Nuhr, Dieter
sitzen! Und wissen Sie warum? Wir
sind beleidigt!«
Folter 30. Januar
2008
Was ich mich ja oft frage, ist: »Wie kommt der Mensch eigentlich
zu einem Urteil, zu einer Meinung?« Ich glaube, es ist so: Er weiß nichts
Genaues, dann bildet er sich irgendwas ein, meint in der Folge, die Wahrheit zu
kennen und geht dann dazu über, alle Menschen anderen Glaubens zu massakrieren.
Dies ist eine kurze Zusammenfassung der menschlichen Geschichte seit der
Sesshaftwerdung.
Wenn es eine Kontinuität in der menschlichen Geschichte
gibt, dann die, dass Menschen immer versucht haben, den jeweils anderen
abzumurksen - eben weil er anders war.
Die vielfältigsten Leistungen des Menschen stammen aus den
Bereichen Intoleranzologie, Mordwesen, Militarismus, Folterkunde und
Kreuzzügelei. Insofern kann man sagen, dass wir, was die Humanität unseres
Staatswesens angeht, in absoluten Ausnahmezeiten leben. Der Normalfall
menschlichen Zusammenlebens ist das gegenseitige Aufschlitzen.
Wir dagegen leben in Zeiten unglaublicher Friedfertigkeit.
Das sollte wissen, wer hier rummeckert, Europa abschaffen möchte und
Deutschland wiederhaben möchte im Zustand von 1914 oder 1939. Wer unsere
Gesellschaft als unmenschlich bezeichnet, dem empfehle ich ein paar Tage auf
einer Streckbank, ein paar Stunden mit Daumenschrauben oder einfach nur ein
paar Minuten unter der Schädelquetsche. So ging man früher mit Meckerern um.
Das soll keine Drohung sein! Nur ein kleiner Hinweis.
Es gibt wohl kaum ein menschliches Tätigkeitsfeld, wo sich
der Geist mit solcher Fantasie ausgelassen hat, wie im Bereich des Folterns, da
noch ein Nägelchen, hier noch ein Schraubstock. Natürlich gab es auch unter
Folterknechten rechte Einfaltspinsel, die sich einfacher Instrumente des
persönlichen Hobbykellers bedienten, anstatt mit ein bisschen Inspiration zur
Tat zu schreiten. Im Mittelalter wurde zum Quälen oft auch einfach nur eine
Säge verwendet. Das ist armselig. Die zu folternde Person wurde kopfüber in
einen Rahmen gespannt und der Länge nach durchgesägt, das ist nichts, was man
vor dem Frühstück sehen möchte ...
Es stellt sich die Frage, ob der Begriff Menschlichkeit
nicht in völlig falscher Bedeutung verwendet wird - ob es eben nicht gerade
menschlich wäre, unmenschlich zu sein - und unsere Zivilisation geradezu
unmenschliche Züge trägt, da sie sich der normal menschlichen, perversen
Abartigkeit verweigert.
Menschliche Quälerei beschränkt sich bei uns auf schlechte
Arzte, quälendes Fernsehprogramm und muffige Füße. Damit sollte man leben
können. Auch der Hausmeister, der Religionslehrer, die
Versicherungssachbearbeiterin oder der Schreiner sind vermeintlich ertragbare
Quälgeister, vergleicht man sie mit dem Folterknecht der Inquisition.
Selbst die Politesse und der Fahrkartenkontrolleur erscheinen
so in neuem, warmem Licht. Sie erfüllen im Übrigen ehrenwerte Aufgaben. Jemand
muss doch darauf achten, dass nicht falsch geparkt oder schwarzgefahren wird.
Und sowohl erhöhter Fahrpreis als auch Bußgelder erscheinen sehr gemäßigt,
wenn man sie mit den üblichen Strafen der Scharia vergleicht. Ich werde
jedenfalls beim nächsten Knöllchen erfreut ausrufen: »Super! 30 Euro! Besser
als Steinigung. Super!«
Staat 6. Februar
2008
Ich möchte nun einmal etwas Positives sagen über unser
Land. Ich weiß, das sollte man nicht machen, weil das eher ungewöhnlich ist.
Denn viele sagen ja: »Böh! Alles doof hier! Der Sprit ist teuer, kein Bier mehr
da ...« Und dann glauben sie, dass das an der Regierung liegt. Eine lustige
Idee, dass der Staat für das persönliche Glück zuständig sei. Daraufkommen die
Menschen woanders gar nicht. In China oder in Rumänien oder in Taka-Tuka-Land.
Deswegen haben die Menschen woanders oft bessere Laune, obwohl sie nichts
haben, weil sie gar nicht erwarten, dass jemand etwas vorbeibringt.
Wir sind da anders. Wir glauben, dass man alles durch Gesetze
regeln muss, um die Menschen zu schützen. Ist ja auch richtig. Der Staat muss
dafür sorgen, dass man nicht einfach jemanden umbringen darf, weil er einem den
Parkplatz geklaut hat. Oder nehmen wir das Rauchverbot, eine gute Sache! Oder
bald die Helmpflicht für Radfahrer, das wird kommen, und das ist gut so, denn
beim Radfahren kann man hinfallen. Beim Gehen übrigens auch. Im Grunde sogar
beim Stehen. Wahrscheinlich wird uns der Helm bald schon ganztägig fest verankert,
damit man auch nachts gefahrlos aus dem Bett fallen kann.
Wir glauben an den
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