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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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aber
irgendwann erwischt es auch ihn.
    Hinzu kommt, dass das Japanische weder mit der chinesischen
noch mit der koreanischen Sprache verwandt ist, sodass mir nicht mal meine
völlige Unkenntnis dieser Sprachen auf dem Fischmarkt weiterhelfen konnte.
    Außerdem haben die Japaner ganz seltsame Vorstellungen von
Höflichkeit. Alles bedeutet etwas: Bewegungen, Gesten, Verbeugungen. Die sagen
nicht ganz normal wie wir: »Mensch, Erwin, alte Drecksau!« Nein, bei denen ist
immer Höflichkeitsstufe 1 angesagt.
    Ein Beispiel: Wenn einem Japaner der Hintern abfackelt,
weil er sich zu nah an den Kamin gestellt hat und die Hose zu kokeln beginnt,
und ein anderer Japaner sieht das, dann würde dieser niemals sagen: »Hallo,
meine Name ist Takeshi, und ich wollte nur sagen: Ihr Hintern brennt.« Niemals
würde in Japan irgendjemand diesen peinlichen Tatbestand artikulieren! Weil
der Japaner mit der brennenden Hose dadurch sein Gesicht verlieren würde.
Stattdessen verliert er den Hintern. Das ist eine Güteabwägung, die zwar auch
ich in der Reihenfolge für richtig halte, dennoch würde ich es persönlich
vorziehen, wenn ich, wenn nötig auch mit Gesichtsverlust, auf meinen brennenden
Hintern aufmerksam gemacht würde. Andersrum gesagt: Personen, deren Hintern zum
Brennen neigt, sollten Japan weiträumig umfahren.
    Höflichkeit ist hier zur Zwangsvorstellung avanciert. Die
Wurzel aus dem Koeffizienten des Verbeugungswinkels ergibt die erste Ableitung
des Logarhythmus aus der Lächelkurve und der Verbeugungsdauer. Das sollte man
wissen, sonst macht man sich in der U-Bahn ahnungslos die Schuhe zu, bückt sich
und hat dadurch aus Versehen die gesamte U-Bahn zum Geschlechtsverkehr
aufgefordert.
    Wie sagt der Kölner so schön: »Jede Jeck is anders.« Da
hat er global gesehen Recht.
     
    Schilderwald 19.
September 2005
    Wer in letzter Zeit, also in den letzten 4500 Jahren, auf
einer Autobahn gewesen ist, wird feststellen, dass sich einiges getan hat, vor
allem schildertechnisch. Wenn Sie vor 500 Jahren von Unkendorf nach Bratzenbach
wollten, mussten Sie alle paar Meter Zoll bezahlen. Heute fahren Sie mit 170
über die Autobahn, zahlen 150 Euro deswegen, kassieren vier Punkte in
Flensburg und einen Monat Fahrverbot, weil da wieder 100 Schilder standen, die
Sie übersehen haben.
    Als Autofahrer erlebt man totale Reizüberflutung! Man kann
ja die ganzen Schilder gar nicht mehr verarbeiten! Und zu den Verkehrsschildern
kommen ja noch neben der Straße die Hinweisschilder, die McDonalds anpreisen,
Autoglas Schwallenwitz und das örtliche Freudenhaus. Überall Schilder!
    Hinzu kommen die Hinweise, wo es langgeht, weil sich der
Mensch ja nicht wie ein Vogel am Erdmagnetismus orientieren kann. Natürlich
kann ich mich als sensibler Mensch nach meiner inneren magnetischen Stimme
richten, allerdings ist dann, bis ich das verarbeitet habe, oft in der
Baustelle wieder die Ausfahrt zu kurz. Und man sieht nur eine
Riesenschilderwand mit zehn Pfeilen, verschiedenen Fahrzeugabbildungen mit
Tonnenangaben, drei durchgestrichene Geschwindigkeitsbegrenzungen, je nach
Fahrzeugtyp und Blutgruppe des Fahrers, man liest, säbelt dabei in die
rote-weiße Randbegrenzung ... Und wenn mir in dem Moment meine innere Stimme
sagt: »In 300 Metern rechts abbiegen!«, dann fahre ich wieder Richtung
Oberhausen und ärgere mich.
    Es gibt ja Städte, die schildertechnisch völlig
überrepräsentiert sind. Ich glaube, dass es Städte gibt, die nur existieren,
weil es Schilder für sie gibt. Wenn man alle Schilder abmontieren würde, die
nach Oberhausen führen, würde es Puff machen, und die Stadt wäre vom Erdboden
verschwunden.
    Ähnlich verhält es sich mit Sinsheim-Steinfurt. Das gibt
es doch gar nicht. Oder Haiger-Burbach oder Adelzhausen und Odelshausen. Wer
kommt auf so einen Unsinn? Das sind Orte, die nur erfunden worden sind, damit
man im Verkehrshinweis etwas zu melden hat.
    Es sollte keine Schilder geben, auf denen steht: »1100 Meter, Behelfsausfahrt Sackbach, Rumsbüttel,
Schwiegersoden, Ba lenbach,
nicht für Lastwagen unter 1 Meter Höhe
beladen mit Schweröl, Milchreisbechern oder Filzlatschen.« Am besten wäre
ohnehin, ich ginge zu Fuß. Dann hätte ich auch Zeit, die Schilder ausreichend
zu würdigen.
     
    Leben 27. September 2005
    Was ist eigentlich Leben? Die Wissenschaftler sind sich da
in Grenzbereichen unerfreulich wenig einig. Wann bezeichnet man ein organisches
Molekül als Leben? Als Laie sagt man: »Es lebt, wenn es allein aufs Klo

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