Nubila 02: Aufstand der Diener
Tristan nicht damit gerechnet, dass jemand versuchen würde, durch diese Tür in das Gebäude einzudringen, denn sonst hätte er niemanden zur Wache aufgestellt, der dermaßen naiv war.
„Hörst du das Chaos da hinten?“, fragte Kathleen und strich ihm leicht mit dem Finger über die Brust.
Ronald nickte wieder.
„Jetzt gerade findet der Freiheitskampf statt, Ronald“, beharrte sie. „Du musst dich jetzt für eine Seite entscheiden. Willst du zu denen gehören, die für den Rest ihres Lebens Sklaven sein werden, oder willst du zu denen gehören, die Freiheit erlangen?“
„Was … was ist mit dir?“, fragte Ronald nach.
„Ich? Das ist doch wohl ganz offensichtlich, oder? Ich bin nur auf der Suche nach ein paar starken Männern, die bereit sind, uns in unserem Kampf zu unterstützen.“
Ronald wirkte jetzt ganz begeistert und strahlte Kathleen an.
„Ich bin stark“, erklärte er stolz.
„Ja, aber kannst du auch kämpfen? Ich brauche jemanden, der sich jetzt sofort in den Kampf stürzt. Wärst du dazu bereit?“, hakte Kathleen nach und seufzte theatralisch, als Ronald nicht sofort reagierte. „Na ja, ich denke, ich werde mich dann wohl anderweitig umsehen müssen.“
Sie drehte sich um und tat so, als wollte sie den Weg entlang weiterlaufen, aber Ronald hielt sie zurück.
„Warte“, sagte er. „Ich will nicht mein Leben lang ein Sklave sein. Ich will kämpfen.“
„Oh, sehr gut“, sagte Kathleen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Zum Kampf geht es da lang. Ich komme sofort nach.“
Ohne ihre Aussage in Frage zu stellen, nickte Ronald eifrig und rannte dann davon, um sich den Freiheitskämpfern anzuschließen. Sobald er außer Sichtweite war, kam Jason über den Platz gelaufen und schüttelte ungehalten den Kopf.
„Tu so etwas nie wieder“, sagte er grimmig.
„Wieso nicht?“, gab Kathleen zurück. „Der Typ war doch vollkommen harmlos.“
„Das meinte ich nicht“, sagte Jason streng und zog Kathleen mit einem Ruck an sich. Die gewohnt Hitzewelle durchfuhr sie beide und Jason vergrub sein Gesicht in Kathleens Haar. „Ich war eigentlich nie ein eifersüchtiger Typ, aber zu sehen, wie du mit diesem Kerl da flirtest … Du hast ja keine Ahnung, wie sich das angefühlt hat.“
„Oh“, gab Kathleen zurück und ihr Herz machte einen Satz. „Das ist dann wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Immerhin musste ich wegen dir auch schon einige Gefühlsduschen ertragen.“
Jason seufzte und ließ Kathleen dann widerwillig los.
„Komm jetzt“, sagte er. „Bevor dieser arme Tropf noch zurückkommt, um nach seiner Angebeteten zu suchen. Wir müssen zusehen, dass wir Laney finden und dann nichts wie weg hier.“
Das Schloss war vollkommen verlassen. Alle Diener hielten sich im Hof auf und versuchten entweder die Herren zu bekämpfen oder zu beschützen. Niemand war auf die Idee gekommen auch das Gebäude abzusichern. Das war momentan eher nebensächlich.
Und das obwohl das Schloss Schutz durchaus verdient hätte. Wenn Kathleen bereits der Meinung gewesen war, Jasons Herrenhaus sei prunkvoll gewesen, dann handelte es sich bei diesem Palast eindeutig um ein Königshaus. Alles war in Weiß und Gold gehalten, Skulpturen aller Formen und Größen säumten die Gänge und die Wandteppiche waren riesig. Vor einem besonders großen blieb Kathleen einen Augenblick stehen und betrachtete fasziniert die handgemachten Stickereien. Es bildete die drei Ältesten ab, die auf drei Pferden saßen und ihre Köpfe stolz in die Höhe gereckt hatten. Dieser Teppich musste uralt sein.
„Komm mit“, sagte Jason leise und zog Kathleen eine kunstvoll verzierte Wendeltreppe hinauf. „Wir haben jetzt keine Zeit für eine Besichtigung.“
Kathleen nickte resigniert und versuchte die Kostbarkeiten, die überall um sie herum waren, gar nicht mehr zu beachten. Jason führte sie einen Korridor entlang, wo verschiedene Büsten standen und öffnete dann eine Tür, die zu einer weiteren Treppe führte. Er bewegte sich so selbstsicher und selbstverständlich in dem Gebäude, als wäre er schon viele Male hier gewesen.
„Woher kennst du dich so gut aus?“, flüsterte Kathleen, während sie ihm eilig hinterherlief.
„Ich war mit der Tochter des Hauses verheiratet, schon vergessen?“, erklärte er leicht sarkastisch. „Irgendeinen Vorteil musste das ja haben. Kara hat mich oft mit hierher genommen und ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis.“
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich hätte allerdings nie
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