Nuke City
genommen hatte. Er war nirgendwo zu sehen, und das Zimmer war wenig bemerkenswert. Für die Küche links galt dasselbe, wenn man davon absah, daß der Mülleimer offenbar durchsucht und geplündert worden war. Der leere Freßnapf des Katers stand zusammen mit dem gleichfalls leeren Wassernapf in der Nähe der Tür zur Hin tertreppe neben seinem offenbar benutzten Katzenklo und einem komprimierten Müllbeutel.
Kyle ging durch die Küche und den kleinen Flur, der zum Badezimmer am Ende und zum Schlafzimmer gegenüber führte. Letzteres überprüfte er zuerst. Das Bett war ungemacht. Ein kleiner Ventilator auf der Nachtkonsole blies warme Luft über die Laken. Das Zimmer war, abgesehen von den Möbeln, leer. Von unter dem Bett starrten ihn zwei trübe Augen an. Grendel.
Eine rasche Durchsuchung des Badezimmers und verschiedener Wandschränke erbrachte nicht das geringste. Er füllte Grendels Freß- und Wassernapf in der Küche, und der Kater, der keine Extraeinladung brauchte, machte sich mit frischer Energie über sie her.
Abgesehen von einigen traurig aussehenden Pflanzen im Wohnzimmer war der Kater vermutlich das einzige Lebewesen, welches sich in der vergangenen Woche in dieser Wohnung aufgehalten hatte.
Von den sieben Botschaften auf dem Anrufbeantworter stammten sechs von Beth. Der siebente Anrufer hatte sich verwählt.
Er durchsuchte die Wohnung und fand wenig, wenn man von einem in einem kleinen Karton im Wandschrank versteckten Vorrat geheimer Literatur und Chips der Universellen Bruderschaft absah. Dann fand er in einer Plastiktüte in der obersten Schublade der Schlafzimmerkommode Ellens Hausschlüssel und Brieftasche, wobei auch ihr Kredstab fein säuberlich in der Halterung auf der Rückseite der Brieftasche steckte. Außerdem waren ungefähr hundertzwanzig Dollar Papiergeld in die Brieftasche gestopft. Wenn es sich dabei nicht um eine Notreserve handelte, war Ellen Shaw vor einer Woche ohne Geld, Ausweis und Schlüssel aus dem Haus gegangen und nicht zurückgekehrt.
Kyle stöberte noch etwa eine Stunde in der Wohnung herum und weigerte sich schließlich, Grendel noch einmal zu füttern, als der Kater um einen vierten Napf mit Futter bettelte. Als er schließlich ging, konnte Kyle hinsichtlich des Türschlosses wenig unternehmen, also setzte er seine Magie ein, um das Holz ein wenig zu verbiegen, nachdem er die Tür von außen zugezogen hatte. Die Tür würde sich öffnen, aber nur, wenn derjenige, der die Wohnung betreten wollte, seine Schulter einsetzte.
Draußen spielten die Kinder jetzt ein Stück weiter entfernt; ein Streifenwagen von Eagle Security hatte neben einem weißen Minivan gehalten, der nicht weit von der Stelle, wo die Kinder ursprünglich gespielt hatten, vor einem Hydranten parkte. Ein Beamter, ein junger Chinese, begutachtete offenbar die Zulassungsnummer und jagte sie durch seinen tragbaren Polizeicomputer. Sein Partner, eine Frau, wie Kyle vermutete, wenngleich er nicht viel mehr über sie sagen konnte, stand auf der Fahrerseite und redete mit jemandem, den er durch die getönte Windschutzscheibe nicht erkennen konnte. Als Kyle das Haus verließ, drehten sich beide um und sahen ihn an.
Sein Mobiltelekom klingelte.
Kyle ließ es noch zweimal klingeln, da er auf astrale Wahrnehmung wechselte und die Gegend einer raschen astralen Überprüfung unterzog. Alles sah ganz normal aus, absolut und vollkommen normal, auch der Minivan, der Streifenwagen und die beiden Polizisten. Beim vierten Klingeln griff er in die Tasche und steckte sich das Verbindungskabel in die Buchse hinter seinem linken Ohr.
»Ja«, sagte er zu dem Anrufer, während er den weißen Minivan im Auge behielt.
Hanna Uljakens Stimme hallte in seinem Ohr, sobald der Stecker in seiner Datenbuchse klickte, und ihr Bild nahm vor seinen Augen Gestalt an.
»Kyle, ich bin es.« Sie befand sich offenbar immer noch in seiner Hotelsuite.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte er.
Die Frage schien sie zu verwirren. »Ja, natürlich. Und wie sieht es bei Ihnen aus?«
»So weit so gut.«
Plötzlich war sie hellwach und auf der Hut. »Devress rief mich gerade an. Man erwartet mich umgehend in der Wohnung der Trumans. Er wollte sich nicht darüber auslassen, aber irgendwas ist da im Busch. Er hat auch nach Ihnen gefragt. Ich sagte ihm, ich würde Sie verständigen.«
Immer noch zuhörend, beobachtete Kyle, wie sich die beiden Polizeibeamten lässig von dem Minivan entfernten und wieder in ihren eigenen Wagen stiegen.
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