Nubila 02: Aufstand der Diener
„Ohne dich sind wir aufgeschmissen.“
„Ich weiß“, gab Theodor gleichgültig zurück. „Bedank dich bei Violette. Du weißt, dass ich meine Tochter auf keinen Fall in Gefahr bringen würde. Aber ich weigere mich auch meine Truppen aufzugeben, wie die Diener es offenbar erwarten. Wie wäre es also mit einem Kompromiss?“
„Auf gar keinen Fall“, sagte Marlene entschieden. „Ich mache doch keine Geschäfte mit diesen Barbaren.“
„Ach nein? Willst du es lieber auf einen Kampf ankommen lassen? Ohne Akima und ihre besondere Gabe seid ihr bei einem Kampf aufgeschmissen und eure Schwester wird sicherlich noch sechs Jahre schlafen müssen.“
Marlenes Miene verfinsterte sich.
„Marlene, vielleicht sollten wir …“, begann Noemi zögerlich und streckte eine Hand nach ihrer Schwester aus.
„Still“, befahl Marlene und stieß die Hand weg, als wäre sie eine nervige Fliege. „Ich muss nachdenken.“
Alle beobachteten Marlene gespannt und Laney griff wie von selbst nach Kathleens Hand. Kathleen war einen Augenblick lang überrascht, lächelte dann aber leicht und umschloss Laneys kleine Hand mit ihren Fingern. Wahrscheinlich war das Laneys Art zu zeigen, dass sie auf ihre kindliche Weise verstand, worum es ging.
„Älteste“, sagte Theodor in einem ungewöhnlich respektvollen Ton, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Marlene in nächster Zeit keine Lösung finden würde. „Können wir kurz unter vier Augen sprechen?“
Marlene funkelte Theodor wütend an und kniff unzufrieden die Augen zusammen. Sie wägte die Vor- und Nachteile ab und nickte dann schließlich missmutig. Gemeinsam mit Theodor verließ sie das Zimmer und ließ die anderen einfach zurück.
„Was hat das zu bedeuten?“, flüsterte Kathleen. „Auf wessen Seite steht er denn nun?“
„Das kannst du dir doch wohl denken, Dienerin“, fauchte Violette. „Er würde euch gerne alle tot sehen. Dass er sich für euch einsetzt, passiert nur meinetwegen.“
„Und dafür sind wir dankbar“, versicherte Alexander, um die Wogen zu glätten. „Die Frage ist nur, wie viel es bringt.“
„Marlene wird nicht gegen Theodor kämpfen“, sagte Jason überzeugt. „Sie weiß, dass das Wahnsinn wäre.“
„Euch mit dem davonkommen zu lassen, was ihr getan habt, wäre Wahnsinn“, donnerte Tristan und starrte Jason wütend an. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ihr eure eigene Art verratet.“
„Sei still, Cousin“, fuhr Larissa dazwischen und stellte sich ein wenig weiter nach vorne.
„Larissa“, schimpfte Noemi empört. „Du wirst dich doch wohl nicht auch noch auf die Seite dieser Verräter stellen.“
„Nein“, gab Larissa zurück und sah ihre Tante missmutig an. „Das werde ich nicht. Aber nur deshalb nicht, weil Akima in den Gewölben dieses Gebäudes liegt und ich nicht dazu imstande bin, etwas zu unternehmen, das ihr Leben in Gefahr bringen würde. Genauso wenig, wie Raika dazu imstande wäre, Euer Leben in Gefahr zu bringen, Älteste. Das macht die Verbindung. Und glaubt mir, ich hasse es von ganzem Herzen.“
„Larissa“, Noemi schlug eine Hand vor den Mund. „Wie kannst du so etwas sagen?“
„Niemand hat mich je nach meiner Meinung gefragt“, schimpfte Larissa. „Niemand hat mich je gefragt, ob ich diese Verbindung will. Denn wenn man mich gefragt hätte, dann weiß ich genau, was ich gesagt hätte: Nein . Die Antwort wäre gewesen: Nein . Ich hätte diese Verbindung nicht gewollt und ich wünsche niemandem, dass ihm so etwas angetan wird. Insbesondere nicht Karas Tochter. Es genügt doch schon, was mit Kara geschehen ist …“
„Schweig“, befahl Noemi wütend und packte nach Larissas Arm. „Noch ein Wort und ich werde dafür sorgen, dass man dich bis zu deiner nächsten Schlafphase wegsperrt. Darauf kannst du dich verlassen.“
„Was war mit Kara?“, fragte Jason in Larissas Richtung. Sorge spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder und er sah Larissa beschwörend an.
„Das musst du eine der Ältesten fragen“, gab Larissa kopfschüttelnd zurück. „Ich habe genug von diesem Mist. Ich ziehe mich zurück.“
Hocherhobenen Hauptes wandte sie sich zur Treppe und würdigte die anderen keines Blickes mehr.
„Du hast fünf Minuten, Theodor“, verkündete Marlene steif.
Der Raum, in den sie mit ihm verschwunden war, diente für gewöhnlich als Wartezimmer für die Warmblüter, die den Ältesten ihre Aufwartung machen wollten. Er war sehr schön hergerichtet, mit ausladenden
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