Nuhr, Dieter
Sie auch, dann die
TAN und die PIN; gut, die kann man vergessen, man hat ja im Notfall noch die
Super-PIN, wie beim Handy, wo man ja auch PIN und Super-PIN hat - und beim
Handy gibt's sogar noch die PIN 2, aber egal!
Ach so, für das Brokerage über den Online-Trader habe ich
natürlich auch noch den zehnstelligen Identifier und die Kunden-ID. Dadurch ist
alles supersicher. Habe ich ja auch alles notiert, allerdings
passwortgeschützt. Momentan ist es deshalb so: Ich habe Geld, aber das ist so
geschützt, als hätte ich das Portemonnaie erst zugeschweißt, dann einbetoniert
und am Ende in der Tiefsee versenkt. Da ist für Fremde völlig unzugänglich
aufbewahrt - leider für mich auch.
Wobei man ja heute eh nicht mehr weiß, was man mit dem
Geld machen soll; gerade heute Morgen habe ich wieder gelesen, dass selbst die
Analysten nicht genau wissen, ob der Dow nun erst mal charttechnisch auf eine
Impulsbewegung in Richtung Allzeithoch weist oder doch eher eine
Langzeitbaisse eintritt, also eine große Korrektur, ein Downmove, Durchbruch
der Unterstützungslinie, das heißt klares Verkaufssignal. Als ich das gelesen
habe, da habe ich ja gedacht: »Ach so!«
Was war das früher schön; wenn man Geld hatte, hatte man
das in der Hosentasche und fragte sich: »Brausetabletten oder Lakritzschnecken?«
Heute können sich die Kinder so was ja gar nicht mehr kaufen, die haben ja gar
kein Geld mehr - weil der Automat die Karte verschluckt hat. Na ja, ist auch
besser für die Zähne.
Gott und Parkplatz 19.
September 2000
Eben habe ich stundenlang eine Parklücke gesucht. Plötzlich
fährt einer raus, ich will rückwärts rein, und da kommt einer von hinten und
klaut mir den Parkplatz. Eine blöde Sau. Das sind die Momente, wo ich immer
denke: »Warum hau ich ihm nicht einfach auf die Fresse?« Gut, die Antwort ist
einfach: Ich trau mich nicht.
Wenn ich wenigstens einen großen Bruder hätte, mit einem
anständigen Beruf wie Auftragsmörder oder so ... Oder wenn ich Gott wäre. Das
wäre doch auch toll, wenn ich den beim Jüngsten Gericht wiedersehe und einfach
sagen könnte: »Ah, Sie wieder. Der Parkplatzklauer. Da sind wir mal gnädig,
sagen wir mal 4 Millionen Jahre Bratspieß in der Hölle, und dann sehen wir mal
weiter ...«
Super. So ist er, der Gott des Christentums. Eigentlich
übertrieben gerecht. Eigentlich sogar richtig grausam. Für einmal Parkplatzklauen
4 Millionen Jahre ... Gut, wir haben ihm auch einiges zu verdanken, im Grunde
sogar alles: Sonne, Mond, Sterne, allerdings auch Warzen und Fußgeruch. Da hat
er wahrscheinlich irgendwie einen schlechten Tag gehabt. Ein komischer Vogel.
Aber wenn man jetzt mal der Kirche Glauben schenkt, dann
droht der uns ja auch einiges an - ewige Verdammnis, Höllenqualen und den
ganzen Krempel. Da ist ja der hinduistische Gott irgendwie lockerer drauf, der
im Grunde sagt: »Ja, mach mal wie du meinst, am Ende wird gestorben, und dann
kommst du wieder - je nachdem, als Schildkröte, Ebolavirus oder Vollkornbrot,
und es ist ja im Grunde auch wurscht, weil ja alles bloß Teil eines
untrennbaren Kosmos ist. Mensch, Kröte, Virus, Brot.«
Ewige Wiederkehr. Das Prinzip kennen wir Abendländler doch
bloß aus der Mode. Es ist doch so: Man kann gar nicht unmodisch sein, man ist
höchstens zu früh dran.
Das kommt aus dem Hinduismus; da wäre das Christentum gar
nicht drauf gekommen ... Oder, um beim Beispiel Straßenverkehr zu bleiben,
dann ist der Gott der Christen eher so eine Art Politesse, während der
hinduistische Gott eher so der Typ ist, der auch mal ein Mütterlein über die
Straße lässt - und wenn es auf der Autobahn ist. Und solche Typen gehen mir
auch auf den Sack, die einfach alle reinlassen, und Du zockelst hinterher;
wieder und wieder anhalten, da krieg ich es an den Nerven.
Also, im Verkehr bin ich der totale Katholik. Wer da einen Parkplatz klaut, den
soll der Teufel holen. Und da sind 4 Millionen Jahre Bratspieß noch ein
Gnadenurteil. Blöder Hund!
Herbstromantik 20. September 2000
Jetzt ist die Urlaubszeit wieder vorbei, die Schwalben
fliegen tief, die Spinnen kommen aus dem Keller, und die Zeugen Jehovas
klingeln an der Türe, weil es mit dem Wachturm an der Ecke langsam ungemütlich
wird. Bei mir sind das immer so zwei Frauen um die 40. Denen mache ich dann
immer ein Tässchen Kaffee, und dann lasse ich mir vom Weltuntergang erzählen;
das ist schaurig schön. Und immer, wenn die gerade glauben: »Jetzt haben wir
ihn missioniert«, dann sage
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