Nuhr, Dieter
weitergeholfen.
Pauschale Urteile 13. März 2008
Ich bin immer noch begeistert von der Wahl in Russland,
die viel schöner war als die Wahlen bei uns. Bei uns ist die Auswähl viel zu
groß. In Deutschland sind die Kandidaten wie die Handytarife. Man blickt nicht
mehr durch!
Da entsteht dann ganz schnell Politikverdrossenheit. In
Russland hingegen ist man wählerfreundlicher: ein Kandidat zum Wählen - und
noch ein paar, damit der Wahlzettel nicht so erbärmlich aussieht.
Viele meinen, der Russe habe eben kein Verhältnis zur Demokratie.
Das ist ein sehr pauschales, unfaires Vorurteil. Pauschalurteile sind übrigens
meistens unfair. Allerdings kommt es auch ein bisschen auf die Gruppe an, die
pauschal gemeint ist. Über dunkelhäutige Menschen zum Beispiel sollte man kein
pauschales Urteil abgeben. Über Reiche allerdings schon. »Der Reiche untergräbt
unsere Gesellschaft.« So stand es auf dem Titel einer großen deutschen
Illustrierten. Gott sei Dank traf es die Richtigen! Stellen Sie sich vor, da
hätte gestanden: »Der Pole untergräbt unsere Gesellschaft.« Oder »Der
Hartz-IV-Empfänger«. Oder »Der Jude«.
Wenn es die Richtigen trifft, sind Pauschalurteile erstens
genehm und zweitens populär. Reiche beispielsweise sind doof. Da sind sich
einfach alle einig. Arme haben dagegen einen guten Charakter. Sie hintergehen
auch nicht das Finanzamt, schon weil sie keine Steuern zahlen müssen. Das ist
ja das Ungerechte bei uns, dass es Menschen gibt, die aus finanziellen Gründen
gar nicht in der Lage sind, die Steuerbehörden übers Ohr zu hauen. Was für eine
Benachteiligung!
Bei ganzen Volksgruppen wird es immer problematisch, wenn
man schnelle Urteile zur Hand hat. Da hört man plötzlich: »Albaner sind alle
Drogenhändler!« Das stimmt natürlich nicht. Das sind die Ghanaer. Das hat mir
ein Polizist erzählt. Der sagt immer: »Ein Ghanaer in Bahnhofsnähe - alles
klar.« Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Erfahrung und Vorurteil?
Interessante Frage, vor allem wenn man als ghanaischer Ingenieur ständig seine
Geschäftstermine verpasst, weil man immer, wenn der Zug fährt, noch in der
Bahnhofshalle steht, mit erhobenen Händen, weil man gerade von Sicherheitskräften
abgetastet wird.
Ich kenne sogar ganz persönlich jemanden aus Ghana. Er
heißt Samuel Umbele und arbeitet bei uns im nahegelegenen Obsdaden. Der legt
die angekitschten Früchte immer so, dass man es nicht sieht. Und er gibt auch
nicht richtig raus. Aber man kann dem natürlich nicht sagen, dass er ein Idiot
sei. Das geht doch nicht. Unser Nachbar hat das versucht und dem mal richtig
die Meinung gegeigt. Er werde jetzt einfach nicht mehr bei ihm kaufen. Und der
Umbele ereiferte sich gleich: »Rassist!«
Rassismus ist für mich erst dann kein Thema mehr, wenn ich
einem ghanaischen Obstverkäufer sagen kann: »Deine faulen Tomaten kannst du
selber fressen! Ich geh nach nebenan zum Marokkaner.« Marokkaner sind übrigens
Superobsthändler. Ghanaer in der Regel aber auch, wenn man von Samuel Umbele
absieht. Selbst Deutsche oder Russen sind gute Obsthändler. Alle Menschen sind
nämlich gleich gute Obsthändler - und auch gleich gute Drogenhändler. In
Marokko wächst das Zeug nur einfach besser.
Ich finde, jeder sollte ab und zu mal als Drogenhändler arbeiten.
Dann sind Vorurteile kein Thema mehr.
Parasiten 8. April 2008
In Südamerika gibt es ja interessante Tiere! Da gibt es
zum Beispiel Parasiten, wenn man da in ein stehendes Gewässer pinkelt, dann
schwimmen die den Strahl hoch. Die setzten sich vor die Blase und werden bis zu
zehn Zentimeter lang. Das tut weh. Ei ei ei...
Ich weiß das, weil ich bald auf Reisen gehe, und da guckt
man natürlich vorher nach, worauf man achten sollte. Aber was einem da alles
angedroht wird, das ist unglaublich. Danach will man eigentlich gar nicht mehr
aus dem Haus. Man will doch eigentlich nur etwas sehen von der Welt, und dann
steht da so ganz harmlos in der Reiseempfehlung: »Was wir noch sagen wollten.
Da gibt es so Parasiten ... machen Sie am besten schon mal ihr Testament ...«
Da werden Viecher aufgezählt, da fragt man sich: »Warum hat Noah so was auf die
Arche gelassen?«
Wenn wir von der Schöpfung als ein Werk Gottes ausgehen,
kann man sagen: »Der Mann hatte echt Humor, und zwar von der ganz schwarzen
Sorte« - und ich sage ganz bewusst »der Mann«, weil ich davon überzeugt bin,
dass Gott ein Mann ist. Sonst würde er zu uns sprechen.
Das mit der Arche kann ich mir
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