Nuhr, Dieter
sowieso nicht richtig vorstellen,
dass da also wirklich exakt zwei von jeder Art mitgenommen worden sein sollen,
zwei Typhuserreger, zwei Harnwegsparasiten, zwei Lungenwürmer ... Lungenwürmer
sind übrigens auch originell. Das sind so fleischige, braune Egel, die in der
Lunge parasitieren. Weltweit sind drei Millionen Menschen befallen, wobei es da
unglaublich viele verschiedene Arten gibt. Selbst bei nur zwei Würmern pro Art
wäre die Arche schon aufgrund des Wurmgewichtes sofort gesunken. Allein die
Spulwürmer, Hakenwürmer, Peitschenwürmer, Fadenwürmer, Madenwürmer, Trematoden,
Trichinen, Bandwürmer ...
Wenn sich auf der Arche 40 Tage lang nur zwei Menschen
aufgehalten hätten, die hätten sich sonst was geholt! Anders hätten die vielen
Parasiten auch gar nicht überleben können. An der Geschichte muss der Autor
also noch mal arbeiten, am besten mit medizinischer Hilfe - und vor allem
geimpft.
Die gute alte Zeit 20. April 2008
Haben Sie auch manchmal das Gefühl, das nichts mehr ist,
wie es mal war? Gut, das ist eine Binsenweisheit. Natürlich ist immer alles
anders, als es mal war. Das liegt an der Struktur unserer Raumzeit, dass
niemals alle Energiequanten des Universums gleichzeitig an ihrem Ort verharren.
Aber erklärt das, warum es keine anständigen Brötchen mehr gibt? Also so
richtige, so wie früher? Was natürlich Quatsch ist. Die Brötchen von früher
werden bloß von Jahr zu Jahr besser. Wie die Erdbeeren. Wir denken natürlich,
die Erdbeeren wären früher besser gewesen, weil wir glauben, die Erdbeeren
hätten früher so geschmeckt, wie der Aromastoff im Joghurt heute. Haben sie
aber nicht.
Sie kamen bloß nicht mitten im Winter vorbei und mussten
vorher im Flugzeug nachreifen. Innerhalb von sechs Stunden. Das war früher
besser. Da gab es im Winter keine Erdbeeren. Auch keine Mangos - oder Chitongos
oder Bulkanitas oder Wengfisematengotobelos. Nichts dergleichen. Da wuchsen die
Mandarinchen noch in der Dose. Neben den Erbsen, den Möhren und den Raviolis. Die
im Plural auch noch Raviolis hießen und nicht italienisch Rrrrravioli.
Alles verändert sich. Plötzlich gab es keine anständigen
Brausetabletten mehr, wie früher. Oder die gute alte Eckkneipe: weg! Die gute
alte Lebensmittelhändlerin! Fort! Die gute alte Todesstrafe! Abgeschafft. Gut,
das war jetzt ein schlechtes Beispiel. Aber alt und gut ist eben nicht immer
dasselbe.
Natürlich war früher alles natürlicher. Das stimmt. Zum
Beispiel der gute alte Rhein, der war in meiner Kindheit noch eine richtige
Kloake, weil alles da reingeleitet wurde, ganz natürlich, ohne Klärung.
Oder noch früher, im 19. Jahrhundert, da gab es wirklich
noch Natur. Deswegen wurden die Menschen auch nur 30 Jahre alt. Weil sich die
Getreidebauern noch nach der Natur richte ten. Und
wenn das Wetter schlecht war, gab es eine schlechte Ernte, was so viel hieß
wie: nichts zu essen. Aber das Wetter war ja immer gut damals. Beziehungsweise
die Ernte war natürlich trotzdem manchmal verhagelt. Damals hieß das aber noch
nicht Klimakatastrophe, sondern schlechtes Wetter. Und dann hungerte man, da
war man ganz nah dran an der Natur!
Oder bei Zahnschmerzen: Wenn das eiterte, dann starb man
auch schon mal an Blutvergiftung, ganz natürlich. Das hat mein Urgroßvater noch
erlebt. Natürlich ist der nicht an Zahnschmerzen gestorben, sondern im Krieg,
wie Abermillionen andere.
Das war die vielleicht nicht ganz so gute alte Zeit vor
Hartz IV. Und auch vor Hartz I. Da gab es Hartz 0 Komma 0. Wenn man da keine
Arbeit hatte, dann stand man auf der Straße mit einem Schild: »Nehme jede
Arbeit an.« Und die Familie hatte nichts zu beißen. Und dann hoffte man, dass
der Führer kommt. Und einem was gibt - was er den Juden vorher weggenommen oder
im Krieg erobert hatte. So war sie halt, die alte Zeit...
Aber in der Erinnerung ist ja alles schön. Manch einer
schwelgt ja sogar in Kriegserinnerungen. Das sind dann aber oft Menschen, die
haben einen echten Kopfschuss davongetragen. Oder wenigstens einen
psychologischen ...
Wir leben
übrigens heute auch in einer guten alten Zeit, wir wissen es bloß noch nicht.
Heute denken wir noch: »Mann, was für ein Dreck!« Dann denkt man irgendwann:
»So schlecht war es gar nicht.« Bis dann selbst der Dreißigjährige Krieg zur
guten alten Zeit mutiert. Oder die 80er. Nichts ist unmöglich ...
Berufswahl Chirurg 30. April
2008
Man fragt sich ja häufig: »Welche Berufsperspektiven haben
junge Leute eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher