Nubila 05: Die letzte Schlacht
rotes Leuchten in ihren Augen, das Laney eine Gänsehaut verursachte.
„Aber … ich bin ein Teil von Darreks Träumen“, sagte Laney schnell. „Er träumt von mir. Das tut er häufig.“
Kara schüttelte den Kopf.
„Warum bist du dann weggelaufen?“, fragte sie und Laney konnte sehen, wie der Himmel sich verdunkelte.
Angst überkam Laney und ihr wurde plötzlich klar, dass das hier eine schlechte Idee gewesen war, eine ganz schlechte sogar. Kara streckte eine Hand aus, und Laney fühlte sich unfähig davor zurückzuweichen.
„Du hast hier nichts verloren, Kind“, wiederholte Kara und legte Laney eine Hand an die Wange. Es brannte wie Feuer.
„Ah!”, schrie Laney und wollte sich wehren, aber ihre Muskeln gehorchten ihr nicht mehr. „Bitte“, flehte sie und wurde im nächsten Moment herumgerissen.
„Lass sie in Ruhe“, forderte Darrek in so bedrohlichem Tonfall, dass Kara ihn ganz verdutzt ansah. Er stellte sich schützend vor Laney und funkelte Kara böse an.
„Du wirst ihr nichts tun, ist das klar?“
„Das will ich ja gar nicht“, versicherte Kara ihm. „Aber sie ist nicht Teil dieses Traums.“
„Doch, das ist sie“, widersprach Darrek. „Und sie hat jedes Recht hier zu sein.“
Langsam bekam Laney wieder Gefühl in ihren Gliedern und sah unsicher zwischen Kara und Darrek hin und her.
„Ich träume immer wieder von ihr und immer weniger von dir, Kara. Damit musst du dich abfinden.“
Misstrauisch beäugte Kara den Eindringling, und Laney hätte am liebsten angefangen zu weinen.
Das hier ist nicht meine Mutter , versicherte sich immer wieder. Das ist nicht meine Mutter. Sie ist nur eine Marionette. Ein Abziehbild. Sie ist nicht echt.
Echt ist sie schon, entgegnete Darrek auf stumme Art. Aber nur hier in meinen Träumen. Und leider ist sie gerade nicht unbedingt auf deiner Seite.
Laney schluckte. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie den Gedanken an Darrek geschickt hatte, aber vielleicht funktionierte ja auch ihre Gabe hier anders als in der realen Welt.
„Sie verhält sich anders als andere Traumwesen“, sagte Kara missmutig. „Und du verhältst dich auch anders. Sie muss weg.“
„Aber dafür musst du sie nicht verbrennen“, wandte Darrek ein. „Sie wird … Sie wird sicher gleich gehen.“
Oder?, hakte er bei Laney nach .
Das hoffe ich doch. Ich weiß es aber nicht genau.
„Sie soll jetzt gehen!”, schrie Kara und ihr gesamter Körper schien dabei plötzlich in Flammen zu stehen.
Die Hitze versengte Laney die Haut und sie schrie auf. Da schoss Darrek nach vorne und stieß Kara grob zu Boden. Danach fuhr er herum, packte Laneys Hand und rannte mit ihr zusammen los.
„Wo willst du hin?“, fragte Laney immer noch etwas wacklig auf den Beinen.
„Egal“, gab er zurück. „Nur weg von hier.“
Doch während sie den Strand entlang rannten, wurde der Himmel immer dunkler und dann plötzlich … zog das Meer sich zurück.
Laney hatte das Gefühl, ihr Herz würde aussetzen. Sie hatte schon häufig von Tsunamis gehört und Bilder davon im Fernsehen gesehen, aber sie hätte nie erwartet, einmal selbst Zeuge davon zu werden.
„Darrek!!”, schrie Laney und zeigte auf den Wellenberg, der sich in der Ferne aufzutürmen begann. „Davor können wir nicht davonlaufen.“
„Scheiße“, fluchte Darrek und versuchte Laney vom Strand fortzuziehen.
„Sie hat Recht, Darrek!”, rief Kara, die sich mit wildem Gelächter in den Himmel erhob. „Sie kann vor mir nicht davonlaufen. Das hier ist mein Reich, und du hast keine Möglichkeit, darüber zu gebieten.“
Laney begann zu zittern.
„Das hat doch keinen Sinn, Darrek!”, rief sie verzweifelt. „Dein Unterbewusstsein will mich loswerden. Ich … Gibt es nicht eine Möglichkeit, dich selber davon zu überzeugen, dass du von mir träumst? Was tun wir denn normalerweise, wenn du von mir träumst?“
Darrek sah zu der näher kommenden Welle und dann zu Laney. Sein Blick wirkte gehetzt, und er suchte scheinbar fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser Situation.
„Ach, scheiß drauf“, knurrte er dann. „Einen Versuch ist es wert.“
Er blickte zu Kara in den Himmel und zog Laney näher an sich.
„Du irrst dich, Kara!“, rief er. „Das hier ist meine Welt! Und wenn ich hier etwas tun will, dann gibt es nichts, was du dagegen tun kannst.“
Mit diesen Worten nahm er Laney in seine Arme und küsste sie. Es war kein zärtlicher Kuss, sondern ein Kuss aus Verzweiflung, der die Hoffnung auf Erlösung
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