Nubila 05: Die letzte Schlacht
zog. „Ich mag die doofe Tante nicht.“
„Laney …“, keuchte Jason. „Benutz … deine … Gabe. Ruf … Hilfe.“
Doch bevor Laney dazu kam, erklangen draußen vor dem Zelt schwere Schritte. Jemand rannte – und zwar schnell.
„Ich glaube, das ist nicht mehr nötig“, sagte Laney hoffnungsvoll und sah zum Zelteingang hinüber.
Als Kathleen und Darrek fast gleichzeitig hereinstürmten, verspürte Jason das erste Mal seit Lilianas Auftauchen so etwas wie Hoffnung. Möglicherweise mussten sie doch nicht sterben. Aber in jedem Fall bekam er nun die Gelegenheit, Kathleen noch ein letztes Mal zu sehen.
Kapitel 38
Schwere Verletzungen
Der Anblick, der sich Kathleen in dem großen Rettungszelt bot, war grauenvoll. Viktor, Doreen und Antonio lagen entweder tot oder bewusstlos am Boden und rührten sich nicht. Jason und Laney hockten zwischen zwei Pritschen und waren beide so schwer verwundet, dass sie nicht dazu imstande waren, sich selbständig zu einem der Betten zu schleppen. Und Liliana lag offensichtlich tot neben ihnen. Ein Messer steckte noch in ihrem Nacken, und es war eindeutig, dass sie die Schuld an diesem Massaker trug.
„Jason! Laney!“, schrie Kathleen ohne zu wissen, um wen sie sich zuerst kümmern sollte.
Darrek kam ihr zuvor, indem er Laney vorsichtig vom Boden aufhob und sie zu einem der Betten brachte. Kathleen folgte seinem Beispiel und tat mit Jason dasselbe.
„Laney. Sieh mich an“, forderte Darrek, bis diese gehorchte. „Du musst Alexander und Thabea rufen. Wir haben draußen Anisia und Delilah gefunden. Anisia lebt noch, aber sie ist schwerverwundet. Mit Hilfe der Beiden gelingt es uns vielleicht, ihr das Leben zu retten, damit sie dann wiederum euch helfen kann.“
Laney nickte langsam.
„Ist Akima …?“, begann sie.
„Tot“, gab Darrek zurück. „Aber das ist jetzt unwichtig. Ruf die Beiden – und zwar schnell. Es geht hier um Minuten. Ich hole inzwischen Anisia ins Zelt.“
Kathleen sah, wie er das Zelt verließ, und wandte ihre Aufmerksamkeit sofort wieder Jason zu.
„Du blutest aus tausend Löchern“, stellte sie fest und hatte Mühe, ihre Tränen zu stoppen. Jason war nicht einfach nur schwer verwundet, sondern tödlich. Doch Laney war ebenso geschwächt.
„Wer von euch ist schlimmer dran?“, fragte Kathleen an Laney gewandt.
„Daddy“, sagte Laney im gleichen Moment, in dem Jason „Laney“ flüsterte.
Laney hob eine Augenbraue und schüttelte dann den Kopf.
„Ich bin einfach nur schwach“, erklärte sie. „Daddy hingegen verliert haufenweise Blut. Seine Wunden müssen zuerst versorgt werden.“
Kathleen nickte und begann sofort, Jasons Hemd aufzureißen. In der Zwischenzeit tauchten immer mehr Leute beim Zelt auf. Greg und Leonie waren scheinbar nur leicht verletzt und kümmerten sich hingebungsvoll um Viktor und Doreen. Einar und Swana legten Antonio auf eine andere Liege und stellten sich dann zu Kathleen.
„Gibt es irgendetwas, das wir tun können?“, fragte Einar und betrachtete Laney besorgt.
Kathleen zögerte nicht lange mit der Antwort.
„Laney braucht Blut“, erklärte sie. „Und Jason auch. Kunstblut ist zu schwach und ich fürchte, dass wir kein Menschenblut mehr haben. Vielleicht … Vielleicht würdet ihr spenden.“
Der Gedanke, Jason nicht selbst Blut spenden zu können, schmerzte Kathleen. Aber sie gehörte nun einmal der falschen Rasse an, um zu spenden. Ihr eigenes Blut war kalt und absolut ungeeignet. Was Jason und Laney jetzt brauchten, war das pure Leben.
„Natürlich“, sagte Swana und zog sofort den Ärmel ihres Schutzanzuges nach oben, um sich neben Jason zu knien.
Geschickt machte sie einen kleinen Schnitt in ihren Arm und hielt ihn Jason entgegen.
„Trink“, forderte sie ihn auf. „Ich bin nicht verletzt worden. Du kannst nehmen, so viel du brauchst.“
Jason zögerte und sah müde zu Kathleen hinauf, unsicher ob sie damit einverstanden sein würde.
„Trink“, bat auch sie. „Ich werde nicht zulassen, dass du mir wegstirbst, also bitte … Nimm, was du brauchst.“
Jason nickte leicht, gehorchte und begann zu trinken.
Einar zog seinen eigenen Anzug nach oben und kniete sich neben Laney. Doch bevor er dazu kam einen Schnitt bei sich zu setzen, donnerte eine dunkle Stimme durch das Zelt:
„Rühr sie an und ich schwöre dir, du wirst den morgigen Tag nicht mehr erleben.“
Trotz ihrer Schmerzen musste Laney schmunzeln. Darrek stand in der Tür, die bewusstlose Anisia im Arm, und funkelte
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