Nuhr, Dieter
mit, wenn man
keinen Hund hat.
Da durchzuckte mich ein schrecklicher Gedanke. Schließlich
lebt doch das ganze Land in Angst: Vogelgrippe! So wie der Köter aussieht,
frisst er bestimmt auch Vögel. Bevor der bei uns in die Straße einbiegt, hat er
wahrscheinlich schon ein paar Schwäne entbeint. Jedenfalls habe ich vorsorglich
die europäische Seuchenbehörde und ntv alarmiert, sowie die Grünen. Die
wollen ja wegen der Vogelgrippe vielleicht sogar die Fußball-WM absagen. Da
sieht man, dass so ein Virus in der Lage ist, verheerende Schäden anzurichten!
Die Umweltschützer haben ja Recht! Man sollte vielleicht
besser nicht bis zu einem Ausbruch beim Menschen warten, bevor man etwas
unternimmt. Sollte man nicht sofort alle menschlichen Behausungen zumauern?
Vielleicht springt das Virus ja zuerst auf Hausmäuse oder Staubmilben - und
dann auf uns? Bei uns in der Familie sind bereits welche gestorben. Ich habe
beispielsweise meine Großeltern verloren. Das liegt zwar bereits Jahre zurück,
und Todesursache war auch nicht Grippe, sondern Altersschwäche. Aber wer weiß?
Vielleicht sollte man auch erst mal ein Gesetz auf den Weg
bringen, das es dem Virus untersagt, auf Säugetiere überzuspringen. Man könnte
ja Riesenhunde ausnehmen, die eine Spur haufenförmiger Verwüstung hinterlassen.
Denn wenn das Virus diesen Köter dahinraffen würde, würde ich sofort dem Verein
der Virenfreunde beitreten.
Oh nein! Da kommt er! Weder eine Hoffnung weniger. Schon
hat er einen Riesenhaufen unter die Kastanie gelegt. Nicht einmal auf Viren
kann man sich heutzutage verlassen. Schade.
Männer kaufen ein. 6. März 2006
Ich bin ein Mann. Ich dachte, ich sag das mal, weil ich ja
meine Anziehsachen selber kaufe, und da werde ich oft gefragt: »Wieso haben Sie
so eine tiefe Stimme, Frau Nuhr?« Frauen können das oft nicht begreifen, dass
man auch als Mann in der Lage sein kann, seine Klamotten selber zu kaufen. Die
denken dann: »Was ist mit dem los ... ist der transsexuell?«
Das ist ein Missverständnis. Was Frauen nicht verstehen,
ist: Männer kaufen durchaus gerne ein, auch Klamotten, aber: wenn sie welche
brauchen! Also wenn die alten kaputt sind ... Das machen Männer mit allen
Sachen so. Auch mit Klopapier. Männer sehen, dass die Rolle kleiner wird. Sie
sehen auch, dass keine neuen Rollen mehr da sind. Deshalb würde ein Mann aber
niemals einfach so Klopapier kaufen gehen. Nein, der Mann will da sitzen, am
Rollenhalter rumfingern ... Und plötzlich ruft er völlig überrascht: »Och nö
... kein Klopapier mehr ... Gestern war da doch noch welches ... Ich muss neues
Klopapier jagen gehen, uh, uh, uh ...« Und dann zieht er hinaus und überfallt
die Nachbarländer, die noch über Klorollen verfügen.
So zumindest ist es früher gewesen. Heute sind Männer
keine Jäger mehr, sie erobern nicht mehr, sie gehen einkaufen. Und dann kaufen
Männer exakt zwei Rollen Klopapier. Warum zwei? Weil es sie einzeln nicht gibt.
Oder sie kaufen 30 Paletten Klopapier, drei Kellerregale zum Stapeln, ein
Schraubendreher- und einen Schraubenschlüsselset zum Zusammenbauen und eine
neue Kloschüssel mit Fäkalanalysesautomatik, atomar gesteuertem Häcksler und
Hebepumpe. Männer kaufen nämlich entweder für einen Tag oder für die Ewigkeit.
Man sieht ja oft Container vor dem Haus, Menschen, die
Kisten raustragen, und man denkt, da zieht einer aus. Das sind aber oft nur
Männer, die die abgelaufenen Lebensmittel ausräumen.
Dabei sind Männer eigentlich in der Lage, in die Zukunft
zu denken, also zu planen. Im Haushalt allerdings verschwindet diese Fähigkeit.
Beispiel: kochende Männer. Männer kochen gut! Sehr gut! Hingebungsvoll! Das
Fleisch ist fertig. Zart! Toll! Ein Gedicht! Und dann sagt der Mann: »Das
Fleisch ist ja super geworden! Zart! Toll! Ein Gedicht! Nach zweieinhalb
Stunden im Ofen, genau auf den Punkt! Super! So. Und jetzt schäl ich erst mal
Kartoffeln ...« Oder sie hauen mit dem Bohrhammer den vor vier Stunden
aufgesetzten Reis aus dem Topf. Guten Appetit!
Pizza-Service 11. März 2006
Neulich in Hanau habe ich ein Haus betreten, das ich gar
nicht kannte, weil ich voll des Glaubens war. Der Glaube ist es schließlich,
der uns Menschen antreibt. Ich befand mich in der Überzeugung, ich würde dort
etwas finden, was mich am Leben hält, was mich wärmt, was mich nährt, denn
draußen an diesem Haus stand ein großes Schild: PIZZA-Service!
Ich muss vorwegschicken, dass ich es eilig hatte. Und wenn
man in Eile ist,
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