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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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niedrigen
Zinsen in wachstumsschwachen Perioden für Banken nicht ausreichend. Die Zeiten
werden rauer.
    Der Amerikaner ist anders. Er weiß, dass alles ein Ende
hat - und der Hot Dog sogar zwei, während der Burger in seiner Kreishaftigkeit
endlos, allerdings nicht ohne Grenze ist, ein perfekter Spiegel des
Einstein'schen Universums. Für den Amerikaner ist Veränderung erstmal eine
Chance, deswegen verändert der Amerikaner ja auch so gern die Welt, fährt
einmal kurz mit dem Panzer drüber und guckt dann nach, ob etwas Neues daraus
geworden ist.
    Sollte also irgendwann vor Ihrer Tür ein amerikanischer
Panzer stehen, seien Sie höflich. Er meint das nicht so. Meinen Großeltern hat
der Amerikaner damals sehr geholfen damit. Die Bekannten im Osten hingegen sind
damals im russischen Lager umgekommen. Allerdings meinte es auch der Russe damals
nicht böse. Er wollte einfach den neuen sozialistischen Menschen erschaffen und
war dadurch förmlich dazu gezwungen, Nicht-Sozialisten als Volksfeinde durch
Ableben aus dem Wirtschaftsprozess zu entfernen. Da kann man nur froh sein,
dass Stalin nicht fertig geworden ist. Sonst stünde Ostdeutschland heute leer
und würde völlig einstauben.
    Es ist das menschliche Denken, das oft zu den dümmsten
Entwicklungen führt. Völkermord, Massenerschießungen und politisch motivierte
Säuberungen kommen unter Stubenfliegen und Hausschweinen überhaupt nicht vor.
Dazu fehlt ihnen die Intelligenz. Nicht zu Unrecht sagte meine Mutter stets:
    »Dumm zu sein ist eine Gabe Gottes.« Wer dumm ist, verzichtet
meist auch darauf, den Nächsten aus ideologischen Gründen zu liquidieren.
     
    Schon wieder USA 18. Juli 2005
    New York und die Wolkenkratzer sind schon beeindruckend.
Es ist ja auch ungeheuer pfiffig, die Häuser höher zu bauen, je höher die
Grundstückspreise sind. Das spart nicht nur Grundsteuer, auch die Winterräumung
wird billiger. Wenn das in NY läuft wie in Niederkrüchten, das ist am
Niederrhein, dann ist ja täglich jemand anders dran. Wenn Sie in Niederkrüchten
ein 300 Meter hohes Haus haben mit vielleicht 1200 Mietern drin, dann ist man
da selbst bei 50 Schneetagen im Jahr nur alle 24 Jahre mit Schippen dran. Wenn
man es dann vergisst, wird es allerdings peinlich. Dann können die Nachbarn
sagen: »Guck dir den an, der lebt seit 25 Jahren im Wolkenkratzer. Aber geräumt
hat er nicht ein einziges Mal, der blöde Hund!«
    In New York allerdings schippt man nicht selbst, da lässt
man schippen, weil sich die Kosten - auf 1200 Mieter aufgeteilt - in Grenzen
halten. Da findet man immer einen, der für ein paar Dollar Schnee schippt,
bevor er zur nächsten Arbeitsstelle geht. Die arbeiten ja morgens als
Schneeschipper, tagsüber als Notar, Tellerwäscher, Aktienbroker, Herzchirurg
und nachts dann als Telefonseelsorger, um sich ein Kellerloch in Soho leisten
zu können. Geschlafen wird im Rentenalter. Das ist diese Effizienz da drüben.
    Da wechselt man auch alle paar Jahre den Beruf, was ich
unglaublich cool finde. In Deutschland ist man beruflich eher auf der Suche
nach was Dauerhaftem, einem »Pöstchen«, wie meine Mutter zu sagen pflegte. »Der
hat ein schönes Pöstchen« bedeutete bei ihr so viel wie: »Dem kann nie mehr
was passieren, wenn er darauf verzichtet, den Vorgesetzten zu erschießen.« Und
selbst das hat meines Wissens bei Beamten nur eine Verwarnung zur Folge.
    Der Amerikaner hingegen glaubt an den immerwährenden
Wandel, weil sich da überall alles verändert. Das nennt sich Flexibilität, die
wir auch noch erlangen werden, ob wir wollen oder nicht. Abwarten.
     
    Japan 3. August 2005
    Neulich habe ich ein Land bereist, in dem völlig fremde
Menschen lebten, man konnte nichts verstehen, die Sitten waren fremd und die
Menschen rätselhaft. Nein, ich war nicht in Osterreich. Ich war in Japan.
    Da versteht man kein Wort. Der Japaner spricht nämlich
Japanisch - und sonst nichts, was erst mal wenig hilfreich ist, wenn man in
Tokyo auf dem Fischmarkt steht und keine Ahnung mehr hat, wo es lang geht. Das
Japanische ist nämlich eine Mischsprache mit austronesischen und altaischen
Elementen, die nach der Jömon-Periode in Japan um 400 vor Christus entstanden
ist. Leider habe ich auf dem Fischmarkt niemanden gefunden, der damals bereits
gelebt hätte. Sonst hätte ich vielleicht noch ein paar Austronesier und einen
Altai-Turkmenen aus dem 13. Jahrhundert aufgetrieben und wir hätten uns prima
unterhalten. Aber nichts zu machen. Der Japaner wird zwar sehr alt,

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