Nubila 05: Die letzte Schlacht
Magenkrämpfe zurückkamen und sah schnell wieder zum Lager. Sie durfte nicht ständig an Darrek denken, das tat ihr nicht gut. Er hatte sie verlassen, obwohl er gewusst hatte, dass sie ihn brauchte. Er war es gar nicht wert, dass sie über ihn nachdachte. Stattdessen sollte sie sich lieber überlegen, ob sie sich Greg als Partner vorstellen konnte. Als Partner … für immer.
Für immer war so ein gigantisches Wort. Sie beide waren doch noch so jung. Wie sollte man da entscheiden, ob man gerne für immer zusammengehören würde. Andererseits standen sie kurz vor einer Schlacht gegen einen übermächtigen Gegner, insofern konnte `für immer´ auch sehr schnell wieder vorbei sein.
„Weißt du, die größten Veränderungen sind eigentlich gar nicht überirdisch, sondern unterirdisch“, erklärte Greg weiter. „Die Kaltblüter haben fleißig gebuddelt und den Kellern einige Gänge hinzugefügt. Es gibt ein komplettes unterirdisches Tunnelsystem, mit Gängen in alle Bereiche des Lagers sowie zu einer Nothalle, die im unwahrscheinlichen Fall eines Bombenangriffs als Unterschlupf dienen kann.“
„Ein Bombenangriff?“, fragte Laney irritiert. „Aber das ist doch Unsinn. Wie sollten die Ältesten das denn vor den Menschen geheim halten? Es würde hier doch sofort vor Menschen wimmeln. Das würden sie nicht wagen.“
Greg zuckte mit den Schultern.
„Vorsicht ist besser als Nachsicht“, erklärte Greg. „Man kann schließlich nie wissen, was den Ältesten als Nächstes in den Sinn kommt.“
Laney nickte, war mit den Gedanken aber schon längst ganz woanders. Sie sah einige der Outlaws zwischen den Zelten herum laufen und kam nicht umhin sich zu fragen, ob sich alle gut eingelebt hatten. Denn auch wenn sie die Verantwortung in den letzten Tagen weit von sich gewiesen hatte, so fühlte sie sich in gewisser Weise doch für Johanna und ihre Leute zuständig.
„Wo ist eigentlich Anabell?“, fragte Laney. „Seitdem ich hier bin, habe ich sie noch keinmal gesehen, was eigentlich unüblich ist. Sie ist doch sonst immer die Erste, die bei einer Begrüßung dabei ist.“
Greg verzog den Mund. Er hatte nie viel mit Anabell anfangen können und nahm ihr immer noch übel, wie häufig sie ihn wegen seiner Gefühle für Laney aufgezogen hatte. Sie war eine der ersten in Alexanders Gruppe gewesen und hatte mit ihrer verrückten Art und ihrer Gabe, Gefühle zu erspüren, häufig Unruhe in das Lager gebracht.
„Anabell ist vor ein paar Wochen mit Dana durchgebrannt.“
„Was? Dana? Unsere Sängerin?“
Greg nickte.
„Genau die. Anabell hat sie hier gesehen und sofort gewusst, dass sie den Rest ihres Lebens mit ihr verbringen will. Die Beiden haben sich von Thabea verbinden lassen und sind ein paar Tage später auf und davon.“
Erstaunt hob Laney die Augenbrauen.
„Das heißt, Anabell hat mit einer anderen Frau zusammen desertiert?“
„Was davon wundert dich nun?“, hakte Greg nach. „Dass sie abgehauen ist, oder dass sie sich mit einer Frau verbunden hat?“
„Eigentlich beides nicht“, gab Laney zu. „Anabell war immer schon sehr … speziell. Ich mache mir nur Sorgen, dass sie … naja. Sie war nie für ihre Selbstbeherrschung bekannt, und wenn sie jetzt in die Nähe von Menschen kommt ...“
„Das stimmt“, bestätigte Greg. „Das hat uns allen Sorgen gemacht. Aber wir konnten sie ja nicht zum Bleiben zwingen. Jetzt hoffen wir einfach, dass Dana gut auf sie aufpassen wird. Vielleicht ist sie ja der ausgleichende Pol zu Anabells Verrücktheit.“
Laney nickte. Sie hoffte es sehr, denn es behagte ihr ganz und gar nicht, dass Anabell unbeaufsichtigt in der Menschenwelt herumlief. Sie war immer schon eigenartig gewesen, aber Laney hatte sie trotzdem sehr gern. Sie hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass es Dana und ihr gut ergehen würde.
Plötzlich stutzte Laney und kniff die Augen zusammen.
„Ist das da hinten mein Vater?“, fragte sie und zeigte in die Ferne.
Sie erkannte aus dieser Entfernung nur einen dunkelhaarigen Mann, der einer Gruppe von Warmblütern etwas zu erklären schien. Es konnte sich dabei genauso gut um Viktor handeln. Aber Laney vermutete, dass es Jason war.
„Ja, ich glaube, das ist er“, bestätigte Greg. „Willst du zu ihm gehen?“
Laney nickte.
„Ich schätze, das sollte ich wohl. Ich habe, seitdem ich hier bin, noch keinmal richtig mit ihm geredet.“
Greg nickte und stieß sich vom Geländer ab.
„Du könntest ihm mit seiner Gruppe helfen“, schlug er
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