Nubila 05: Die letzte Schlacht
waren ursprünglich nicht im Notlager mit eingeplant gewesen. Für sie war nicht ausreichend Platz, und im Gegensatz zu den Kaltblütern benötigten sie Nahrung. Alexander hatte zwar vor Tagen schon den Blutvorrat aufstocken lassen, aber es würde trotzdem sehr eng werden mit den Vorräten.
Zum ersten Mal seit Monaten sehnte Jason die große Schlacht regelrecht herbei. Er wollte das hier alles hinter sich haben. Eine Konfrontation war ohnehin unvermeidbar, insofern wünschte er sich, dass es endlich passierte. Ihm war klar, dass das alles nicht ohne Opfer ablaufen würde, aber Tote würde es auch geben, wenn sie erst in einem halben Jahr kämpften. Warum also warten? Warum immer alles weiter aufschieben?
Jason schüttelte den Kopf leicht, um ihn wieder frei zu bekommen, und starrte dann auf den Tunnelplan, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Doch die Linien schienen vor seinen Augen zu verschwimmen und er hatte Mühe, sich überhaupt nur aufrecht zu halten.
Dad, ertönte in diesem Moment eine Stimme in seinem Kopf, und Jason hatte im ersten Moment Schwierigkeiten, sie einzuordnen. Irritiert sah er sich um, konnte aber niemanden erkennen.
Dad , wiederholte die Stimme. Sag etwas.
„Was …?“, brachte Jason immer noch irritiert hervor. Träumte er etwa bereits? „Was soll das? Wer bist du?“
Wie viele Leute gibt es denn, die dich Dad nennen?, fragte die Stimme in sarkastischem Tonfall.
Auf einmal fühlte Jason sich viel wacher.
„Laney?“, fragte er nach.
Natürlich. Wer redet denn sonst noch so mit dir, obwohl du ihn nicht sehen kannst?
„Naja. Um genau zu sein, hast du das schon sehr lange nicht mehr getan und überhaupt noch nie, wenn du nicht in Sichtweite warst, also …“
Ich habe das mit Will geübt, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob es funktionieren würde.
„Tja. Ganz offensichtlich tut es das. Wo bist du, Laney? Wie geht es dir? Ist Alexander bei dir?“
Nun, wo genau ich bin, kann ich dir nicht sagen. Es ist irgendeine kleine Höhle in der Nähe des Herrenhauses. Mir geht es wohl eher mittelmäßig, aber ganz gut im Vergleich zu Alexander, der sich in der Tat bei mir befindet. Gadha hat uns beide gerettet.
„Gadha? Aber wie …?“
Das will sie mir nicht sagen. Sie scheint auch von Alexanders Verletzungen nicht betroffen zu sein, obwohl die Beiden doch verbunden sind, aber auch das will sie mir nicht erklären. Tatsache ist, dass sie sich seit ihrem Verschwinden die ganze Zeit in der Nähe aufgehalten hat. Sie war es scheinbar auch, die den Alarm ausgelöst hat. Verdammt. Ohne ihre Hilfe wäre wohl alles noch viel schlimmer gekommen.
„Warum seid ihr nicht hergekommen?“
Sagen wir mal, wir sind beide nicht dazu imstande uns fortzubewegen und könnten ein wenig Hilfe gebrauchen.
Jasons Miene wurde besorgter.
„Wir können im Moment nicht zu euch kommen“, erklärte er. „Der Notfallplan sieht vor, dass wir uns mindestens zwei Tage hier unten verschanzen. Erst danach wird der Mechanismus ausgelöst, der uns wieder den Weg zur Oberfläche freimacht. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, um zu verhindern, dass die Menschen auf uns aufmerksam werden.“
Okay. Dann hoffe ich einfach, dass Alexander so lange durchhalten wird. Du klingst müde, Dad. Hast du seit dem Überfall überhaupt geschlafen?
„Nein. Aber dafür habe ich im Moment auch keine Zeit. Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast, Laney. Ich bin so froh zu wissen, dass wenigstens du lebst.“
Wieso denn wenigstens?
„Ach vergiss es. Das war nur so dahin gesagt.“
Dad.
„Ich … Ach verdammt. Es tut mir so leid, Laney, aber will dich wirklich nicht auch noch damit belasten. Es haben nicht alle geschafft. Ich kann es auch immer noch nicht fassen. Aber vielleicht solltest du besser nicht …“
Wer? Sag mir wer, Dad. Bitte.
Jason zögerte. Wäre es sinnvoll, Laney mit dieser Information zu belasten, obwohl es im Moment rein gar nichts gab, was sie tun konnte?
Bitte , wiederholte Laney, und Jason gab nach.
Er holte tief Luft und blinzelte eine Träne weg.
„Cynthia“, sagte er dann voller Traurigkeit.
Jason bemerkte kaum, wie Kathleen ins Zimmer kam, protestierte aber trotzdem, als sie ihm den Plan aus der Hand nahm und ihn zur Seite legte.
„Hey“, sagte er. „Ich bin noch nicht fertig.“
„Doch, das bist du“, widersprach Kathleen. „Du bist sogar völlig fertig. Und ich auch. Im Gegensatz zu dir kann ich aber nicht schlafen, insofern würde ich mir wünschen, dass wenigstens du
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