Nubila 05: Die letzte Schlacht
vor. „Darüber würde er sich bestimmt freuen.“
„Mit seiner Gruppe?“, fragte Laney überrascht. „Was denn für eine Gruppe?“
„Alexander hat die Neulinge in Gruppen aufgeteilt, damit sie einen Ansprechpartner haben und jemand ihre Namen kennt. Das ist wichtig für das Zugehörigkeitsgefühl. Außerdem müssen sie noch viel über die Kaltblüter lernen, und darüber, wie man gegen sie kämpft.“
„Hast du auch eine Gruppe?“
„Ja. Aber wir haben ausgemacht später zu trainieren, wenn es dunkel ist. Dann können sie nämlich direkt mit den Kaltblütern zusammen üben.“
„Klingt logisch. Also dann. Auf geht´s.“
Kapitel 6
Der Unterricht
„Das Wichtigste beim Kampf gegen einen Kaltblüter ist, dass ihr euch zu jeder Zeit seiner körperlichen Überlegenheit bewusst seid“, erklärte Jason. „Sie sind stark und sie sind schwer zu verwunden.“
Die Gruppe von Outlaws hörte neugierig zu und gab keine Widerworte. Jason wusste, dass das keine Selbstverständlichkeit war. Die Warmblüter in seiner Gruppe waren alle im Alter zwischen sechzig und siebzig Jahren. Sie gehörten zu den Ältesten unter den Neulingen, waren aber noch alle sehr fit und überaus kampftauglich. Das Beste war jedoch, dass sie nicht mehr so hitzköpfig waren wie die Jünglinge, um die Kathleen sich zu kümmern hatte. Sie nahmen Jasons Belehrungsstunden geduldig hin und bei den Übungen bemerkte man schnell ihre Erfahrung.
„Wenn die Kaltblüter so schwer zu besiegen sind, wie konntet ihr sie dann überhaupt so lange als Diener halten?“
Jason seufzte. Also doch Widerworte. Die Sprecherin war Johanna, Darreks Halbschwester und die Älteste des Dorfes. Sie gehörte offiziell nicht zur Gruppe, weil niemand davon ausging, dass sie kämpfen würde. Doch sie mischte sich gerne unter die ältesten Kämpfer, weil sie sich dort am Wohlsten zu fühlen schien. Mit ihren über einhundert Jahren war sie wahrscheinlich selbst in ihrem Dorf eine Rarität.
„Die Ältesten haben Kinder in Fabriken aufgezogen“, erklärte Jason bereitwillig. „Sie haben die Menschen ganz bewusst dumm gehalten und ihnen nicht die Möglichkeit gegeben Schreiben oder Lesen zu lernen. Stattdessen wurden diese Menschen ganz bewusst auf das Leben als Diener vorbereitet.“
„Und wenn sie so dumm sind, wie konnten sie sich dann aus dieser Knechtschaft befreien?“, fragte Johanna weiter.
„Kaltblüter sind nicht dumm“, widersprach Jason aufgebracht. „Viele sind nur … unwissend. Da können sie aber nichts für. Wir haben sie dazu gemacht.“
Es war eindeutig, dass Johanna in ihrem Leben nie viel mit Kaltblütern zu tun gehabt hatte und all ihr Halbwissen nur aus Büchern und Erzählungen stammte. Sie schien aber ehrlich interessiert zu sein.
„Um genau zu sein haben nicht wir die Kaltblüter dumm gehalten, sondern die Fabrikbesitzer“, setzte Laney hinzu. „Das einzige Verbrechen der Warmblüter war, dass sie es hingenommen haben.“
Freudig überrascht drehte Jason sich herum und strahlte seine Tochter an.
„Laney“, sagte er. „Was für eine wunderbare Überraschung. Du hast ausgeschlafen?“
Er legte ihr eine Hand um die Schulter und zog sie nah zu sich heran.
„Ja, Dad“, gab Laney zurück. „Habe ich. Und ich wollte sehen, ob du etwas Hilfe gebrauchen kannst.“
„Pah“, machte Johanna abschätzig. „Was soll der Grünschnabel uns denn noch groß beibringen?“
Doch Jason beachtete die alte Frau gar nicht.
„Das hier ist meine Tochter Laney“, erklärte er. „Die meisten von euch werden sie wahrscheinlich schon kennen, weil sie wochenlang bei euch im Dorf zu Gast war. Aber ich denke, dass die Wenigsten von euch wissen, dass sie eine Enkelin der Ältesten Marlene ist. Sie hat eine sehr nützliche Gabe, anhand derer wir einige Angriffsszenarien nachahmen können. Bevor wir damit anfangen, würde ich aber vorschlagen, dass ihr alle aufsteht und euch ein bisschen aufwärmt. “
„Na das klingt ja lustig“, bemerkte Johanna und verdrehte die Augen.
Doch nach und nach kamen die Outlaws alle auf die Beine und fingen an, sich zu strecken und zu drehen.
„Ich freue mich wirklich, dass du hier bist.“
Laney lächelte erleichtert.
„Das ist gut. Ich hätte es nämlich auch gar nicht viel länger im Haus ausgehalten. Und es sieht ja wirklich so aus, als könntest du ein wenig Hilfe gut gebrauchen.“
„Ach. Die hier. Die sind doch noch gar nichts. Warte mal zwei Stunden, bis die Kaltblüter wieder raus können. Dann
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