Nubila 02: Aufstand der Diener
wütend an.
„Na ja“, begann Thabea. „Ich weiß nicht, ob das geht, aber es wäre vielleicht möglich …“
„ Nein “, schnitt Alexander ihr das Wort ab. „Das ist keine Möglichkeit. Thabea. Vergiss es.“
„Nein, bitte“, bettelte Kathleen. „Was wolltest du mir sagen? Was für eine Möglichkeit?“
Thabea sah unsicher von Alexander zu Kathleen und schien nicht zu wissen, auf wen sie hören sollte.
„ Bitte “, wiederholte Kathleen eindringlich.
„Es ist ihre Entscheidung“, sagte Thabea entschuldigend zu Alexander und handelte sich damit einen bösen Blick von ihm ein.
Thabea trat einen Schritt nach vorne und betrachtete Jason, der immer noch völlig regungslos auf dem Boden lag.
„Wenn man mit jemandem verbunden ist, dann teilt man jeden Schmerz nicht nur einfach auf, sondern man halbiert ihn zusätzlich“, erklärte sie und schien dabei zu versuchen, das Risiko abzuschätzen. „Eine Person fühlt also dann nur noch circa ein Viertel des Schmerzes. Das ist auch der Grund, warum so viele sich miteinander verbinden. Es macht sie fast unverwundbar, weil sie durch die Aufteilung der Gefühle so gut wie keinen Schmerz empfinden.“
Kathleen spürte, wie ihr Mund aufklappte, und beeilte sich, ihn wieder zu schließen. Die Verbindung? Auf diese Möglichkeit wäre sie nie gekommen.
„Kann man jemanden gegen seinen Willen binden?“, fragte sie verwundert.
„Ich habe dir doch gesagt, dass die ganze Zeremonie eigentlich unnötig ist“, sagte Thabea schulterzuckend. „Ich brauche dafür nur zwei Personen und ein Messer.“
Kathleen zögerte. Rein theoretisch wäre sie bereit alles zu tun, um Jason das Leben zu retten. Das war sie ihm schuldig. Aber die Verbindung gegen seinen Willen durchzuführen, kam ihr irgendwie falsch vor. Doch dann fiel ihr Blick wieder auf Jasons gequälten Gesichtsausdruck und sie straffte die Schultern. Er hatte nicht mehr viel Zeit.
„Tu es“, sagte sie.
„Nein“, ging Alexander dazwischen und rüttelte Kathleen. „Du weißt ja gar nicht, was du da tust. Vielleicht machst du sogar alles noch schlimmer dadurch.“
„Das stimmt“, gab Thabea zu. „Ich habe die Verbindung noch nie zwischen einem Warmblüter und einem Kaltblüter durchgeführt. Ich glaube, dass das auch noch nie jemand versucht hat. Dein Herz schlägt nicht. Es könnte sein, dass seins durch die Verbindung auch aufhört.“
„Aber wenn ich es nicht versuche, dann stirbt er auf jeden Fall“, beharrte Kathleen.
„Und was ist mit dir?“, hakte Alexander nach. „Du könntest daran auch sterben. Vielleicht ist er schon zu nah dran am Tod und reißt dich mit sich.“
„Ich finde, diese Entscheidung solltest du Kathleen überlassen“, sagte Gadha und stellte sich auf Kathleens Seite. Ihre Stimme klang ernsthaft, aber es war trotzdem offensichtlich, dass Gadha hauptsächlich eigennützige Ziele verfolgte.
„Tu es“, wiederholte Kathleen an Thabea gewandt. „Tu es, bevor er stirbt.“
„Aber …“, sagte Thabea zögernd. „Er ist einer von ihnen.“
Anabell lachte wieder schrill.
„Sobald er sich mit ihr verbunden hat, kann er nicht wieder zurück“, verkündete sie laut und rüttelte an den Stäben, während die anderen Neuen knurrten und keiften.
„Anabell hat recht“, bestätigte Gadha überzeugt. „Falls er überlebt, ist er automatisch auf unserer Seite. Er kann gar nicht anders.“
Kathleen nickte zustimmend. Es war ihr egal, dass Gadha hoffte, sie würde sterben. Hauptsache jemand unterstützte sie bei ihrem Vorhaben. Thabea seufzte und trat dann nach vorne. Als Alexander keine weiteren Einwände mehr erhob, griff sie nach Jasons Arm und betrachtete ihn abschätzend.
„Harold. Ein Messer.“
Harold reichte ihr seinen Dolch und trat dann zurück.
„Das wirst du noch bereuen“, zischte Alexander leise, doch er versuchte nicht mehr dazwischen zu gehen. Kathleen hatte sich frei entschieden, ohne von irgendjemandem dazu genötigt zu werden. Es stand ihm nicht zu, diese Entscheidung in Frage zu stellen. Enttäuscht wandte er sich ab.
„Gib deinen Arm her“, befahl Thabea.
Kathleen kniete sich hin und zerriss ihren Ärmel, sodass der Unterarm frei lag.
Ohne weitere Erklärungen schnitt Thabea zuerst in Jasons Arm und dann in Kathleens. Sie drückte die beiden aneinander, umfasste sie dann mit den Händen und schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
Kathleen folgte ihrem Beispiel und versuchte möglichst an nichts zu denken. Sie
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