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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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wenn sich der
Zuständigkeitsbereich über das gesamte Universum erstreckt. Das ist nämlich
ziemlich groß. Was für eine Arbeit! Das wäre nichts für mich.
     
    Digital geheilt 2. April 2006
    Wahnsinn! Heute gibt es Elektrogeräte, richtig neue
Elektrogeräte, mit neuen Benutzeroberflächen, neuen Designs, neuen Funktionen,
die ganz frisch auf den Markt geworfen worden werden - und ich kaufe sie nicht!
Ist das nicht irre? Ich bin geheilt!
    Und zwar enthalte ich mich nicht etwa nur aus Entsorgungsgründen.
Man wird das Zeug ja nicht mehr los, und ich verfüge über lediglich zwei
Kellerräume, in denen sich schon PDAs, Notebooks, Desktops,
Keyboards, Recorder, Medien, Kabel, Ladegeräte, Akkus und der ganze Rest
stapeln, sodass nichts mehr reingeht. Und wegschmeißen darf man das Zeug nicht,
weil es sich um Sondermüll handelt. Aber das ist nicht der Grund, warum ich
nicht mehr jede Neuheit sofort kaufe, nein!
    In Wahrheit bin ich tief enttäuscht. Natürlich haben viele
Elektrogeräte mein Leben stark vereinfacht. Es ist ungemein praktisch, wenn
einem beim Joggen der digitale Pulsmesser mitteilt, dass man gleich einem
Herzinfarkt erleiden wird. Da kann man sich in aller Ruhe auf eine Bank setzen
und schon mal das Bestattungsinstitut informieren. Gut ist auch, das Füttern
des Meerschweinchens von einem computerbasierten Steuergerät erledigen zu
lassen. Wenn dann alle verhungert sind, weiß man, dass man vergessen hat, den
Futtertrog-Leerstandswarner einzustellen, eine Problematik, auf die im Handbuch
auf Seite 165 eigens hingewiesen wird!
    Dennoch hatte ich von der Alltagselektronisierung einfach
mehr erwartet. Ich bin enttäuscht! Warum muss ich mich beim Toilettengang immer
noch nach meinem Blasendruck richten? Und warum gibt es da kein Display, das
mich darüber informiert, dass ich es nicht mehr rechtzeitig bis nach Hause
schaffen werde? Könnte nicht wenigstens die Hose eine Feuchtigkeitsfrühwarnung
ausgeben?
    Bis heute gibt es keinen Gummistiefel, der den Wasserstand
außen mit dem inneren Fußschweißpegel abgleicht und bei mehr Feuchtigkeit innen
als außen ein Ventil öffnet. Das ist doch eine verpasste Chance, der digitale
Gummistiefel.
    Zum Glück gibt es jetzt endlich etwas, worauf ich lange gewartet
hatte. Gerade habe ich auf dem Flohmarkt ein neues Telefon entdeckt und gleich
gekauft. Das ist eine wahnsinnige Innovation! Der Hörer ist mit einer Schnur,
einem sogenannten Kabel, an einem Telefonapparat befestigt, und der Telefonapparat
ist wiederum mit einer weiteren Schnur an die Telefonbuchse angeschlossen. Das
finde ich super! Da hört die Sucherei nach den Mobilteilen endlich auf. Da
glaubt man doch wieder an den Fortschritt. Herrlich!
     
    Lügen 5. April
2006
    Was ist eigentlich schlauer? Lügen - oder ehrlich sein?
Zwar sagt der Volksmund: »Ehrlich währt am längsten.« Aber länger ist ja nicht
unbedingt gleich besser. Beim Zahnarzt beispielsweise finde ich es besser,
wenn es schneller vorbei ist. Auch wenn die Verwandtschaft am Apparat ist,
versucht man doch gern mit allen Mitteln, das Ganze abzukürzen, notfalls auch
mit einer Lüge wie: »Ich muss los ...«Ich gehe auch gerne mit dem Telefon in
der Hand zur Haustür, klingele kurz und sage: »Oh, es klingelt... Ich muss
Schluss machen ...«
    Trotzdem würde ich behaupten: Ich bin ein ehrlicher
Mensch. Allerdings nicht immer. Manchmal ist es doch einfach dumm, ehrlich zu
sein. Es gibt Fragen, die man niemals ehrlich beantworten sollte. Fragen vom
Typ »Bin ich zu dick?« gehören ohnehin in diese Kategorie. Oder die Frage:
»Willst du die hier anwesende Dingsda lieben in guten wie in schlechten Zeiten
... bis dass der Tod euch scheidet?« Bitte, diese Frage sollte man niemals
ehrlich beantworten, nach dem Motto: »Ich plane eigentlich ungern so weit im
Voraus. Und außerdem: Wann soll der Tod denn eintreten?« Nein. Da muss man auch
mal gezielt lügen und beherzt »Ja« sagen können. Das Flugticket nach Paraguay
kann man sich immer noch kaufen.
    Die Lüge ist ein essentieller Bestandteil unseres Lebens.
Deshalb gibt es Sätze, denen man grundsätzlich mit großem Misstrauen begegnen
sollte, Sätze wie: »An dem Wagen ist nichts dran.« Oder: »Schatz, bei uns in
der Firma arbeiten alle bis tief in die Nacht.« Oder: »Das kriegen Sie
nirgendwo billiger.« So was glaubt man ja oft und denkt sich: »Das kauf ich,
ich bin doch nicht blöd!« Doch, natürlich ist man blöd, gerade darum, weil man
diesen Mist geglaubt hat.
    Man sagt ja auch:

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