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Nubila 02: Aufstand der Diener

Nubila 02: Aufstand der Diener

Titel: Nubila 02: Aufstand der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Erfahrung seines gesamten bisherigen Lebens gewesen. Nicht einmal Karas Verlust hatte ihm so tiefgreifende Schmerzen verursacht.
    Kara.
    Zum ersten Mal in seinem Leben konnte Jason nachvollziehen, wie schrecklich es für sie gewesen sein musste, von Marlene getrennt zu werden. Drei Tage lang hatte er gelitten und geschrien. Er wäre am liebsten gestorben, nur damit sein Herz aufhörte zu schmerzen. Er hatte sich die Hände an den Wänden blutig geschlagen und wäre vor Verzweiflung und Wut fast verrückt geworden. Doch nun, wo es vorbei war, wusste er nicht, was er tun sollte.
    Er hatte seine Unabhängigkeit zurück. Die Verbindung zu Kathleen war gekappt. Das unstillbare Bedürfnis ihr nahe zu sein war verschwunden, der Magnet war außer Kraft gesetzt. Solange er sich von nun an in ausreichendem Abstand zu ihr aufhielt, würde er nie wieder durch die Verbindung beeinflusst werden. Er musste ihr nur fern bleiben.
    Aber wollte er das wirklich?
    Die Vorstellung Kathleen nie wiederzusehen fand Jason schrecklich. Er konnte sich gar nicht mehr vorstellen, komplett ohne sie zu leben. Sie war so sehr Teil seiner Existenz geworden, dass eine Zukunft ohne sie ihm trostlos und grau erschien. Was aber war die Alternative? Zurückzugehen und die Verbindung zu vollenden? Allein beim Gedanken daran schlug sein Herz schneller und sein Körper erzitterte. Kathleen zu küssen und zu berühren war eine nie dagewesene Erfahrung gewesen, die er nicht für möglich gehalten hätte. Aber wie viel davon war echt gewesen und was war nur durch die Verbindung entstanden?
    Jason war froh, dass Cynthia ihm die Gelegenheit zum Nachdenken ließ. Sie saß gelassen neben ihm und las in einer Autozeitschrift. Nicht, weil sie die Wagen schön fand, sondern weil die Technik sie interessierte. Zum ersten Mal in seinem Leben fiel Jason auf, wie wenig er eigentlich über seine Cousine wusste. Er hatte Cynthia immer nur als das liebe Mädchen von nebenan gesehen. Aber sie war so viel mehr als das.
    Sie war das Herz der Familie.
    Jason kannte niemanden, der so viel Liebe und Güte ausstrahlte und dennoch so praktisch veranlagt war. Sie hatte Maschinenbau und Mathematik studiert, was bei Vampiren selten vorkam. Die wenigsten trauten sich für längere Zeit unter Menschen, da sie Angst davor hatten, der Verlockung des Blutes zu verfallen.
    Cynthia schien gegen den Geruch von Blut absolut resistent zu sein. Sie achtete Menschen und Kaltblüter wie ihr eigenes Volk und setzte sich schon seit langem für die Rechte der Diener ein. Jason hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was sie wohl davon halten mochte, dass ihr einziger Bruder Greg mit der Force unterwegs war, um die Aufstände der Diener zu zerschlagen.
    „Du unterstützt sie, oder?“, fragte Jason nachdenklich.
    „Hm?“, gab Cynthia fragend zurück und sah von ihrer Zeitschrift auf.
    „Die Aufstände“, spezifizierte Jason. „Du hältst sie für gerechtfertigt, habe ich recht?“
    „Du etwa nicht?“, fragte Cynthia zurück und schenkte ihm ein reizendes Lächeln. „Du warst doch immerhin wochenlang bei ihnen. Du kannst nach all der Zeit nicht ernsthaft noch glauben, dass sie uns gegenüber minderwertig sind.“
    Jason schüttelte den Kopf.
    „Nein“, gab er zu. „Das sind sie nicht.“
    Nachdenklich rieb er sich über das Kinn.
    „Sie sind eigentlich genau wie wir“, stellte er fest. „Manche sind gut, manche sind böse. Manche sind glücklich und manche sind traurig. Die einzigen wirklichen Unterschiede, die zwischen unseren Rassen bestehen, sind die biologischen. Alles andere … ihre verminderte Intelligenz, unsere gefühlte Überlegenheit … Das haben wir alles selbst erschaffen.“
    Glücklich sah Cynthia ihn an.
    „Es freut mich, dass du das inzwischen so siehst“, sagte sie. „Ich habe immer versucht, dir das klarzumachen. Du wolltest mir nur nie zuhören.“
    „Ist meine Beziehung zu Kathleen unnatürlich, Cyn?“, fragte Jason plötzlich eindringlich. „Ich weiß, dass ich dich das eigentlich nicht fragen sollte, aber du bist wahrscheinlich die einzige Person auf dieser Welt, mit der ich darüber reden kann.“
    „Habt ihr denn eine Beziehung?“, hakte Cynthia nach.
    „Wir sind miteinander verbunden“, erinnerte Jason sie. „Wie sollten wir da keine Beziehung haben?“
    „Ich rede nicht von der Verbindung, Jason“, erwiderte Cynthia. „Ich rede von deinen Gefühlen für sie. Gerade jetzt, wo die Verbindung gekappt ist, solltest du dazu imstande sein, dir

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