Nubila 05: Die letzte Schlacht
waren anstrengend und absolut unberechenbar, und Darrek konnte sie einfach nicht ausstehen.
Kapitel 5
Veränderungen
„Laney! Laney, wach auf!“, rief Kathleen und rüttelte an ihr, bis sie endlich aufhörte zu schreien und die Augen aufriss.
„Es ist nur ein Traum gewesen“, versicherte Kathleen. „Alles ist gut. Es war nur ein Traum.“
Völlig desorientiert sah Laney sich um, fokussierte dann Kathleen und fiel ihr schluchzend in die Arme.
„Oh Mum. Bin ich froh, dass du da bist.“
Kathleen zog Laney näher und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.
„Ist ja gut. Ist ja gut. Hier kann dir nichts mehr passieren. Was um Himmels willen hast du denn geträumt?“
Laney schluckte und strich sich dann gedankenverloren durch ihr kurzes Haar. Sie hatte von Island geträumt, von der Bestrafung durch die Outlaws und … von Darrek. Immer wieder von Darrek und davon, wie er verschwunden war und sie ihn nicht mehr hatte erreichen können. Es war schrecklich gewesen.
Konnte sie Kathleen davon erzählen? Würde sie es verstehen? Laney hatte in den letzten Wochen so viele Fehlentscheidungen getroffen, dass sie das Gefühl hatte, überhaupt kein Verständnis zu verdienen.
„Erzähl es mir, Schätzchen“, bat Kathleen. „Wenn du nicht möchtest, dass dein Vater davon erfährt, dann verspreche ich dir, es ihm nicht zu verraten.“
Laney lächelte dankbar und nickte dann.
„Ich habe von Darrek geträumt“, erklärte sie.
„Darrek? Ist das nicht Akimas Sohn, der dich entführt hat?“
„In gewisser Weise stimmt das, aber … ich dachte … dass er anders wäre als die Ältesten. Er hat sich so gut um mich gekümmert und er ist völlig durchgedreht, als er erfahren hat, dass die Outlaws mir den Schädel rasiert haben …“
„Die Outlaws haben was?“
Kathleen glaubte einen Moment lang, sich verhört zu haben, aber als Laney zusammen zuckte wusste sie, dass sie richtig verstanden hatte.
„Dass äh … hätte ich wohl jetzt besser nicht sagen sollen, was?“
Auf einmal wirkte sie panisch.
„Versprich mir, dass du es Daddy nicht verraten wirst“, bat sie. „Bitte. Versprich es mir. Sonst wird er Johanna und die Anderen hochkant wieder rauswerfen.“
Kathleen zog eine Augenbraue hoch.
„Ich werde es deinem Vater nicht erzählen, das verspreche ich dir. Aber jetzt will ich auch die ganze Geschichte hören. Was ist passiert in Island? Kannst du mir davon erzählen?“
Laney seufzte und nickte dann, bevor sie zu erzählen begann.
Als Laney geendet hatte, starrte Kathleen sie eine Weile einfach nur fassungslos an, sodass Laney abermals befürchtete, zu viel gesagt zu haben. Sie konnte sich gut vorstellen, wie grausam die Rituale und Lebensweisen der Outlaws auf jemanden wie Kathleen wirken mussten, der selbst einmal ein Mensch gewesen war. Kathleen verabscheute Grausamkeit, und wenn der Kontakt zu Menschen nicht zu gefährlich für sie gewesen wäre, dann hätte sie sich gewiss mehr für die entkommenen Opfer aus den Fabriken eingesetzt.
„Das mit deinen Haaren musst du mir noch mal erklären“, forderte Kathleen. „Warum haben sie dir die abrasiert?“
Laney seufzte.
„Diese Strafe war eigentlich für Swana gedacht, weil sie mir dabei geholfen hatte, diesen Menschen namens George zu retten. Ich habe die Strafe für sie übernommen, weil ich Angst hatte, dass sie ihr wehtun würden.“
„Und wo hast du jetzt in so kurzer Zeit wieder Haare her?“
Laney seufzte.
„Es gibt eine Frau, die mit den Ältesten verwandt ist, aber in New York lebt. Ihre Gabe ist es, Mängel bei einer Person auszugleichen. Körperliche genau wie charakterliche oder seelische. So was wie Phobien oder Aggressivität kann sie genauso beeinflussen, wie eine dicke Warze oder fehlende Oberweite. Du müsstest sie mal sehen. Sie sieht aus wie eine Plastikpuppe.“
Laney lachte freudlos. Kathleen wirkte skeptisch.
„Aber … wenn es bei den Outlaws jemanden gibt, der so etwas kann, warum gibt es dann so viele von ihnen, die … naja …“
„Nicht besonders hübsch sind?“, sprang Laney hilfsbereit ein.
Kathleen nickte.
„Tja. Erst einmal ist Hildis ja nicht gerade um die Ecke. Die Outlaws haben sie vor langer Zeit verstoßen, weil sie ihre Gabe auch den Kindern angeboten hat. An sich wäre das ja nicht so schlimm, aber sie verlangt für ihre Dienste einen hohen Preis. Angeblich strengt die Verwendung ihrer Gabe sie zu sehr an. Daher verlangt sie als Gegenleistung einen Teil deiner
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