Nuerburghoelle
wäre garantiert nach wenigen Metern auf der Strecke aus seiner scheinbaren Souveränität aufgewacht und hätte sich dann wahrscheinlich vor Angst in die Hose gemacht, dachte er sich.
»Hätte, wenn und aber gibt es heute nicht«, ließ sich Krupp vernehmen. Er hatte sich neben Bahn gehockt und ihm den Arm um die Schultern gelegt. »Unser Wagen ist im Eimer, aber du bist Gott sei Dank auf dem Damm.«
Da habe er es wesentlich besser angetroffen als das arme Schwein da vorne, meinte Böhnke beklommen.
Andächtig schwiegen sie, als dunkel gekleidete Männer einen Zinksarg in einen Leichenwagen schoben.
»So schnell kann es gehen«, meinte Krupp bedauernd nach der Abfahrt des schwarzen Kombis. »Helmut, wie ist es dazu gekommen? Was ist passiert?«
Kopfschüttelnd blickte sich Bahn um. Ebenso wie Böhnke nahm er die Zuschauer wahr, die auf der anderen Seite der Strecke hinter dem stabilen Drahtzaun stehend dem Treiben zuschauten. Die Betroffenheit lähmte die Rennsportfans.
Es war ungewöhnlich still, eben totenstill.
»Was passiert ist, willst du wissen?« Bahn wandte sich schwach lächelnd seinem Kollegen zu. »Ich tuckere mit unserer Möhre wie ein Rentner über den Ring, damit ja bloß nichts an das gute Stück rankommt, da fliegt der Typ geradezu an mir vorbei. Dann höre ich es nur noch knallen, quietschen und krachen. Und alles ist voller Qualm. Ich bin sofort voll in die Eisen und habe die Karre mit verdammt viel Glück auf der Straße gehalten. Da brettert mir auch schon der Flachmann von hinten in die Kiste, dieser Sonntagsfahrer. Ich habe noch gesehen, wie der Wagen vor mir einen Salto nach dem anderen macht und dann brennend liegen geblieben ist. Ich bin raus aus meiner Möhre, hab mir den Feuerlöscher geschnappt und bin hin. Aber da war nichts mehr zu machen. Wir haben mit etlichen Leuten versucht, den Mann zu retten. Aber es war zu spät. Der hatte keine Chance.« Er schluckte schwer.
Und jetzt schien es, als habe er eben geweint, kam es Böhnke vor. Bahn mimte zwar den harten Knochen, aber war wohl mehr mitgenommen, als er zugeben würde.
Ein als Notarzt erkennbarer Mann näherte sich und fragte Bahn, wie es ihm gehe.
Der Journalist nickte stumm und sah zu, wie ihm der Mediziner den Puls und den Blutdruck maß.
»Okay, wenn Sie wollen, können Sie zurück ins Fahrerlager, wir brauchen Sie nicht stationär zu behandeln. Sie kümmern sich um ihn?« Er hatte Böhnke und Krupp angesprochen, als sei es für ihn selbstverständlich, dass sie zu Bahns Helferkreis gehörten.
»Wir haben ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt«, flüsterte der Arzt Böhnke zu, den er zur Seite gezogen hatte. »Der war total durch den Wind, als wir ihn vorfanden. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass er den anderen nicht aus dem Wagen ziehen und retten konnte. Der hätte wahrscheinlich sogar sein eigenes Leben geopfert, wenn er dadurch den anderen hätte retten können. Andere mussten ihn mit Gewalt zurückhalten.«
»Kommt mal mit!« Bahn hatte sich ächzend erhoben und ging mit wackligen Schritten voran. Er näherte sich seinem Rennwagen, der von vorne unversehrt aussah. Das Heck hingegen war arg mitgenommen.
»Mit dem fährst du keinen Meter mehr«, bemerkte Krupp und deutete auf das schräg stehende Hinterrad auf der linken Seite. »Das ist eindeutig ein Fall für den Abschleppdienst.«
Langsam schritt Bahn um das Fahrzeug und ging vorne an der Fahrerseite in die Hocke. »Seht ihr?« Er zeigte auf ein kleines Loch im Kotflügel. »Hier hat es eingeschlagen.«
Wird wohl ein aufgewirbeltes Steinchen gewesen sein, meinte Krupp.
»Quatsch!« Bahn brauste entrüstet auf. »Hier hat jemand geschossen. Da hat ein Scheißkerl meinen Vordermann voll erwischt und mich beinahe. Wenn der Typ mich nicht überholt hätte, hätte ich wahrscheinlich mehr Schüsse abbekommen.« Bahn sah mit einem Blick, gemischt aus Verblüffung und Panik, zu Böhnke. »Hier wollte mich jemand abknallen.«
Ob er seinen Verdacht der Polizei geäußert habe, fragte Böhnke bedächtig. Er wollte Bahns Vermutung nicht überbewerten, Bahn aber auch nicht reizen, indem er die Vermutung als unwahrscheinlich bezeichnete.
Habe er, bestätigte Bahn. Man werde allen erdenklichen Ursachen und Möglichkeiten nachgehen, hätte man ihm versichert.
»Das ist doch ein Fall für die Mordkommission«, stammelte Krupp, »wenn das stimmt, was du glaubst.«
So sei es, bestätigte Böhnke. »Dann werden sich meine zuständigen Kollegen sicherlich damit
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