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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Gegenverkehr, der die Suche nach der Ideallinie stört.
    Dieser Auffassung stimmte Böhnke voll und ganz zu.
    Und er erwischte sich dabei, dass er langsam, nach diesen Sätzen, die der rasanten Fahrt mit Hans-Joachim über die Strecke nachträglich einen gedanklichen Überbau gaben, sich doch nicht so ganz dem Mythos dieses Platzes entziehen konnte. Ja, so sagte er sich, der Nürburgring, der hat was.
     
    Er werde übrigens wieder mit ihr in die Stadt fahren, informierte er beim Frühstück. »Ich muss noch einige Erkundigungen einholen.«
    »Wegen Bahn?«
    »Unter anderem wegen Bahn. Aber auch deinetwegen und meinetwegen. Oder glaubst du etwa, ich lasse die Sache mit den aufgeschlitzten Reifen auf sich beruhen?«
    »Commissario, was sollte ich bloß ohne dich tun?«, hatte sie gelächelt. »Aber bring mir das Auto bloß heil zur Apotheke zurück. Wohin willst du eigentlich?«
    »Ich fahre dahin, wohin du als kleines Kind mit der Tram gefahren bist.«
    Ihr reichte die Antwort. »Aber wenn du noch einmal ohne mich Sauerbraten essen gehst, dann ist es aus mit der Autoverleiherei.«
    Er würde sie einladen, versprach er. Und: »Ich hole dich gegen halb sieben ab.«
     
    Böhnke war gespannt, was ihn in Vaalserquartier erwarten würde, und er hoffte, dass er nicht wieder vor einem verschlossenen Werkstatttor stehen musste. Warum er ausgerechnet von Anton Theberath eine Auskunft erhalten wollte, konnte er sich rational nicht erklären. Aber diesen Plan hatte er nun einmal gefasst und er würde ihn durchführen. Vielleicht war es das Schicksal von Tünns Bruder, das ihm bei der Fahrt mit Hans-Joachim – ›Asphalttanz‹ hatte er gesagt, und Böhnke würde diesen Begriff nicht vergessen – noch einmal in seiner nicht absolut geklärten Ursache deutlich geworden war.
    Er schien Glück zu haben. Als er in die Straße einbog, erblickte er einen Mann, der auf dem Betriebsgelände zwischen den Fahrzeugen umherging. Böhnke stellte den Polo auf den letzten freien Parkplatz vor der Werkstatt ab.
    Der Mann, den er nach dem Bild aus der Zeitung als Anton Theberath wiedererkannte, näherte sich langsam. »Entschuldigen Sie, aber wir haben geschlossen.« Er wirkte erschöpft, obwohl er braun gebrannt war. Auch in seiner sauberen, blauen Monteurkluft sah er einem Büroarbeiter ähnlicher als einem Mechaniker, der an einer Autobühne hantierte.
    »Wie?« Böhnke sah sich um und deutete auf das offene Tor. »Ich dachte …«
    »Da haben Sie falsch gedacht.« Theberath gab sich wenig Mühe, höflich zu sein. »Ich mache nur klar Schiff.«
    Er sei schon einmal hier gewesen, meinte Böhnke unbeeindruckt, da habe er gelesen, dass wegen Betriebsferien geschlossen sei. »Jetzt wollte ich bei Ihnen einen Ölwechsel machen lassen.«
    »Ölwechsel?« Theberath lachte auf. »Für einen Ölwechsel kommen Sie zu mir! Sie waren noch nie hier. Ich kenne Sie nicht. Sie wohnen jedenfalls nicht im Dorf. Die kenne ich alle. Also, was wollen Sie von mir?«
    Böhnke zauderte nicht. »Ehrlich gesagt bin ich Ihretwegen und wegen Ihres Bruders hier. Ich bin, sagen wir es mal so, mittelbar von dem Unfall Ihres Bruders betroffen. Ein Bekannter von mir fuhr hinter Ihrem Bruder her, als das Unglück passierte.«
    Er war gespannt, wie Theberath reagieren würde.
    »Pah, Unfall. Dass ich nicht lache. Das ist die offizielle Version. Aber ich glaube nicht daran.« Theberath ereiferte sich: »Da ist geschossen worden.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Böhnke war vom Ausbruch des Automechanikers überrascht.
    »Wie ich darauf komme? Es ist ja nicht das erste Mal, dass auf uns geschossen wurde. Aber das will ja keiner wissen.« Theberath stapfte in ein Büro, Böhnke lief wie selbstverständlich hinterher.
    »Kaffee?«, fragte der Mann, machte sich an einem Automaten in einer kleinen Küchenzeile zu schaffen und gab Böhnke ein Zeichen, sich auf den Stuhl vor einem überladenen Schreibtisch zu setzen.
    »Was niemand wissen will bei uns in Deutschland, ist, dass es beim Langstreckenrennen in Spa schon einmal einen Anschlag gab. Da habe ich am Steuer gesessen.« Er servierte den Kaffee in ehemals weißen Henkelbechern und ließ sich in den Schreibtischsessel sinken. »Ich glaube sogar, dass ich auf dem Nürburgring das Opfer sein sollte.«
    Er begegnete Böhnkes erstaunten Blick.
    »Wie ich dazu komme, wollen Sie bestimmt wissen. Ganz einfach. Nach unserer ursprünglichen Planung sollte ich zu diesem Zeitpunkt das Rennen bestreiten. Erst unmittelbar vor dem Start haben

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