Nuerburghoelle
haben.
»Ach du Scheiße!«, entfuhr es Krupp erschrocken. »Schauen Sie, an der Nummer 472 blinkt ein Sternchen. Das ist unser Auto, das ist Bahn. Bahn hatte einen Unfall.«
Aufgelöst schaute er sich um. »Wir müssen hin! Ich muss wissen, was los ist! Wie kommen wir dahin? Wo ist die Stelle?«
Unruhig rannte Krupp durch die Garage, während die Mechaniker erschrocken und erstarrt auf das ständig auftauchende Sternchen hinter der Nummer 472 starrten. Auch hinter zwei anderen Fahrzeugen blinkten die Sternchen, die deren Unfallbeteiligung dokumentierten.
»Ich will dahin!«, schrie Krupp beinahe hysterisch. »Ich will wissen, was mit Bahn passiert ist!«
4.
»Ich auch«, betonte Böhnke entschlossen. »Kommen Sie mit!«, forderte er Krupp auf. »Wo finden wir hier die Rennleitung oder so etwas Ähnliches wie die Verantwortlichen?«
Verstört wies ihm Krupp den Weg zum Kopfende des Gebäudes. Überall standen diskutierende Männer in Rennoveralls oder Arbeitsmonturen zusammen. Nichts mehr war von den Motorengeräuschen zu hören, auch die Sirenen hatten ihre Arbeit beendet. Es blieb nur der unangenehme Gestank in den Stirnhöhlen.
»Was wollen Sie denn da?«, fragte Krupp. »Die lassen uns jetzt bestimmt nicht rein. Die haben andere Sorgen und anderes zu tun, als sich um uns zu kümmern.«
Das wolle er doch erst einmal sehen, brummte Böhnke. Immerhin sei er ein VIP, wie er mit einem Fingerzeig auf das Plastikkärtchen zu verstehen gab, das an dem Band um seinen Hals vor der Brust baumelte. Als VIP stünde ihm jederzeit ein Fahrdienst zur Verfügung.
Doch schon beim ersten Kontrolleur am Treppenaufgang zu den Räumen der Rennleitung schien der Kredit des VIP-Kärtchens nicht auszureichen.
Stumm pflanzte sich der breitschultrige Mann, der als Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes zu erkennen war, im Eingang vor Böhnke und Krupp auf. »Hier kommen Sie nicht durch. Die Rennleitung darf nicht gestört werden. Ich habe strikte Anweisungen, niemanden reinzulassen.«
Das wütende Schimpfen von Krupp, der Bahns Unfall anführte, konnte den Kontrolleur nicht erweichen.
»Sie können doch ohnehin nichts ändern. Wir müssen alle auf Informationen warten.«
»Es gibt also noch keine Informationen?«, mischte sich Böhnke resolut ein.
Der Türsteher verweigerte eine Antwort, weil er offensichtlich nichts wusste.
Böhnke schaute sich um. »Wo ist denn der Fahrdienst, der zu meiner Verfügung stehen soll?«
»Der fährt momentan nicht, der bleibt auch auf dem Parkplatz. Auf den Ring dürfen nur Rettungsfahrzeuge und die Polizei.«
Böhnke blickte auf das eingezäunte Gelände wenige Meter entfernt, auf dem mehrere weiße Mercedes mit der Aufschrift ›Fahrdienst‹ standen. Er sah, wie zwei Männer in Zivil in einen der Wagen stiegen und davonfuhren.
»Kann es sein, dass Sie nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge sind?«, fuhr er den Türsteher an. »Wieso fahren die dann los?«
Das seien bestimmt Unfallermittler, meinte der Mann verunsichert.
»Und ich bin Kriminalhauptkommissar«, entgegnete Böhnke schnell, zückte für einen Augenblick seinen alten, abgelaufenen und ungültigen Dienstausweis und blickte dem Kontrolleur streng ins Gesicht. »Ich will jetzt sofort zur Unfallstelle, um mir vor Ort ein Bild zu machen. Und wenn Sie mich jetzt nicht hinbringen lassen, können Sie sich auf einiges gefasst machen.« Er war fordernd geworden. »Sie behindern meine Ermittlungen, wenn Sie nicht unverzüglich den Fahrdienst für mich rufen.« Sollte Krupp ruhig glauben, er würde seinetwegen den Aufstand machen, dachte sich Böhnke. Aber er spürte in sich eine Unruhe, wenn er an Bahn dachte. Er wollte bei ihm sein, immerhin hatte er ihn eingeladen.
Der Kontrolleur gab unverzüglich seinen Widerstand auf und forderte herrisch über sein Funkgerät einen Wagen an. »Für einen Chef der Polizei«, wie er betonte und winkte in Richtung Parkplatz, wovon sich ein Mercedes in Bewegung setzte.
»Wer sagts denn«, grinste Böhnke. Kurz genoss er die staunende Bewunderung von Krupp, dann kehrten seine Gedanken wieder zu Bahn zurück.
Ob er mehr wisse als die Leute in der Boxengasse, fragte er den Fahrer, als sie auf die Strecke einbogen. Am rechten Fahrbahnrand war ein Wagen hinter dem anderen abgestellt, Rennfahrer standen zusammen und redeten miteinander. Doch hatte Böhnke keinen Blick dafür. »Was wissen Sie?«, wiederholte er. Dem Fahrer hatte er sich als Kommissar Böhnke vorgestellt, das a. D.
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