, fragte Alexander bedauernd und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Was heißt kanntest ?“, schrie Kathleen ihn an. „Ich kenne ihn. Er lebt noch, verdammt noch mal!“
„Kathleen“, sagte Alexander beruhigend. „Es tut mir leid, dass es jemanden aus deinem Hause getroffen hat, aber es gibt wirklich nichts mehr, was wir für ihn tun können. Harold muss das zu Ende bringen, sonst quält der Mann sich nur unnötig.“
Harold ging einen Schritt nach vorne, aber Kathleen schmiss sich dazwischen.
„ Nein “, fauchte sie. „Das könnt ihr nicht machen. Es muss einen Weg geben, ihm zu helfen. Ihr könnt ihn nicht einfach sterben lassen. Du bist Heiler, also heil ihn auch.“
Alexanders Miene verfinsterte sich.
„Das würde ich, wenn ich könnte“, sagte er grimmig. „Aber ich kann diese Brandverletzungen nicht heilen. Es ist nicht einfach nur Feuer, das ihn verbrannt hat, sondern auch Gift. Das haben wir aus der Fabrik. Die Überträger verwenden es, wenn sie uns für etwas wirklich brutal bestrafen wollen, aber auch sie selber reagieren darauf. Ihr eigenes Gift kann sie zugrunde richten und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann. Es ist bereits zu viel Gift in seinen Körper eingedrungen. Das ist ja der Grund, warum wir die Fallen auf diese Art und Weise stellen. Wir wollen ja gar nicht, dass sie geheilt werden.“
Harold sah unschlüssig von Kathleen zu Alexander, aber offensichtlich wollte keiner von beiden nachgeben.
„Sei vernünftig, Kathleen“, mischte Thabea sich ein. „Das ist er doch bestimmt nicht wert.“
„Ihr kennt ihn ja nicht mal“, zischte Kathleen aggressiv.
Sie würde sich nicht von der Stelle rühren. Sie konnte Jason nicht sterben lassen. Sein Herz schlug noch und es musste irgendeine Möglichkeit geben, ihm zu helfen.
„Es gibt keine Möglichkeit ihn zu retten“, beharrte Thabea stur. „Du quälst ihn nur unnötig.“
Anabells schrilles Lachen drang zu der Gruppe hinüber und alle sahen sich verwirrt nach ihr um.
„Du sollst nicht lügen, Thabea“, sang sie. „Das ist ungezogen.“
„Was meinst du damit, Anabell?“, fragte Kathleen laut und alle sahen die Neue abwartend an.
„Oh. Thabea weiß, was ich damit meine“, trällerte Anabell. „Es gibt immer einen Weg jemanden zu retten.“
„ Was meint sie? “, verlangte Kathleen zu wissen und starrte Thabea
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