Nubila 05: Die letzte Schlacht
er völlig paralysiert. „Wieso ist sie tot und ich nicht? Das war so nicht vorgesehen. Das kann so nicht sein. Ich … ich …“
„Ich habe eure Verbindung gekappt“, erklärte Kathleen so ruhig wie möglich, während ihr die Tränen weiter die Wangen entlang liefen.
„Das ist meine Gabe“, fügte sie entschuldigend hinzu. „Ich … es tut mir so leid, Coal. Aber ihr wärt sonst beide gestorben.“
„Ja …“, sagte Coal ernst. „So wie es hätte sein sollen.“
Mit diesen Worten zog er Celia von ihrer Mutter weg, nahm die bewegungslose Cynthia in die Arme und stand mit ihr zusammen auf. Auf CeeCees Schreien und Weinen reagierte er gar nicht.
Jason stieß bei dem Anblick einen leisen Fluch aus. Er nahm Celia sofort auf den Arm und begann fürsorglich auf das Kind einzureden. Kathleen sah Coal völlig perplex hinterher.
„Was … Wieso behandelt er denn CeeCee jetzt so?“, fragte sie verwirrt. „Das Kind kann doch gar nichts dafür. Ich … Ich dachte immer, er liebt sie.“
Sie verstand es einfach nicht. Sie hatte ihm gerade das Leben gerettet und Celia brauchte ihn. Wie konnte er sich da nur so benehmen?
„Er hat gerade die Person verloren, mit der er den Rest seiner Existenz verbringen wollte“, erklärte Jason ernst. „Er steht unter Schock und wird in nächster Zeit nicht dazu imstande sein, sich um Celia zu kümmern. Im Gegenteil: Er wird sie sogar meiden, weil jeder Blick auf sie ihn daran erinnern wird, was er verloren hat.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte Kathleen.
Jason warf ihr einen langen Blick zu und seufzte dann.
„Weil ich es erlebt habe“, sagte er. „Dieses Gefühl der Leere und diese lähmende Trauer macht es einem Mann fast unmöglich, sich adäquat um sein Kind zu kümmern. Genauso ging es mir nach dem Tod von Kara.“
Kapitel 19
Verschollen
„Janish!”, rief Darrek wütend. „Wo bist du jetzt schon wieder? Wir müssen weiter. Nun komm schon.“
Darrek drehte sich in der Lobby des Hotels herum, in dem sie geschlafen hatten, und fand den Jungen schließlich vor dem Fernseher neben der Bar. Glücklicherweise waren hier um diese frühe Tageszeit keine Menschen, so dass Darrek zumindest keine Angst haben musste, dass Janish im nächsten Moment jemandem an die Gurgel fallen würde.
„Dummes Balg“, sagte Darrek ärgerlich. „Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede.“
Janish, dem jetzt erst bewusst wurde, dass Darrek ihn gerufen hatte, fuhr herum und grinste breit.
„Tut mir leid“, sagte er. „Aber es war gerade so spannend. In Amerika hat jemand sein Haus in die Luft gejagt. Einfach so. Das muss doch bestimmt einen ganz großen Spaß machen, oder?“
Darrek zog missbilligend die Brauen zusammen, aber hob dann doch den Blick, um auf den Fernseher zu sehen. Tatsächlich war eine große Ruine zu sehen, um die herum lauter Feuerwehrautos standen und das Feuer zu löschen versuchten.
Darrek stutzte. Das Gebäude war kaum wiederzuerkennen, aber rechts oben wurde ein Bild des intakten Herrenhauses eingeblendet, das sofort Darreks Aufmerksamkeit erregte.
„Ich kenne dieses Haus“, sagte er irritiert und drehte den Ton lauter.
„Du kennst es?“, fragte Janish voller Begeisterung. „Das ist ja aufregend. Können wir da hin fahren? Ich habe noch nie ein exploradiertes Haus gesehen.“
„Explodiertes“, verbesserte Darrek, ohne Blick von dem Fernseher abzuwenden. Dann bedeutete er dem Jungen, still zu sein, und lauschte.
„In den frühen Morgenstunden wurde die Feuerwehr zu einer Art Kriegsschauplatz gerufen“, erklärte der Nachrichtensprecher. „Zurzeit kann noch nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob die Hausbesitzer Opfer eines Terroranschlages geworden sind oder sich einfach mächtige Feinde gemacht haben. Es ist immer noch nicht geklärt, wie es den Verursachern gelungen ist, mit Kampfflugzeugen in amerikanisches Gebiet vorzudringen. Tatsache ist aber, dass das schöne Herrenhaus in der Nähe von Buffalo bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist. Den Zeltresten nach zu urteilen hat hier eine größere Menschenmenge übernachtet. Wo sich die Überlebenden des Bombenanschlags im Moment befinden, ist jedoch unbekannt.“
Die Kamera schwenkte herum und blieb schließlich an einem Wappen hängen, das in ein Mauerstück eingehauen war.
„Die Besitzer des Herrenhauses lebten sehr zurückgezogen, niemand kann sich erklären, wie es zu der Attacke kommen konnte“, sprach der Mann im Fernsehen weiter. „Der Schaden wird
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