Nuke City
er hatte angenommen, daß dies auf die gleichen Gründe wie bei ihm zurückzuführen war - auf die Tatsache, in bitterer Armut geboren und aufgewachsen zu sein.
»Denk noch mal drüber nach«, sagte Strevich. »Sie ist eine bekannte Größe in Militärkreisen, keine Frage.«
»Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Ich habe hier nichts gesehen, das bedeutend genug wäre, um Knight Errant auf breitester Front zu mobilisieren. Gut, es sind da ein paar komische Sachen vorgefallen, aber...«
»Vielleicht solltest du mir erzählen, was das für komische Sachen sind«, sagte Strevich.
»Nur, wenn du meine Fragen beantwortest.«
»Ich beantworte, was ich beantworten kann«, sagte sein Freund, »und alle Fragen, die ich nicht beantworten kann, bemühe ich mich, für dich zu klären. Aber erwarte nicht zu viel. Senator Birch ist augenblicklich im Überwachungskomitee. Ich bin sicher, daß er sich noch lebhaft an dich erinnert. Von seiner Frau weiß ich es jedenfalls genau.«
»Danke«, sagte Kyle. »Du wußtest schon immer genau das Richtige zu sagen.«
»Dein Verriß, Chummer, nicht meiner.«
»Paß auf«, sagte Kyle, »ich erzähle dir jetzt, was hier vorgeht, und dann können wir uns vielleicht alles zusammenreimen.«
»Gemacht«, sagte Strevich.
»Gemacht«, sagte Kyle, und dann erzählte er Strevich die ganze Geschichte.
Strevich hörte sich Kyles Bericht schweigend an, aber es war offensichtlich, daß der FBI-Mann nichts von alledem wissen wollte. Je mehr Kyle erzählte, desto aufgeregter schien Strevich zu werden, wenngleich er das erfolglos zu verbergen versuchte.
»Das Wesen dieses Geistes ist weiterhin unklar, aber ich hatte auch noch keine Zeit, irgendwelche Nachforschungen anzustellen«, beendete Kyle seine Geschichte.
Strevich schwieg, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und in die Ferne starrte. »Kyle«, sagte er nach einer langen Pause, »wir sind schon sehr lange befreundet.«
Kyle spürte, wie ihm kalt wurde. Ihm gefiel weder diese Einleitung noch Strevich' ruhiger Tonfall.
»Hör auf mich, wenn ich dir sage: Halt dich von dem Truman-Jungen fern.«
»Warum?« fragte Kyle. »Warum?«
»Das kann ich dir nicht sagen.«
Kyle hieb mit der Faust auf den Tisch, und das Trideoabbild von Strevich waberte. »Gottverdammt noch mal! Du mußt mir aber irgendwas sagen!«
Strevich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich schwöre bei Gott, ich wünschte, ich könnte, aber diese Sache ist so massiv unter Verschluß, daß es mir angst macht.«
»Du mußt mir irgendwas sagen.«
»Das tue ich ja, Kyle - halt dich von dem Truman- Jungen fern. Was dort vorgeht, ist schlimm, vielleicht so schlimm, wie es überhaupt nur werden kann. Und du bist mitten darin. Stell die Verbindung zu den Trumans ein, und stell auch die Verbindung zu deiner Schwägerin ein.«
»Zu meiner Schwägerin?« fragte Kyle. »Was, zum Henker, hat sie damit zu...«
»Ich kann dir nicht mehr sagen«, unterbrach Strevich. »Wenn du je meinem Wort vertraut hast, dann hör jetzt auf mich. Setz dich ab.«
»Das kann ich nicht. Nicht, ohne mehr zu wissen.«
»Ich kann dir nicht mehr sagen. Das mußt du einfach verstehen.«
Kyle nickte. »Ja, das tue ich. Mach's gut, Dave.« Er unterbrach die Verbindung, dann saß er eine Zeitlang einfach nur da und starrte auf den leeren Bildschirm. Schließlich nahm er sein tragbares Telekom und verband es mit der Datenbuchse hinter seinem linken Ohr. Einen Sekundenbruchteil später hatte er die Nummer aufgerufen, die er brauchte, und gab sie ein. Es klingelte zweimal, aber er sah kein Bild. Wie sein eigenes verfügte auch Hanna Uljakens Mobiltelekom nicht über eine Videokamera.
»Hanna Uljaken«, meldete sie sich.
»Hanna, hier ist Kyle Teller.«
»Hallo!« Ihre Stimme klang fröhlich und so, als hätte sie noch mehr Schlaf bekommen als er. »Im Krankenhaus ist alles beim alten.«
»Das ist gut, nehme ich an. Aber deswegen rufe ich nicht an. Ich brauche Ihre Hilfe bei einigen Nachforschungen. Wie schnell können Sie bei mir im Hotel sein?«
Sie dachte kurz nach. »In zwanzig Minuten?«
»Gut. Wir sehen uns dann.«
Er unterbrach die Verbindung und betrachtete das Chaos, in das sich der Raum aufgelöst hatte. Er würde ihn aufräumen und reinigen lassen müssen, bevor sie eintraf. Und er brauchte eine Dusche.
Die Erwähnung des Namens Truman reichte, um die Hotelreinigung fünf Minuten nach seinem Anruf beim Empfang in seiner Suite erscheinen und mit der Arbeit beginnen zu
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