Nubila 05: Die letzte Schlacht
beteiligen. Delilah hatte sich angeboten mit Mady, Antonio und Anisia im Lager zu bleiben, um dort auf die Verletzten zu warten, doch Swana selber konnte niemand von der Idee abbringen, zu kämpfen.
„Wenn du hier vorne bist, bleibe ich auch hier vorne“, sagte Laney überzeugt. „Alles andere wäre ohnehin Blödsinn.“
Jason wollte etwas erwidern, schloss aber dann wieder den Mund, als wäre ihm klargeworden, dass sie Recht hatte. Stattdessen blickte er wieder nach vorne. Ein weiterer Schrei der Kaltblüter ertönte, und dann waren sie nah genug, um sie auch mit bloßem Auge erkennen zu können. Sie flogen in einer strikten Formation, deren Einhaltung Laney ihnen niemals zugetraut hätte. Ohne den Befehl von Akima wäre eine solche Ordnung sicherlich nicht möglich gewesen.
Am Horizont wirkten sie wie übergroße Fledermäuse, und ihre leuchtend roten Augen jagten Laney kalte Schauer über den Rücken. Diese Monster hatten bisher nur Trauer und Unglück über sie gebracht. Vor allem musste Laney automatisch an Island denken. Fast erwartete sie, dass einer der Wilden ihr gleich die Bewegungsfreiheit rauben würde. Auch unter den Outlaws machte sich Unruhe breit. Swana und die anderen mussten außer sich vor Angst sein, aber niemand schrie und niemand rannte davon. Sie hielten tapfer die Stellung, und Laney schickte ihnen über ihre Gabe ein paar beruhigende Worte.
Das ist nicht euer Dämon , sagte sie zu Swana und Einar. Das sind nur ein paar dreckige Monster, die euch nicht einmal annähernd das Wasser reichen können.
Die Geschwister sahen zu ihr hinüber und nickten ihr zu. Natürlich wussten sie das alles, aber es war trotzdem gut, es noch einmal zu hören. Nicht alle Wilden hatten so mächtige Gaben wie der aus Island. Daran mussten sie sich jedes Mal wieder selbst erinnern.
„Macht euch bereit“, befahl Alexander. „Ich glaube zwar auch nicht, dass sie uns direkt angreifen werden, aber man kann nie wissen.“
Laney nickte und machte sich von ihren Eltern los. Sie brauchte jetzt Bewegungsfreiheit. Unruhig beobachtete sie, wie die Wilden näher kamen. Ihre Augen waren zwar genauso unheimlich wie immer, aber man sah ihnen an, dass sie nicht aus freien Stücken agierten. Ihre Wildheit war in bestimmte Bahnen gelenkt, und sie wirkten starr wie Marionetten. Als die Monster nur noch einhundert Meter vor ihnen zu Boden sanken, hielt Laney die Luft an.
Doch sie griffen nicht an. Noch nicht. Stattdessen stellten sie sich alle brav nebeneinander auf und warteten. Der Geruch nach altem Leder war so intensiv und unangenehm, dass Laney sich am liebsten die Nase zugehalten hätte.
„Wenn wir sie jetzt angreifen, können wir sie vielleicht besiegen, bevor der Rest der Truppen hier ist“, schlug Harold vor.
Doch William schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht, dass das so einfach sein wird“, sagte er.
„Ach ja?“, fragte Alexander und hob eine Augenbraue. „Warum denn nicht?“
William zuckte mit den Schultern.
„Akima würde ihre Geheimwaffe niemals ungeschützt lassen“, erklärte er. „Aber ihr könnt es ja versuchen.“
Alexander nickte Harold zu und dieser grinste zufrieden.
„Alle anderen bleiben zurück!“, rief Alexander so laut, dass alle es hören konnten. „Wartet auf mein Kommando.“
Harold ließ seine Knochen knacken und trat vor. Dann zog er ein präpariertes Messer aus seinem Gürtel, stieß einen Kampfschrei aus und rannte auf die Wilden zu. Er kam jedoch nicht weit. Fünfzig Meter vor den grausigen Kreaturen stoppte ihn eine unsichtbare Barriere und warf ihn zurück, als wäre er gegen eine massive Wand gerannt.
„Annick“, flüsterte Laney und sah zu William.
Dieser nickte.
„Ja. Das denke ich auch.“
„Verdammt.“
Fragend blickte Alexander in ihre Richtung.
„Annick?“
Laney nickte.
„Eine alte Bekannte“, erklärte sie. „Ihre Gabe besteht darin, eine unsichtbare Wand zu erschaffen, die niemand durchdringen kann. Will hat sich also nicht geirrt. Sie lassen ihre Geheimwaffe nicht schutzlos.“
Alexander atmete langsam ein und aus.
„Ja, das war zu erwarten“, gab er zu. „Aber das ändert nichts. Wir machen weiter wie geplant.“
Laney wandte den Blick wieder nach vorne und bekam eine Gänsehaut, als sie die Fußtruppen erblickte. Sie bewegten sich schnell und es war eindeutig, dass sie sich auf den Kampf freuten. Es waren drei Gruppen. Links waren die Force-Mitglieder, die von Tristan angeführt wurden. Rechts befanden sich alle Kaltblüter,
Weitere Kostenlose Bücher