Nubila 05: Die letzte Schlacht
stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
„Aber Mami. Die Sonne scheint doch“, erklärte Celia grinsend. „Wie soll es denn da gewittern?“
„Das wirst du schon sehen, wenn du nicht sofort wieder hier runter kommst!”, schrie Cynthia und versuchte, sich ihre Besorgnis nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
Zum wiederholten Mal war Celia einfach auf einen der höchsten Bäume rund um das Lager herum geklettert, und Cynthia hatte ihre liebe Not, sie zum herunterkommen zu bewegen.
„Es ist aber so, so, so schön hier oben“, sagte Celia uneinsichtig. „Komm doch hoch, Mami. Dann siehst du, wie wunderwunderwunderschön es hier ist.“
„CeeCee. Wenn ich dich holen muss, dann kriegst du für den Rest des Tages Zimmerarrest“, drohte Cynthia. „Ich warne dich.“
Celia zuckte mit den Schultern, als würde sie das überhaupt nicht stören, und Cynthia bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sie wollte nicht auf diesen Baum klettern, um ihre Tochter herunter zu holen, doch es würde sowohl ihre Autorität als Mutter untergraben, wenn sie nachgab, als auch die Gefahr beinhalten, dass Celia stürzte. Sie war doch noch so klein, verdammt. Konnte sie nicht lieber im Sand spielen, wie normale Kinder das in ihrem Alter taten?
„Okay!”, rief Cynthia. „Du hast es so gewollt. Ich komme jetzt hoch.“
„Lass nur“, sagte eine Stimme in diesem Moment und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Ich hole sie schon.“
Cynthia drehte sich herum und sah einen Kaltblüter, der einen der Schutzanzüge trug, die sie alle tagsüber brauchten, um sich in der Sonne aufhalten zu können. Der Anzug war aus hitzebeständigem Material und lag so eng an wie eine zweite Haut. Im Brust- und Rückenbereich besaß er eine Polsterung, die wie eine Schussweste wirkte und auch gegen Messerhiebe und Pfeile schützte. Das Kopfteil verdeckte das gesamte Gesicht, bis auf die Augen. Diese waren nochmals gesondert geschützt durch eine breite, getönte Klappe. Es sah lächerlich aus, aber es half.
„Oh Coal. Danke“, sagte Cynthia erleichtert, als sie ihren Mann erkannte. „Aber musst du denn nicht Alexander helfen?“
Coal schüttelte den Kopf. Sein Anzug war grün, was seinen Träger als ein Mitglied des inneren Zirkels identifizierte. Kathleen, Thabea, Harold und Gadha besaßen einen in derselben Farbe.
„Das kann warten“, versicherte Coal und strich ihr zärtlich über die Wange. „Wenn meine beiden Mädels Hilfe brauchen, dann ist das tausend Mal wichtiger.“
Ein warmes Gefühl erfüllte Cynthia und sie sah ihrem Ehemann dankbar hinterher, als dieser anfing den Baum, zu erklettern. Sie hätte es niemals offen zugegeben, aber sie hasste die Höhe. Innerhalb eines Gebäudes war es nicht weiter schlimm, aber draußen hatte sie damit ernsthafte Probleme. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen freiwillig in ein Flugzeug zu steigen. Stattdessen blieb sie lieber bei ihrer Leidenschaft zu Autos.
Cynthia hörte ihre Tochter oben zwischen den Blättern vergnügt quietschen, als Coal versuchte, sie einzufangen.
„Du kriegst mich nicht, du kriegst mich nicht“, krakeelte sie und brach in schallendes Gelächter aus, als Coal sie ergriff und auskitzelte.
„Stopp, Papa“, bat sie lautstark, ohne mit dem Lachen aufzuhören. „Bitte. Stopp. Ich tu's auch nie wieder.“
„Ach ja?“, fragte Coal. „Also darauf werde ich mich jetzt nicht verlassen.“
Mit diesen Worten schmiss er das strampelnde Kind über seine Schulter und machte sich an den Abstieg.
„Lass mich runter, Papi!“, verlangte das Mädchen, aber Coal blieb unerbittlich, bis er mit dem kreischenden Kind wieder vor Cynthia stand.
„Hier. Ich glaube das gehört Ihnen, junge Dame“, sagte er und reichte seiner Frau das strampelnde Bündel.
Cynthia lächelte und nahm Celia entgegen. Dabei war ihr Griff gerade so fest, dass das Mädchen sich nicht befreien konnte, sie ihre Tochter aber auch nicht verletzte.
„Danke“, sagte Cynthia und beugte sich vor, um Coal zu umarmen. „Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne dich tun würde.“
Coal lächelte.
„Das ist schon in Ordnung“, versicherte er ihr. „Ich bin da, um dir zu dienen. Und zwar so lange ich lebe. Das habe ich dir versprochen.“
Cynthia bekam eine Gänsehaut, als er die Worte wiederholte, die er bei ihrer Flucht vor den Ältesten zu ihr gesagt hatte. Natürlich war er inzwischen so viel mehr als ihr Diener. Aber er meinte die Worte immer noch genauso ernst wie damals.
„Ich werde diesen
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