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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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Rheinland-Pfalz etwa. Für Rheinland-Pfalz sind allerdings im Grunde schon
zwei Buchstaben zu viel.
    Normalerweise kürzt der Mensch in drei Buchstaben ab. Der
Amerikaner beispielsweise bezeichnet das World Trade Center als WTC und nicht
als WC. Der Sprengstoff TNT, Trinitrotoluol also, würde als NT, also als
Nitrotoluol, auch gar nicht richtig sprengen. Wahrscheinlich würde das bloß
ganz unangenehme Flecken machen. Aber TNT ist der Knaller.
    MFG und BNM, bis zum nächsten Mal also. JIF. Jetzt ist
Feierabend. MZ. Mahlzeit. T. Tschö.
     
    Husch 6.
Dezember 2005
    Husch hat jetzt zugegeben, dass er nicht mehr an diesem
Leben teilnehmen möchte. Er gehe jetzt. Husch, so sein langjähriger Adjutant
Hagenbuch, habe konstatiert, ohnehin nie so ganz ernst dabei gewesen zu sein,
beziehungsweise Husch habe ohnehin niemals großartig unterschieden zwischen
dem Leben vor und dem Leben nach dem Ereignis, das man gemeinhin als Ende
bezeichnet. Für ihn, Husch, sei das Ende niemals ein Ende, sondern höchstens
ein Übergang, schließlich habe er, so Husch, das Leben nach dem sogenannten
Ende bereits weit vor seinem Tod in Angriff genommen und Jahre scheinbarer
Krankheit dazu genutzt, seine Seele schon mal nachspähen zu lassen, wie es auf
der anderen Seite aussehe, weil er die Unwissenheit nicht mehr habe ertragen
können.
    Husch, beziehungsweise seine Seele, so fuhrt Hagenbuch
weiter aus, habe sich in Dinslaken mit dem lieben Gott getroffen, um Fragen
des Dies- und des Jenseits zu erörtern, und sei am Ende zu dem Schluss gekommen,
dass es im Jenseits wesentlich gemütlicher sei, da es dort keinen Tod gebe.
Husch berichtete vielmehr, so Hagenbuch, dass es im Jenseits vorzügliche
Suppen niederrheinischer Art gäbe und dass man dort Fleisch, Kartoffeln und
andere Beilagen einfach untereinandermischen dürfe, ohne dass mahnende Stimmen
Einhalt geböten. Denn diese Suppen und Kartoffeln seien ohne Materie, vielmehr
reine Suppen und reine Kartoffeln, geistige, poetische Suppen und Kartoffeln.
Das Gleiche gelte für Schwarzbrot und Brötchen, die im Jenseits niemals auf die
Marmeladenseite fallen, weil es kein unten und kein oben gebe, sondern nur ein
Drumherum und vor allem ein Miteinander, wie es Husch immer geliebt habe.
    Husch, so Hagenbuch, habe von jenem Jenseits so häufig
geschwärmt, dass er, Hagenbuch, nun gedenke, ihm zu folgen, um auch diesen
unendlichen, jenseitigen Niederrhein kennen zu lernen, der sich hinter dem
Leben aus Fleisch und Blut verberge, dem spirituellen Niederrhein, dem reinen
Niederrhein, der überhaupt nur noch im Jenseits existiere und dessen diesseitige
Form mit Husch ein bisschen mitgestorben sei. Husch, so Hagenbuch, lasse
zuletzt noch mitteilen, dass er gemeinsam mit dem lieben Gott, der ja
bekanntlich ebenfalls gerne Geknatschtes zu sich nehme und deshalb auch
Niederrheiner sein müsse, gemeinsam mit jenem Gott nun drüben auf uns warten
würde, bis wir alle nachkommen. Das werde lustig, so Husch. Hagenbuch meinte,
es gebe nun Hoffnung auf ein besseres Jenseits, ein lustigeres Jenseits, und
ging dann seines Weges. Wohin, lässt sich nur vermuten.
     
    Weihnachten: Geben
und Nehmen 27 Dezember 2005
    Weihnachten ist für mich alle Jahre wieder etwas ganz
Besonderes, nicht unbedingt als Fest der Liebe, aber als das Event der
Binnenkonjunktur, was natürlich am Ende, wie alles auf der Welt, doch wieder
viel mit Liebe zu tun hat. Wir zeigen dem Einzelhandel unsere Liebe, indem wir
ihn beschenken. Und der Einzelhandel beschenkt uns. Für das Geld, das wir ihm überlassen,
schenkt er uns Waren. Ein gutes Geschäft ...
    So haben das die Heiligen Drei Könige im Grunde auch schon
gemacht. Sie folgten dem Stern, um das Jesuskind zu beschenken, weil sie sich
davon Vorteile erhofften, also ein Geschäft: Weihrauch und Myrrhe gegen ewige
Seligkeit. Das ganze Christentum ist ein einziges Geschäft. Man lebt sündenfrei
und erhält dafür das ewige Leben.
    Darum veranstaltet die FDP ihr Treffen immer am Dreikönigstag,
weil die Drei Könige im Grunde liberale Geschäftsleute waren. Das Prinzip der
Menschenliebe beinhaltet im Grunde nur, dass wir uns wie Geschäftsleute
verhalten. Ich klebe dir keine, dafür klebst du auch mir keine. Das ist ein
fairer Vertrag. Man nennt das Zivilisation.
    Für viele hat das Geschäftliche etwas Anrüchiges. Bei uns
beharrt man gern darauf, Liebe sei da, wo du gibst, ohne darauf zu achten, was
du zurückbekämst. Das hält ungefähr drei Monate, danach stellt sich der

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